Dorffeste präsentieren das „andere“ Sardinien

Dass Sardinien mit Traum-Stränden und tadelloser Wasserqualität auftrumpfen kann, ist weithin bekannt. Anders sieht es mit den Schätzen aus, die es im Inneren der zweitgrößten Mittelmeerinsel zu entdecken gibt – kulinarische Spezialitäten und ein reiches kulturelles Erbe. Eine neue Eventreihe soll Lust auf das „andere“ Sardinien machen.

Der Herbst in der Barbagia mit seinen offenen Höfen, auf denen es reichlich zu verkosten und zu bestaunen gibt, hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Besuchermagnet entwickelt und die Barbagia, die einst so unwegsame Gegend in der bergigen Inselmitte, weithin bekannt gemacht. Nun locken auch die nördlich der Hauptstadt Cagliari gelegene Region Trexenta und die zentralsardische Hochebene Sarcidano mit einer Veranstaltungsreihe, die Interessierte von nah und fern mit lokalen Produkten und ihren Produzenten, mit lokaler Handwerkskunst, Kultur und Brauchtum bekannt machen will. Saboris Antigus nennen sich die Dorffeste, zu denen von Anfang November bis weit in den Dezember hinein rundum verschiedene Gemeinden einladen. Jeweils für ein Wochenende werden die dortigen Häuser und Höfe zu Pop-Up-Restaurants. Gäste können in Gaumenfreuden schwelgen, aber auch in Küchen und Werkstätten beim Kochen, Backen, Weben, Schmieden und Knüpfen zuschauen – und mancherorts sogar mitzumachen.

Auch 2023 wird Saboris Antigus gefeiert

Saboris Antigus 2022 geht dieser Tage zu Ende. Dass es 2023 eine weitere Ausgabe der Veranstaltungsreihe geben soll, steht unterdessen schon fest. Den Veranstaltern zufolge hat es vielen Besuchern gefallen, „Sa mullidura“ zu probieren, ein Frühstück mit frisch gemolkener Milch, wie es sich die Hirten dieser Gegend seit Menschengedenken zubereiten. Mit großem Interesse haben die Schaulustigen in Gergei „Su Sessineddu“ miterlebt. Diese feierliche Fürbitte richten die Bewohner der 1000-Seelen-Gemeinde an den Heiligen Biagio, von dem sie sich Beistand in der entbehrungsreichen Jahreszeit erhoffen. In Siurgus Donigala, einem der Saboris Antigus-Dörfer, konnten Interessierte Bekanntschaft mit „Is Scruzzonis“ machen. So heißen die dämonischen, aus Wildbirnenholz geschnitzten Masken, die Böses von den Dorfbewohnern und ihrem Hab und Gut fernhalten sollen.
Tänze und Gesang, begleitet von den Launeddas, nach uraltem Vorbild gefertigten Blasinstrumenten, – all das fehlt nie, wenn Sarden ihre Feste feiern. Da machen die Saboris Antigus-Feste keine Ausnahme. In jedem teilnehmenden Dorf werden Plätze und Straßen zu Bühnen. Beeindruckende Trachten, melancholische Weisen und mitreißende Rhythmen machen jede Darbietung zu einem Erlebnis für Ohren, Augen und Herz. Weil es außerhalb der Dörfer auch einiges zu entdecken gibt, organisieren die Saboris Antigus-Veranstalter unter anderem fachkundig geführte Exkursionen durch nahegelegene Nuraghen-Siedlungen. Hier wandeln Besucher auf den Spuren einer bronzezeitlichen Kultur, die mit ihren steinernen Hinterlassenschaften bis heute, und besonders in den abgelegeneren Gegenden der Insel, den Charakter der Landschaft prägt.

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Bildquelle: Ettore Cavalli