Wo steht Deutschland?
In seiner jüngsten Studie zum „Next Generation Access“ hat das Wissenschaftliche Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) die Breitbandausbaupläne, deren Kosten und Finanzierung in elf Ländern untersucht und eine empirische Abschätzung der Kosten eines Vollausbaus mit hochbitratiger Breitbandinfrastruktur in Deutschland vorgelegt. Dabei verfolgen eine Reihe von Ländern, so stellt die Studie fest, weit ambitioniertere Breitband-Ziele als Deutschland. Je nach Technologie würde ein nationaler flächendeckender Neuausbau eines solchen Hochgeschwindigkeitsnetzes zu einem Investitionsbedarf zwischen ca. 41 Mrd. Euro und knapp 120 Mrd Euro führen.
Die WIK-Studie konzentriert sich auf drei wesentliche Schwerpunkte: Analyse und Gegenüberstellung von nationalen Breitbandprogrammen, die Evaluation vorliegender Kostenstudien und eine nähere Betrachtung des Investitionsbedarfs eines flächendeckenden Breitbandausbaus in Deutschland. Untersucht wurden – außer den deutschen – die NGA-Pläne von Australien, Finnland, Griechenland, Großbritannien, Japan, Neuseeland, Schweden, Singapur, Südkorea und den USA. Besonders ambitioniert in Sachen Bandbreiten-Niveau und Abdeckungsgrad zeigen sich nach der Studie Australien und Singapur – diese Länder wollen Bandbreiten von bis zu 100 Mbit/s und eine Abdeckung von 90 % und mehr realisieren. Ähnlich ehrgeizige Pläne verfolgen Neuseeland, Finnland, Griechenland und Südkorea. Sie streben Bandbreiten bis zu 100 Mbit/s (Südkorea avisiert bereits Gigabit-Niveaus) an; lediglich bei der geplanten Abdeckung unterscheiden sie sich geringfügig. So will Neuseeland etwa 75% des Landes breitbandig versorgen, während Griechenland nur 40% anstrebt. In Südkorea sollen rund 84% der Haushalte (14 Mio Subscriber) in den Genuss der Zukunftsbandbreite kommen, Finnland möchte für 99% aller festen Wohnsitze und Unternehmen in einem Umkreis von 2 km Verbindungen mit 100 Mbit/s ermöglichen. Großbritannien und Japan bleiben in ihren Zielen ungenauer: Zwar will Großbritannien eine 90%-ige Abdeckung mit Hochgeschwindigkeits-Breitband erreichen, Japan das selbe für mehr als 90% der Bevölkerung. Allerdings legt man sich hier bezüglich der Bandbreite nicht fest. Deutschland bleibt mit seinen bisher für 2014 fixierten Zielen – Bandbreiten-Niveau von 50 Mbit/s und Abdeckungsgrad von 75% – deutlich hinter den internationalen Planungen zurück.
Auf Basis eines eigenen Next Generation Access-Modell hat das WIK auch Berechnungen für den Investitionsbedarfs des angestrebten deutschen Breitbandausbaus angestellt. Dabei unterstellt die Studie bei der Netzdimensionierung die heutige Anzahl von Hauptverteilern und Kabelverzweigern und bezieht vorhandene Leerrohre oder unbeschaltete Glasfasern nicht ein. Unter Berücksichtigung dieser Modellannahmen errechneten die WIK-Berater für ein flächendeckendes FTTC/VDSL-Netz Investitionskosten in Höhe von rund 41 Mrd. Euro, für ein FTTH/P2P-Netz sogar 117,6 Mrd Euro. „Dieses Kostenniveau“, erklärt Dieter Elixmann, Leiter Marktstruktur und Unternehmensstrategien beim WIK, „spiegelt wegen der Ausblendung existierender und nutzbarer Infrastrukturen natürlich noch nicht die tatsächlich zu erwartenden Kosten wider, liefert aber erste Richtwerte.“ Die Studie geht davon aus, dass der tatsächliche Investitionsaufwand deutlich geringer ausfallen wird.
„Unabhängig von den Kosten“, so fasst Elixmann zusammen, „hat die Studie auch noch andere Fragen zum deutschen Breitbandausbau aufgeworfen, die in absehbarer Zeit geklärt werden sollten.“ So fragt die Studie,
– mit welcher Technologie die langfristigen Ausbauziele der Breitbandstrategie der Bundesregierung erreicht werden sollen bzw. können,
– wie Politik und Regulierung – ohne Verlust von Investitionsanreizen – die Realisierung möglichst flächendeckender Breitbandinfrastruktur sicher stellen können,
– inwieweit eine verstärkte Rolle des Staates – vor dem Hintergrund der ambitionierten Ausbaupläne anderer Länder und der exponierten Stellung Deutschlands im internationalen Vergleich – notwendig ist?
Weiterführende Informationen unter: http://wik.org/content/diskus/diskus_330.pdf
Das WIK (Wissenschaftliches Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste) wurde 1982 als Ideenschmiede des damaligen Postministeriums gegründet und hat sich inzwischen zum bedeutendsten Forschungs- und Beratungsinstitut für Kommunikationsdienste in Deutschland entwickelt. Es befasst sich mit Marktregulierung und Sektorpolitik in den Bereichen: Post, Telekommunikation, Strom, Gas, Wasser, Abwasser, und Transport. Zum WIK gehört auch die WIK-Consult, die die Expertise des Hauses für Beratungsanliegen von Kunden im Bereich der Privatwirtschaft sowie öffentlicher Institutionen zugänglich macht. Die WIK-Consult ist eine Tochtergesellschaft des WIK. WIK und WIK-Consult haben in Summe 50 Beschäftigte.
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