Und jährlich grüßt das Murmeltier …

So oder so ähnlich müssen sich Kleinanleger vorkommen, wenn der Wonnemonat Mai beginnt. „Sell in May and go away, but always remember to come back in September.“ Das bedeutet nichts anderes, als einen kompletten Ausstieg aus dem Börsengeschehen während der Sommermonate zu wagen und erst im Herbst wieder aktiv in das Börsengeschehen einzugreifen.

Warum kann die Regel richtig sein?

In den Sommermonaten sind die meisten Fondsmanager (Profis) und Kleinanleger (Amateure) mit anderen Dingen beschäftigt: Sie sind zum großen Teil in Urlaubsparadiesen im In- und Ausland unterwegs und widmen den Depots und der Börse weniger Zeit als sonst. Und die Statistik gibt ihnen sogar recht. Betrachten wir nämlich die monatliche Wertentwicklung des DAX über die vergangenen 30 Jahre hinweg, sind im Sommer überdurchschnittlich häufig Verluste zu verzeichnen.
Während der Mai mit 12 negativen Jahren und einer leicht positiven Durchschnittsperformance noch im Mittelfeld rangiert, landete der Index im Juni 16 Mal im roten Bereich. Getoppt wird dieser Wert nur noch vom September mit 18 Negativ-Ergebnissen. Auch der August präsentiert sich mit 15 Minus-Jahren vergleichsweise schwach. Nur der Monat Juli ist etwas besser gelaufen, sofern sich die nur 11 negativen Jahre als ein positives Ergebnis deuten lassen. Im Juli ist der Höhepunkt der Urlaubszeit und die meisten Anleger sind schon ausgestiegen, also können kleine Positionsveränderungen hier große Wirkung entfalten. Alle drei anderen Monate weisen also über 30 Jahre lang im Gegensatz zu den übrigen Monaten eine negative Durchschnittsperformance auf.

So ist es naheliegend, dass Anleger überlegen, ob sie im September oder Oktober ihre Wertpapiere wieder billiger einsammeln können, die sie im Mai zu einem höheren Preis verkauft haben.
Und auch eine weitere Überlegung werden unsere Kleinanleger miteinbeziehen, nämlich die nach der statistischen Wahrscheinlichkeit des Eintritts dieser Regel in diesem Jahr. Denn wenn Mathematiker vielleicht 65 Prozent ausrechnen, so sagt das noch lange nichts über dieses Jahr oder auch die kommenden Jahre aus. Für den einen reicht die Wahrscheinlichkeit, für den anderen muss sie höher ausfallen.

Warum die Regel dieses Jahr nicht eintreten könnte

In einer Zeit, in der die Börsen von einem Tweet des amerikanischen Präsidenten abhängig sind, kann sich das Klima an den Märkten ständig sowohl positiv als auch negativ verändern. Zuletzt sahen wir das im positiven Sinn bei der Aussetzung der Strafzölle auf europäische Autos für die nächsten sechs Monate. Die Börse verfiel in eine fast euphorische Stimmung, weil Trump es sich aktuell nicht leisten kann, eine weitere Front im Wirtschaftskrieg zu eröffnen. Denn erst muss er den Sieg im Handelsstreit mit China erringen. Und hier wird es wahrscheinlich keine schnelle Einigung geben. So verliefen die Verhandlungen zwischen den USA und China bisher ohne greifbare Ergebnisse. Trump setzte sofort die Zölle auf chinesische Importe im Volumen von 200 Milliarden Dollar im Jahr von 10 Prozent auf 25 Prozent hoch. Außerdem hat er noch ein Ass im Ärmel: Er kündigte an, die verbleibenden chinesischen Importe im Volumen von 300 Milliarden Dollar bei Bedarf ebenfalls mit 25 Prozent zu besteuern. Und wie wir Trump kennen, wird er das auch tun.
China reagierte ebenfalls mit Strafzöllen auf US-Importe im Volumen von 60 Milliarden Dollar. Aber das war es auch schon. China ist damit am Ende der Eskalationsmöglichkeiten angelangt, denn mehr importiert China nicht aus den USA.

Nun ist China wieder am Zug. Einigen sich die beiden Kontrahenten während des Sommers, dann könnten wir trotz Urlaubszeit ein Feuerwerk an den Märkten erleben.

Ein weiteres Problem wird höchstwahrscheinlich auch nicht während der Urlaubszeit gelöst werden. Das Brexitproblem wird durch den angekündigten Rücktritt der britischen Premierministerin Theresa May nicht verschwinden, wenn der sich herauskristallisierende Favorit Boris Johnson ihr Nachfolger im Amt wird. Aber wenn doch?

Außerdem gibt es noch Gefahren für den Ölpreis, der immer wieder massiv durch die politische Agenda beeinflusst wird. Doch egal, wie die Lösung im Konflikt mit dem Iran und in Venezuela aussehen wird (militärisch oder politisch), die Märkte werden so oder so reagieren.

Diese und andere weltpolitisch nicht ausrechenbare Probleme sowie deren Auswirkungen auf die Depots werden die Anleger den diesjährigen Sommer über begleiten.

Liegen Anleger falsch mit ihrer Einschätzung, dann kann es teuer werden, und sie müssen ihre eigenen Wertpapiere im Herbst mit erhöhtem Aufwand zurückerwerben.

Fazit

Wenn Anleger dagegen nicht reagieren, dann kaufen sie weder zu teuer noch günstig ein im Herbst, denn sie haben die Aktien ja schon. Sie verlieren also nichts. Andererseits aber gewinnen Sie auch nichts.

Außerdem sollten Anleger bedenken, dass die Kosten für Kauf und Verkauf die möglichen Kursgewinne wieder einspielen müssen.

Das Dilemma können Anleger geschickt umgehen, indem sie einen Sparplan abschließen.
Aber es soll ja auch immer wieder Anleger geben, die die Aktien rechtzeitig richtig verkaufen und später wieder kaufen. Wir wünschen eine ruhige Hand bei der Anlage. Doch bedenken Sie: Hin und her macht Taschen leer – auch eine Börsenregel.

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