Demokratie braucht „überzeugte und überzeugende Christen“
Erzbischof Zollitsch: Mit Gott im Rücken im Jahr 2010 mutig Zukunft gestalten
Freiburg. Die Demokratie braucht nach den Worten von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch (Freiburg) „überzeugte und überzeugende Christen“, die in der Politik mitwirken und mitgestalten und „diesen Staat mittragen und konstruktiv prägen.“ Bei seinem Neujahrsempfang sagte der Erzbischof am Dienstagabend (12.1.2010) in Freiburg: „Als Christen legen wir Zeugnis ab und ich bin überzeugt: Wir müssen noch mehr Zeugnis wagen!“
Zollitsch erklärte: „Wir alle können durch unser Verhalten Einfluss nehmen; wir können durch die Art und Weise wie wir leben und miteinander umgehen, Zeugnis geben – vielleicht mehr als uns dies im Alltag oft bewusst ist.“ Jeder trage „Verantwortung für die Zukunft unserer Schöpfung“ und die Zukunft der ganzen Menschheitsfamilie. Der Erzbischof von Freiburg appellierte deshalb an das Verantwortungsbewusstsein aller: „Gerade jetzt sind alle politischen Kräfte gefordert, Parteiinteressen und Macht-Pokerspiele zurück zu stellen und für die enormen Probleme und Herausforderungen unseres Landes gemeinsam Lösungen zu suchen.“
Teure Rettungsschirme: Abbau des Schuldenberges muss unverzüglich starten
Ganz oben auf der Prioritätenliste steht nach Ansicht des Erzbischofs von Freiburg der Abbau der hohen Staatsverschuldung: „Sie hat sich durch die teuren Rettungsschirme zur akuten Krisenbewältigung noch weiter erhöht.“ Dies führe zu ungleichen und ungerechten Belastungen – vor allem für die nachkommenden Generationen, denen die Zinslast und die Rückzahlung dieser Schulden aufgebürdet werde. „Es ist verantwortungslos, zulasten derjenigen zu leben, die sich nicht dagegen wehren können. Deshalb ist ein Gegensteuern dringend notwendig und geboten: Der Abbau des Schuldenberges ist ein langfristiger Kraftakt, mit dem unverzüglich begonnen werden muss“, sagte Erzbischof Zollitsch beim Neujahrsempfang für die Laien in Freiburg.
Politischer Weitblick ist nach Überzeugung des Erzbischofs von Freiburg nicht nur bei der Generationengerechtigkeit, sondern auch bei der internationalen Solidarität gefordert. „Unsere Verantwortung endet weder an den Grenzen unseres Landes noch an den Grenzen Europas. Unser globales Engagement im Kampf gegen Hunger, Armut, Krieg und nicht zuletzt gegen die Auswirkungen des Klimawandels darf nicht nachlassen. Damit leisten wir einen unersetzlichen Beitrag zu mehr Frieden, Gerechtigkeit, Freiheit und Entwicklung in dieser Welt“, betonte Zollitsch. Eine kluge Politik ziele nicht auf den kurzfristigen Effekt, sondern auf den langfristigen Erfolg und die nachhaltige Wirksamkeit. Hier seien Christen besonders gefordert.
Ehrenamt bewegt: Erzdiözese Freiburg will zu Engagement ermutigen
Das Erzbistum Freiburg will alle Ehrenamtlichen ermutigen und lädt sie zum Diözesantag am 27. Juni 2010 nach Freiburg ein. Er steht unter dem Leitwort: „Engagiert ? präsent ? begeistert. Ehrenamt bewegt.“ Der ehrenamtliche Dienst sei für die Kirche nicht einfach ein Dienst, der bei Personalmangel als Lückenbüßer herhalten müsse: ‚Der Reichtum der Kirche sind alle, die sich im Dienst Jesu Christi einbringen ? ob Alt oder Jung, ob Frau oder Mann, ob verheiratet oder alleinstehend. Niemand ist überflüssig. Zollitsch wünschte den Gästen des Neujahrsempfanges ein gutes und friedvolles Jahr 2010 unter dem Segen Gottes: „Wagen wir mit Gott im Rücken, mutig die Zukunft zu gestalten.“
„Demokratie braucht Tugenden und Gemeinwohlorientierung“
Der Politologe Prof. Wolfgang Jäger sprach beim Neujahrsempfang zum Thema: „Demokratie braucht Tugenden“. Wie Jäger, der von 1995 bis 2008 Rektor der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg war, unter Hinweis auf zahlreiche Buchtitel („Die Republik der Wichtigtuer“, „Die verblödete Republik“, „Die Republik der Dilettanten“) feststellte, haben Beschimpfungen unseres Gemeinwesens derzeit Hochkonjunktur. Die politische, aber auch die wirtschaftliche und journalistische Elite, werde aufs Korn genommen. Die Kritik ziele nicht auf die Verfassungsordnung der Bundesrepublik, sondern auf die Amtsträger. Das Grundgesetz sei längst über die bloß instrumentelle Funktion einer Verfassung herausgewachsen; es habe symbolischen Rang als zentrale Kraft der Integration unserer Gesellschaft erlangt. „Die Kirchen hatten und haben daran ihren Anteil“, sagte der Politikwissenschaftler in seiner Ansprache.
– Der Vortrag von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch trägt den Titel „Mit Gott im Rücken mutig Zukunft gestalten. Christliches Engagement in Demokratie und Gesellschaft.“ Der Wortlaut ist nachzulesen im Internetportal des Erzbistums http://www.erzbistum-freiburg.de . Gedruckte Exemplare der Ansprachen des Erzbischofs zum Jahreswechsel 2009/2010 sind (Bestellnr. 03170210) zu bestellen beim Erzbischöflichen Seelsorgeamt ? Referat Technik/Vertrieb, Postfach 449, 79004 Freiburg ? vertrieb@seelsorgeamt-freiburg.de.
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