ARD-Plusminus zur Entlastung des Gesundheitssystems: Experte fordert Preiskontrolle bei patentgeschützten Medikamenten

Leipzig (pressrelations) –

ARD-Plusminus zur Entlastung des Gesundheitssystems: Experte fordert Preiskontrolle bei patentgeschützten Medikamenten

Leipzig (mdr) ? Die Preise für patentgeschützte Medikamente dürfen nicht länger allein von den Pharmaunternehmen festgelegt werden, sondern müssen auch in Deutschland, wie in fast allen westlichen Industrieländern, staatlich reguliert werden. Diese Forderung stellt Gesundheitsökonom Prof. Gerd Glaeske in der aktuellen Ausgabe des ARD-Wirtschaftsmagazins Plusminus an Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP). So könne das deutsche Gesundheitssystem massiv entlastet werden, sagte das Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. Aus der Sicht der ehemaligen Bundesministerin für Gesundheit Andrea Fischer (Bündnis 90 / Grüne) besteht die Möglichkeit, dieses einzigartige Privileg der deutschen Pharmawirtschaft zu brechen. „Es spricht nichts dagegen, diese Verhandlungen zu führen. Es ist sogar notwendig, damit die Preise nicht weiter aus dem Ruder geraten“, sagte Fischer dem ARD-Magazin.

Die freie Preisbildung der Pharmaindustrie in Deutschland führt dazu, dass die Preise hier weit über dem Niveau der anderen Länder liegen. Nach einer Untersuchung der Krankenkasse KKH sind alle der 30 meistverkauften patentgeschützten Medikamente in Deutschland teurer als in den anderen europäischen Ländern. So kostet beispielsweise das Mittel zur Behandlung der Knochenmarkserkrankung Multiple Sklerose „Betaferon“ von Bayer mit rund 1.760 Euro doppelt so viel wie in Schweden (865 Euro). In Schweden und in fast allen Staaten werden die Preise für patentgeschützte Medikamente zwischen den Pharmaunternehmen und staatlichen Stellen verhandelt. So wird überzogenen Preisen und der außergewöhnlichen Belastung der Gesundheitssysteme entgegengewirkt. Nach Berechnungen von Experten beschert der „Betaferon“-Verkauf in Deutschland Bayer einen zusätzlichen Umsatz von 120 Millionen Euro pro Jahr, die von den deutschen Versicherten gezahlt werden müssen. Ein anderes Beispiel für die unregulierte Preisbildung ist das Rheumamittel „Humira 40 mg“ des deutschen Herstellers Abbott. Das Mittel kostet in Deutschland 1.919 Euro und in Großbritannien mit knapp 800 Euro weniger als die Hälfte.

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