Prof. Dr. Walter Odersky 80 Jahre alt
Der frühere Präsident des Bundesgerichtshofs, Prof. Dr. Walter Odersky, vollendet am 17. Juli 2011 das 80. Lebensjahr.
Walter Odersky wurde am 17. Juli 1931 in Neustadt in Oberschlesien geboren. Nach Kriegsende fand seine Familie Aufnahme in Bayern. Nach dem Abitur studierte Walter Odersky als Stipendiat der Hochbegabtenstiftung Maximilianeum Rechtswissenschaften an den Universitäten in München und Pisa. Im Jahre 1957 trat er nach Ablegung beider Staatsprüfungen und Promotion an der Universität München in den bayerischen Justizdienst ein. Er übte das Amt des Richters und das des Staatsanwalts in allen Instanzen der Landesgerichtsbarkeit in Zivil- und Strafsachen aus. Vier Jahre lang war er als persönlicher Referent des Justizministers und früheren Ministerpräsidenten von Bayern Dr. Hans Ehard tätig. Von 1971 bis 1983 leitete er die Strafrechtsabteilung im Bayerischen Staatsministerium der Justiz. 1983 wurde er zum Präsidenten des Bayerischen Obersten Landesgerichts berufen.
Mit Wirkung zum 1. Januar 1988 wurde Prof. Dr. Odersky zum Präsidenten des Bundesgerichtshofes ernannt. Dieses Amt übte er mehr als acht Jahre bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand am 31. Juli 1996 aus. Als Präsident hatte er kraft Gesetzes den Vorsitz des Senats für Anwaltssachen sowie der Großen Senate für Zivil- und für Strafsachen inne. Zusätzlich übernahm er in der Tradition seiner Amtsvorgänger den Vorsitz im Kartellsenat. In die Amtszeit von Prof. Dr. Odersky fielen tief greifende politische Veränderungen in Deutschland und seinen östlichen Nachbarländern. Die Herstellung der deutschen Einheit brachte auch für die Justiz vielfältige inhaltliche und organisatorische Probleme mit sich, zu deren Bewältigung der Jubilar maßgeblich beigetragen hat. Sein besonderes Anliegen war das gegenseitige Verständnis der Menschen in den alten und neuen Bundesländern, für das er in seiner richterlichen Tätigkeit, insbesondere als Vorsitzender des Senats für Anwaltssachen, aber auch als Repräsentant des obersten Gerichts der ordentlichen Gerichtsbarkeit der Bundesrepublik in der Öffentlichkeit nachdrücklich eingetreten ist. Zur Förderung des Aufbaus demokratischer und rechtsstaatlicher Ordnungen in den osteuropäischen Staaten nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems knüpfte Prof. Dr. Odersky intensive Kontakte zu Präsidenten und Richtern der obersten Gerichte Polens, der GUS-Staaten, Ungarns, Rumäniens und Tschechiens. Zugleich stellte er enge Verbindungen zu den obersten Gerichten Großbritanniens und Frankreichs her und intensivierte die Beziehungen zur österreichischen und zur italienischen Justiz.
Für seine wissenschaftlichen und persönlichen Verdienste hat Walter Odersky zahlreiche Auszeichnungen erhalten. 1974 wurde er zum Honorarprofessor der Universität München berufen. Er ist Träger des Großen Verdienstkreuzes mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, der Bayerischen Verfassungsmedaille in Gold, des vom Bundespräsidenten der Republik Österreich verliehenen Großen Goldenen Ehrenzeichens am Bande und des Kommandeurskreuzes mit Stern des Verdienstordens der Republik Polen.
Prof. Dr. Walter Odersky lebt heute mit seiner Ehefrau in Gauting bei München.
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