IG BAU fordert faire Überprüfung der Rente mit 67
Berlin – Arbeiten bis zum Umfallen, das ist aus Sicht der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt die Folge der Rente mit 67. Wie es aussieht, wenn Bauarbeiter noch bis 67 arbeiten, zeigen Mitglieder der IG BAU bei einer gemeinsamen Protestaktion mit der IG Metall, ver.di und der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Während Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) dem Kabinett heute ihren Rentenbericht unter dem blumigen Titel „Aufbruch in eine altersgerechte Arbeitswelt“
präsentiert, schleppen sich ältere Beschäftigte mit Rollatoren zu der Kundgebung.
Viele Bauarbeiter müssen schon heute vor 65 aus ihrem Beruf aussteigen. Der Job geht auf die Knochen – sie arbeiten sich Knie und Rücken kaputt. Danach gibt es so gut wie keine beruflichen Alternativen für sie. „Die Regierung darf sich keinem Wunschdenken hingeben“, mahnte der IG BAU-Bundesvorsitzende Klaus Wiesehügel. Sie müsse die besondere Situation älterer Arbeitnehmer in körperlich extrem belastenden Berufen wie am Bau berücksichtigen. „Diese Beschäftigten schaffen es nicht bis zur Rente mit 67. Ihnen drohen drastische Abschläge“, sagte er. „Die Regierung muss die Rente mit 67 stoppen, sie bedeutet für viele lediglich zwei Jahre länger Hartz IV.“ Gleichzeitig forderte Wiesehügel eine bessere Erwerbsminderungsrente. „Wer wegen Krankheit in angemessener Zeit keine Arbeit mehr findet, muss durch eine vernünftige Erwerbsminderungsrente abgesichert sein“, sagte er. Derzeit sei die Erwerbsminderungsrente viel zu niedrig. Sie beträgt durchschnittlich nur 643 Euro pro Monat.
„Das darf nicht das Ergebnis einer Lebensarbeitsleistung sein“, sagte Wiesehügel.
Das sind die Fakten:
Wie stark die Realität verzerrt wird, wenn lediglich Durchschnittswerte für die Beurteilung der Erwerbstätigkeit im Alter herangezogen werden, belegen die Zahlen, die die Bundesagentur für Arbeit auf Anfrage eines BA-Verwaltungsratsmitglieds zur Verfügung gestellt hat:
- Danach ist in vielen Bauberufen der Anteil Älterer deutlich geringer als im Durchschnitt aller Berufe. So sind zwar über alle Branchen hinweg 26,5 Prozent der Arbeitnehmer 50 Jahre und älter. Bei Zimmerern, Gerüstbauern und Dachdeckern dagegen ist der Anteil mit 13,9 Prozent nur etwa halb so groß.
- Zudem erreicht schon jetzt kaum ein Bauarbeiter die Rente mit 65. Auf hundert 30-Jährige in der Branche kommen gerade einmal rund zehn Arbeitnehmer im Alter von 64. Im Durchschnitt aller Berufe sind es dagegen 15 – und damit ein Drittel mehr.
Vielen der Betroffenen, die vor der eigentliche Rente ausscheiden, droht der soziale Abstieg. Sie werden arbeitslos oder beziehen eine viel zu geringe Erwerbsminderungsrente:
- Bei Zimmerern, Dachdeckern und Gerüstbauern zwischen 55 und 57 Jahren liegt die Arbeitslosenquote mit 17,8 Prozent mehr als fünf Prozentpunkte über dem Durchschnitt aller Berufe (12,4 Prozent). Bei Ausbauberufen sind es mit 22,7 Prozent sogar mehr als zehn Prozentpunkte.
- Wer als Dachdecker oder Gerüstbauer arbeitet, erreicht in der Regel nicht die Altersrente, sondern muss Erwerbsminderungsrente beziehen. Von hundert Beschäftigten in diesen Bauberufen gehen 56 in Erwerbsminderungsrente. Im Durchschnitt aller Berufsgruppen müssen dies nur 23.
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Ruprecht Hammerschmidt
Pressesprecher IG Bauen-Agrar-Umwelt
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