Indien und China

(pressebox) Koeln, 11.06.2011 – Charles Kupchan stellt China als „Diktatur“ dar und Indien als „Demokratie“ und erklärt den grösseren Entwicklungserfolg Chinas mit dessen autoritären Strukturen.

Indien ist natürlich keine Demokratie, weil zur Demokratie mehr gehört als ein Westminster-Parlament, z.B. eine gebildete Wählerschaft. China ist keine Ein-Mann-Diktatur wie Rußland unter Stalin oder Spanien unter Franco. Die chinesische KP kennt immerhin unterschiedliche Strömungen.

Warum ist nun China tatsächlich erfolgreicher als Indien? Eine Grundvoraussetzung von Entwicklung ist die Abschaffung von feudalen Strukturen. Überall da, wo Großgrundbesitzer grosse Landflächen extensiv bewirtschaften und grosse Masssen von Menschen als Landlose oder kleine Landbesitzer vom Zugang zum Boden ausgeschlossen werden, liegt ein entscheidendes Entwicklungshemmnis vor.

Die USA haben 1945 in Japan die Grossgrundbesitzer enteignet. Mao hat fast gleichzeitig das gleiche in China getan. Damit wurde der Grundstein für den Aufstieg Japans und Chinas gelegt. In Indien herrscht eine „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“: Feudale Strukturen pägen das Leben auf dem Lande, sogar „Schuldknechtschaft“ hält Tausende gefangen, während Wissenschafler an moderner Software, Atombomben und Raketen arbeiten.

Wenn China weniger autoritär wäre, wäre es nicht erfolgloser im Vergleich zu Indien, sondern noch erfolgreicher.

Der Wandel Chinas ist nicht aufzuhalten. Dabei werden die Intellektuellen mit ihrer Forderungen nach Demokratie möglicherweise nicht die grosse Rolle spielen, die sie in den Augen des Westens haben.

Entscheidend wird sein, ob das Verbot von Streiks fällt, ob sich unabhängige Gewerkschaften bilden können. Das steigende Lohnniveau in China, das jetzt schon deutsche Firmen beklagen, und bessere Bildung für die Masse könnte ein Schlüssel zur Demokratisierung Chinas sein.

Hans-Peter Oswald

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