Erfolgreicher Start ins Weltnaturerbe
Wattenmeer: WWF fordert sanften Tourismus, Abkehr von Ölförderung und rechtzeitige Vorbereitung auf den Klimawandel
Hamburg – Ein Jahr nach Anerkennung des Wattenmeeres als Weltnaturerbe durch die UNESCO zieht der WWF eine vorsichtig positive Bilanz: „Das Weltnaturerbe hat eine unglaublich gute Resonanz in der Region und viele Menschen sind stolz auf die Anerkennung“, sagt Hans-Ulrich Rösner, Projektleiter Wattenmeer beim WWF. In der begleitenden Magnetwirkung auf die Reisebranche sieht der WWF für den Naturschutz Chancen und Probleme zugleich: „Auch die Nordseeurlauber erwarten intakte Natur im Wattenmeer und würden andernfalls vielleicht nicht mehr kommen. Der Tourismus hat eine ganz zentrale Verantwortung, dass künftig mehr Respekt gegenüber der Natur gezeigt wird. Hotelbauten in Dünen, noch mehr Flugverkehr auf die Inseln, und Kitesurfen auf Kosten geschützter Vögel, das geht nicht“, fordert Rösner. „Der Tourismus im Wattenmeer muss sanfter werden!“ Dies müssten die Wattenmeerländer, die in den kommenden Jahren ihre gemeinsame Strategie für einen nachhaltigen Tourismus erarbeiten, berücksichtigen und umsetzen. Eine entsprechende Ausrichtung der touristischen Aktivitäten hatte die UNESCO bei der Titelvergabe erbeten.
Das Wattenmeer, seit fast 25 Jahren durch Nationalparke geschützt, hat die Anerkennung als Weltnaturerbe für seine einmalige Natur und für erfolgreichen Naturschutz verdient bekommen. Es ist die höchste, die eine Naturlandschaft erhalten kann. Der WWF verweist aber auch auf die vielen Probleme, die noch gelöst werden müssen, will man das Wattenmeer erhalten: So ist die Fischerei auf Muscheln und Krabben noch nicht naturverträglich und immer mehr unvorsichtig eingeschleppte und gebietsfremde Arten „globalisieren“ die ursprüngliche Natur vor der Küste. Zudem droht eine weitere Industrialisierung des Wattenmeeres durch Kohlekraftwerke, Ölförderung, Kohlendioxidspeicherung und übertriebenen Hafenausbau. Das Risiko von großen Schiffsunfällen mit dem Austritt von Öl oder Chemikalien wächst. „Die unglaublichen Vorgänge um die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko zeigen den Irrweg, mit der Ausbeutung der letzten Ressourcen ins Meer zu gehen anstatt bei der Energiegewinnung rechtzeitig umzusteuern. Im Nationalpark Wattenmeer hat Ölförderung schon gar nichts zu suchen, sie muss so schnell wie möglich beendet werden“, fordert Rösner.
Die in der Zukunft größte Gefahr für das Weltnaturerbe Wattenmeer ist für den WWF jedoch der durch den Klimawandel beschleunigte Anstieg des Meeresspiegels, der das Wattenmeer auf lange Sicht sogar in seiner Substanz bedroht. Er kann in der flachen Landschaft der Nordseeküste besonders schwere Auswirkungen für Mensch und Natur haben. Wattflächen und Salzwiesen drohen dauerhaft überflutet zu werden, auch Inseln können in Gefahr geraten. Nach WWF-Einschätzung ist eine Anpassung jedoch noch möglich. So könne etwa durch Ablagerung von Schlick und Sand das Watt mit dem Meeresspiegel mitwachsen. „Die immer höher werdenden Investitionen für den Küstenschutz müssen aber endlich so eingesetzt werden, dass die natürliche Anpassung an den Meeresspiegelanstieg gefördert wird. Das ist unsere einzige Möglichkeit die einmalige Küstenlandschaft an der Nordsee auch langfristig zu erhalten“, sagt Hans-Ulrich Rösner.
Kontakt
Britta König, Pressestelle, Tel. 040-530200-118