Die laufende Klimadebatte scheint dem heimischen Ökostrommarkt neuen Schwung zu verschaffen.
Die laufende Klimadebatte scheint dem heimischen Ökostrommarkt neuen Schwung zu verschaffen. Darauf deuten die Ergebnisse der 14. E&M- Ökostromumfrage hin.
Die heimische Ökostrombranche zeigt sich wieder optimistischer. Die führenden Anbieter rechnen für dieses und das kommende Jahr mit wachsenden Kunden- und Absatzzahlen. Das zeigen die Ergebnisse der 14. Ökostromumfrage die Fachzeitung Energie & Management (E&M), die mit dieser bundesweit nach wie vor einzigartigen Erhebung im Jahr 2005 begonnen hatte. So erwarten gleich 72 Prozent der befragten Anbieter für dieses und das kommende Jahr mit weitaus besseren Kundenzahlen im Vergleich zu 2018, das auch schon erste Aufwärtstendenzen gezeigt hat.
Robert Werner, der mit einem Team vom Hamburg Institut auch dieses Mal die E&M-Erhebung betreut hat, will dieses Zahlen nicht überbewertet wissen: „Es gibt sicherlich einen Trend zu mehr Grünstrom. Immer mehr Kunden gehen davon, dass sie von ihrem Versorger nur noch Grünstrom geliefert bekommen.“ Diese Entwicklung dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, „dass der Ökostrommarkt hierzulande ein hart umkämpfter Markt bleibt.“
Dass die seit Wochen anhaltende Klimadebatte den Ökostrommarkt nachhaltig stärkt, kann aber Udo Sieverding derzeit nicht erkennen: „Einzelne Anbieter haben sicherlich mehr oder weniger ausgeprägte Kundengewinne zu verzeichnen gehabt, aber trotz der Auseinandersetzungen um den Hambacher Forst, den Fridays for Future-Aktivitäten von Greta Thunberg und dem erneuten Hitzesommer bleibt die Wechselbereitschaft weit unter dem Niveau, das wir eine Zeit lang nach dem GAU von Fukushima gesehen hatten“, sagt der Kenner des Grünstrommarktes und Leiter der Energieabteilung bei der Verbraucherzentrale in Nordrhein-Westfalen.
Dass die Entwicklung zu immer mehr Grünstrom anhält, zeigt noch eine weitere Zahl. Für die E&M-Erhebung hat der Daten- und Informationsdienstleister GET AG aus Leipzig exklusiv auf Basis der von den Versorgern ausgewiesenen Tarife und Stromkennzeichnung ermittelt, dass mittlerweile bundesweit 304 Anbieter ihr Privatkundenportfolio komplett auf Grün umgestellt haben. Damit setzt nun mindestens jeder dritte Ökostromanbieter (35,35 %) komplett auf eine Grünstrom-Lieferung an seine Kunden.
Neuen Schwung in die Debatte um guten Ökostrom dürfte ab 2021 der Wegfall von mehreren Tausend Wind- und Solarkraftwerke aus der Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz bringen. Allein in der Windbranche endet bis Mitte der 2020er Jahre mit schätzungsweise 16 000 Megawatt Windkraftleistung für rund 30 Prozent des heutigen Anlagenbestandes die feste Einspeisevergütung. Für den Weiterbetrieb müssen sich die betroffenen Windmüller neue Vermarktungs- und Absatzkonzepte überlegen.
Vorausgesetzt, diese Altanlagen bleiben in Betrieb und werden nicht abgerissen, stehen quasi über Nacht zig Millionen Kilowattstunden preiswerten Ökostroms aus deutschen Landen zur Verfügung. „Genau mit diesem Wind- und Solarstrom könnten neue Stromprodukte entwickelt werden, deren Story für die Verbraucher verständlich und glaubhaft rüberkommt. Bis dahin müssen die Anbieter irgendwie durchhalten“, hofft Verbraucherschützer Udo Sieverding.
Gleich 89 % der teilnehmenden Anbieter bei der jüngsten E&M-Ökostromumfrage erwägen mehr oder weniger konkret den Bezug von Ökostrom mittels längerfristiger Power-Purchase-Agreements (PPA)-Verträge mit bis zu fünf Jahren Laufzeit, bei 65 % der Versorger wir sogar über zehnjährige Laufzeiten für die PPA-Vereinbarungen nachgedacht.
Mit dieser E&M-Umfrage hat erstmals das Innogy-Tochterunternehmen Eprimo Lichtblick als führenden Grünstromanbieter im Haushaltskundensegment abgelöst. Nach der E&M-Analyse versorgen hierzulande neben Eprimo und Lichtblick, Entega, Enercity sowie Lekker Energie die meisten Haushalte mit Ökostrom.
Die diesjährige E&M-Ökostromumfrage 2019 wurde von insgesamt sieben Unternehmen und Vereinen unterstützt: Das Gütesiegel ok-power-Label, GASAG AG, VERBUND AG, STAWAG AG, eprimo GmbH, EWS Elektrizitätswerke Schönau eG, naturstrom AG.
Zur „E&M Ökostrom-Umfrage 2019“: https://www.energie-und-management.de/oekostrom
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