Jan Philipp Reemtsma erhält Schillerpreis der Stadt Mannheim

Mannheim. Jan Philipp Reemtsma wurde heute, 27. Februar, im Schauspielhaus des Nationaltheaters mit dem Schillerpreis der Stadt Mannheim ausgezeichnet. Mit Reemtsma, 1952 in Bonn geboren, würdigt die Stadt Mannheim einen bedeutenden Vertreter einer kritischen, dem Projekt der Aufklärung verpflichteten Gesellschaftswissenschaft in Deutschland. Der studierte Germanist und Philosoph wurde insbesondere durch seine Wehrmachtsausstellungen bekannt. 1984 gründete er das Hamburger Institut für Sozialforschung, das er seit 1990 als Vorstand leitet. 1996 wurde Reemtsma entführt. Seine einmonatige Gefangenschaft hat er im Buch „Im Keller“ geschildert.

„Jan Philipp Reemtsma hat der Figur des engagierten, unabhängigen, umsichtigen, stilistisch brillanten und kompetent urteilenden Intellektuellen, […] ein neues und glaubwürdiges Profil verliehen,“ so die Begründung des Preisgerichts. In Studien, öffentlichen Reden und Diskussionsbeiträgen hat Reemtsma – wie Schiller in seinem gesamten Werk – über ein verstörendes Thema nachgedacht: Gewalt. „Ob und wie Gewalt, Destruktion und Traumatisierung verhindert werden können, ist die Leitfrage seiner eigenen und der von ihm initiierten präzisen Analysen, Forschungen und Ausstellung“, verlas Oberbürgermeister Peter Kurz die Verleihungsurkunde. Seine Aufarbeitung von Erscheinungsformen institutioneller und individueller Gewalt habe maßgeblich zur Verbesserung unseres Verständnisses moderner Gesellschaften beigetragen, würdigte Kurz das Wirken Reemtsmas.

Der Literaturwissenschaftler Hans Ulrich Gumbrecht ging in seiner Laudatio auf das bisherige Lebenswerk Reemtsmas ein und den Fragen nach, welche literarischen Autoren Reemtsma liebe und was Heimat im Leben Reemtsmas sei. Er sprach seine vielfältigen Reflexionen über Gewalt an und stellte den Vergleich zwischen dem Schillerpreisträger und Schiller her. Dabei griff Gumbrecht die Affinitäten zwischen Schiller und Reemtsma auf, die greifbar, aber auch gegenstrebig seien. „Gerade deshalb ist Jan Philipp Reemtsma ein würdiger und richtiger Schillerpreisträger, eben weil er Schiller nicht nur ähnelt“, so die Schlussworte der Laudatio.
Mit einem Vortrag „Über das Erhabene und Absurde“ bedankte sich Jan Philipp Reemtsma für die Auszeichnung mit dem Schillerpreis der Stadt Mannheim. Er schloss mit den Worten „Frei sei der Mensch, der täglich seine Geburt neu wähle.“

Über den Schillerpreis der Stadt Mannheim
Der Schillerpreis ist der bedeutendste Kulturpreis, den die Stadt Mannheim vergibt. In Erinnerung an Friedrich Schillers Wirken in Mannheim in den Jahren 1782 bis 1785 wurde der Schillerpreis 1954 anlässlich des 175-jährigen Bestehens des Nationaltheaters gestiftet. Seit 1978 wird der Preis alle vier Jahre verliehen. Dotiert ist die Auszeichnung mit 13.000 Euro. Schiller war mit dem Mannheimer Nationaltheater eng verbunden. Am 13. Januar 1782 wurde dort sein Drama „Die Räuber“ uraufgeführt. „Die Räuber“ machten Schiller zur Berühmtheit und wurden sein Entree in eine andere Welt – die literarische Öffentlichkeit. In Mannheim begründeten sie die Epoche des revolutionären und des späteren klassischen deutschen Dramas. Der Schillerpreis ehrt laut Satzung Persönlichkeiten, die „durch ihr Schaffen oder ein einzelnes Werk von bedeutsamen Rang zur kulturellen Entwicklung in hervorragender Weise beigetragen haben und im aufklärerischen Geiste Schillers dessen Anspruch an das Theater als „moralische Anstalt“ in ihren Werken und in ihrem Wirken verwirklichen und verfolgen.“

BU: Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz und Prof. Dr. Jan Philipp Reemtsma

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