Der italienische Nationalpark Val Grande in der Nähe des Lago Maggiore feiert sein 25. Jubiläum
Nur einen Katzensprung westlich des Lago Maggiore erstreckt sich eine besondere Naturschönheit, der Nationalpark Val Grande. Immer noch abseits der Touristenströme eröffnet der Parco Nazionale della Val Grande dem Besucher auf ca. 15000 ha fast menschenleere Wildnis. Erste Bemühungen, hier einen Park einzurichten, gehen bereits auf die 50er Jahre zurück, und am 23. November 1993 wurde schließlich der Nationalpark gegründet.
Königsadler, Wanderfalken, Gämsen, Füchse, Marder haben hier in echter Wildnis ein Paradies gefunden: Immer schon war diese gebirgige Gegend nur dünn besiedelt. Die wenige Alm- und Waldwirtschaft wurde wegen der schweren Bedingungen Mitte des 20. Jh. fast vollständig aufgegeben. Seither hat sich die Natur ihren angestammten Raum zurückerobert und bietet dem Wanderer ein besonderes Naturerlebnis. Es locken in den niederen Lagen dichte Laubmischwälder mit einem beeindruckenden, teils jahrhundertealtem Kastanienbestand, und etwas höher wild-romantische Fichtenwälder.
Der Park stellt eine Welt für sich dar. Er ist von einem ausdifferenzierten Wanderwegenetz in diversen Schwierigkeitsgraden durchzogen. Für den ungeübten Touristen wie für den fitteren Wanderfan, hier ist jedem Natur pur garantiert, und man kann die Seele baumeln lassen. Wer möchte, kann sich einem der offiziellen Parkführer anvertrauen. Am Jubiläumstag des Parks werden 19 neue Parkführer mit Fremdsprachenkompetenz lizensiert, auch für Deutsch. Diverse Veranstaltungen und Konferenzen finden sich im diesjährigen Programm. Den wohl größten Aufmerksamkeitsschub hat dem Park zum Jubiläum der Spielfilm „La Terra Buona“ des Regisseurs Emanuele Caruso beschert. Der Film, der ab nächstem Jahr auch in die deutschen Kinos kommt, erzählt von einem naturverbundenen Leben und wurde ausschließlich im Park Val Grande gedreht.
Wer das Naturabenteuer vervollkommnen möchte, dem sei eine Übernachtung mitten in der Abgeschiedenheit empfohlen, sei es in einem der vier Berghütten oder in einem bivacco, einer unbewachten Hütte; hier hat man ein Dach über dem Kopf, bringt seinen Schlafsack und sein Essen mit. Es gibt einen Herd, um auf einem Holzfeuer zu kochen. Außerdem ist das Parkinnere frei von Mobilfunknetzen, abschalten ist also garantiert.
Auch in geologischer Hinsicht hat der Nationalpark einige Besonderheiten zu bieten. Seine Berge wie der Pedum, Proman, Corni di Nibbio, Cima Sasso und Cima della Laurasca liegen allesamt auf der unter Geologen als „Ivrea-Verbano-Zone“ bekannten kontinentalen Erdkruste. Das Verhältnis der Menschen zum Gestein war hier immer sehr intensiv. Unter anderem befindet sich hier der Steinbruch des Mailänder Doms, die Cave di Candoglia, aus dem bis heute rosa Marmor ausschließlich für den Dom gewonnen wird. Die Cave di Candoglia ist streng gesichert, kann aber von außen besichtigt werden. Seit September 2018 ist der Nationalpark folgerichtig Teil des Sesia Val Grande UNESCO Global Geopark, der sich über 2202 qkm, ganz grob, vom Lago Maggiore bis an den Monte Rosa erstreckt.
Und wie es Italien üblich ist, kommen auch die Gaumenfreuden nicht zu kurz. Seit 2001 organisiert die Parkverwaltung zusammen mit dem Kulturverein „Le Donne del Parco“ alljährlich die Genussroute „I sentieri del gusto“. Die Gastronomiebetriebe der Gemeinden im Park bieten kulinarische Genüsse der hiesigen Bergküche zu einem Fixpreis an. Eine deftige Küche, angereichert durch hochwertige Spezereien, zu denen Schinken, Salami, Ziegenkäse und unbedingt hauchdünn geschnittene Bresaola gehören.
Weitere Informationen sind zu finden unter www.parcovalgrande.it