Bologna-Murks umfassend reformieren
„Zehn Jahre nach Beginn des Bologna-Prozesses und unter dem Druck wachsender Proteste sollte Ministerin Schavan endlich eingestehen, dass die Umsetzung in Deutschland total vermurkst wurde. Den Hauptgrund für die Proteste, die hohe Arbeitsbelastung der Studierenden, will Schavan weiterhin kleinreden“, erklärt Nicole Gohlke zur Debatte über den Bologna-Prozess. „Damit zeigt sie, dass sie die Hunderttausenden Studierenden, die im Vorjahr demonstriert haben, nicht ernst nimmt.“ Die hochschulpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE weiter:
„Die Realität widerlegt die Ministerin in ihrer Aussage, viele Studenten seien zeitlich nicht überlastet. Annette Schavan müssen doch die Ohren klingen, wenn zwei Drittel der Bachelor-Studierenden in der Bolognaumfrage angeben, dass sie lieber in einer andern Struktur studieren würden. Nach Angaben des deutschen Studentenwerks stieg allein in 2008 die Nachfrage nach psychologischer Hilfe um 20 Prozent. Studienzeitverkürzung, Überfrachtung, Prüfungsdruck, Anwesenheitspflicht und Personalmangel brachten den Studierenden vor allem Stress. Wegen Studiengebühren und mangelnder öffentlicher Finanzierung muss die breite Mehrheit zusätzlich auch noch jobben.
Gleichzeitig verschlechtern sich die Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt aufgrund der sinkenden Qualifikation, die mit der inhaltlichen Verengung und zeitlichen Verkürzung einhergeht. Die Erkenntnis, dass der Bachelor Fachidiotie fördert, kommt Schavan reichlich spät. 15 Prozent Studium Generale ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Die grundsätzlichen Probleme aber bestehen in der Schwierigkeit der Anerkennung von Studienleistungen, die in anderen Fächern oder Hochschulen erbracht wurden. Außerdem müssen die Hürden beim Zugang zum Masterstudium abgeschafft werden, damit alle tiefergehend und wissenschaftlich studieren können.
DIE LINKE fordert weiterhin eine umfassende Reform der Reform. Wenn Schavan sich weigert, den Studierenden substanziell entgegenzukommen, provoziert sie noch stärkere Proteste. DIE LINKE unterstützt die internationalen Proteste im Rahmen des studentischen Gegengipfels in Wien, an denen ich am Freitag teilnehmen werde.“
F.d.R. Susanne Müller
Pressesprecher
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