Bergisch Gladbach – In einem „Offenen Brief“ wenden sich die Bewohner des Bau- und Wohnwagenplatzes Kölner Str. 59-61 in Bergisch Gladbach direkt an den Eigentümer. Der Landschaftverband Rheinland (LVR) hatte m Dezember eine Räumungsklage gegen die Bewohner angestrengt, um diese von der ehemaligen Straßenmeisterei in Bergisch Gladbach zu vertreiben. Der LVR möchte das Grundstück verkaufen, um ein kommerzielles Gesundheitszentrum dort errichten zu lassen. Noch im Dezember ließen Mitarbeiter des LVR durchblicken, dass der LVR die „Besetzer“ bis Mitte 2010 dort dulden würde, da vorher keine Bautätigkeit einsetzen kann. Doch nun droht die kurzfristige Räumung der sechs Bewohner mit ihren Wohnwagen und Hunden. In einem offenen Brief bitten sie den Landesdirektor im LVR um Aufschub bis in den Frühsommer. Im Folgenden wir der Brief dokumentiert.
An den Landesdirektor des LVR
– Harry Kurt Voigtsberger –
Räumungsbeschluss für Bauwagenplatz Kölner Str. 59-61, Bergisch Gladbach
Offener Brief
Sehr geehrter Herr Voigtsberger,
mit diesem Brief suchen wir ein offenes und ehrliches Gespräch mit Ihnen. Seit dem 28.11.2009 wohnen wir und unsere Hunde in unseren Wohn- und Bauwagen auf dem Grundstück des LVR, Kölner Str. 59-61 in Bergisch Gladbach. Wir sind sechs sowohl erwerbstätige als auch erwerbslose Bürgerinnen und Bürger aus Bergisch Gladbach, welche teilweise seit über zehn Jahren zusammen leben. Zur Zeit suchen wir nach einem dauerhaften Standort für unsere Wohn- und Bauwagen.
Bis zum Verkauf des Grundstücks konnten wir gemeinsam mit zehn weiteren Freunden von März 2004 bis September 2009 auf dem Gelände der Familie Meleghy an der Bensberger Straße in Bergisch Gladbach leben. Dort wurden wir dank der Großzügigkeit der Familie Meleghy fast fünf Jahre lang geduldet.
Im Sommer wurden wir mit Hilfe der Anwaltskanzlei Cornelius, Bartenbach, Haesemann & Partner (CBH) von diesem Gelände vertrieben und mussten unter dem Druck der Räumung auf das Gelände der Familie Lübbe in der Senefelder Strasse umziehen. Leider ist es uns nicht gelungen das Meleghy-Gelände vollständig aufzuräumen.
Auch auf dem Geländer Senefelder Strasse hatte die Anwaltskanzlei CBH wenig Mühen uns zu vertreiben und erwirkte erneut einen Räumungsbefehl. Wir mussten uns schon Ende November 2009 erneut nach einer vorübergehenden Bleibe umschauen. So haben wir das Lübbe-Gelände an der Senefeldstr. am 28.11.2009 dann aufgeräumt, sauber, geordnet und selbstständig verlassen.
Das Angebot der Stadt Bergisch Gladbach für einzelne Zimmer wird unserer Lebenssituation nicht gerecht, denn in deren Übergangs- und Sozialwohnungen können wir nicht als Gruppe zusammen leben. Auch sind Haustiere dort nicht gestattet. Unser Zusammenleben als Gruppe ist uns genauso wichtig wie unsere Hunde. Ohne unsere
„Familie“ und ohne unsere Hunde würde sich unsere Lebenssituation noch weiter verschlechtern. Deshalb kommt für uns ein Umzug in sozial isolierten Einzelzimmern ohne unsere Haustiere nicht in Frage. Leider ist es uns bisher nicht gelungen mit der Stadt Bergisch Gladbach eine gute und für alle zufriedenstellende Lösung zu finden. Im Gegenteil, alle unser konstruktiven Vorschläge wurden kategorisch abgelehnt.
Seit dem Umzug von dem Gelände der Familie Meleghy im Sommer 2009 ist unser Ziel einen dauerhaften und sicheren Ort zu finden, auf dem wir bleiben können. Seitdem suchen wir nach einem geeigneten Gelände, welches wir pachten/mieten können. Wir haben die Hoffnung ein Grundstück zu finden, für welches wir die Pacht/Miete gemeinsam aufbringen können. Bisher hatten wir noch keinen Erfolg.
So sind wir auf das Gelände an der Kölner Str. in Bergisch Gladbach gelangt. Schon vor dem Umzug war uns klar, dass wir auch dort nicht dauerhaft bleiben können. Die Pläne des LVR dieses Grundstück noch in 2010 für ein Gesundheitszentrum zu verkaufen, können und wollen wir nicht behindern. Deshalb haben wir uns sehr über die Möglichkeit gefreut, zumindest über den kalten Winter auf dem Gelände bleiben zu können. So hofften wir bis zum Frühsommer Zeit für die weitere Suche nach einem endgültigen Grundstück zu gewinnen. Die ersten Aussagen ihrer Kollegen, die uns vor Ort besucht haben, der Polizei, der lokalen Presse und der benachbarten Einwohner ließen uns nach Monaten der Hetze endlich etwas aufatmen.
Unsere allgegenwärtige Zukunftsangst wurde letzte Woche durch die Ankunft der Obergerichtsvollzieherin für diesen Bezirk wieder vergrößert. Seit letzter Woche droht uns durch die Räumungsklage des LVR und den Beschluss des Gerichts vom 17.12.2009 die tägliche Räumung und der totale Verlust unsere wenigen Habe. Auch diese Klage wurde wiederum von der Anwaltskanzlei CBH erwirkt, welche uns nun schon länger verfolgt.
Gerade jetzt im kalten Winter wissen wir nicht wohin wir gehen sollen und seit Ende November hatten wir nur wenig Gelegenheit um einen sicheren Platz zu finden. Wir suchen täglich weiter nach einer geeigneten, sicheren und soliden Lösung und brauchen mehr Zeit bis wir das Gelände des LVR an der Kölner Str. 59-61 verlassen können.
Sicher werden die Planungen, die rechtlichen Verfahren und der Verkauf des Grundstücks an der Kölner Str. 59-61 bis zum Frühsommer andauern. Bis dahin kann unsere Anwesenheit auf dem Gelände für den LVR, die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Bergisch Gladbach, unsere aktuellen Nachbarn und den zukünftigen neuen Eigentümer sicher keine Nachteile bewirken. Dies liegt auch nicht in unserer Absicht und wir hoffen bis zum Frühsommer einen sicheren und endgültigen Platz zu finden.
Wir bitten Sie um Aufschub der Räumung bis zum Frühsommer 2010. Dieser Aufschub setzt keine rechtlichen Zwangspunkte und würde uns helfen uns selbst zu helfen und gut über den Winter zu kommen. Es ist unsere Absicht das Gelände im Frühsommer freiwillig und ohne Kosten für die Steuerzahler aufgeräumt zu verlassen.
Wir würden uns sehr freuen, Sie und Ihre Kollegen persönlich zu einem Gespräch begrüßen zu dürfen. Wir sind aufgeschlossen für andere Vorschläge. Sie wissen ja, wo sie uns finden. Telefonisch erreichen Sie uns unter: 017X-XXXXX
Mit freundlichen Grüßen,
Die Bewohner des Bauwagenplatz, Kölner Str. 59-61