Gas – Gegenwart und Zukunft der Versorgung Deutschlands

20,4 Prozent des gesamten Energiebedarfes in Deutschland wurden im Jahr 2011 vom Erdgas gedeckt. Zwar sinkt der Verbrauch im Zuge der Energiewende Richtung erneuerbare Energien (2012 lag der Anteil noch bei 22,2 Prozent), doch zählt das Gas weiterhin zu den wichtigsten Energielieferanten. Verglichen mit Erdöl, wird außerdem 25 Prozent weniger Kohlenstoffdioxid beim Verbrennen des fossilen Brennstoffes freigesetzt.

Deutschland kann sich allerdings nicht selbst mit Gas versorgen. Nur ein Fünftel kann selbst gefördert werden, was zum größten Teil in Norddeutschland geschieht. Die Verbraucher sind damit abhängig von den Importen aus den Lieferländern. Circa ein Drittel des Gases bezieht Deutschland aus Russland und ist damit in Abhängigkeit vom russischen Staatskonzern Gazprom, welches weltweit 519 Milliarden Kubikmeter Gas verkauft und immer wieder Rekordgewinne verbuchen kann. Transportiert wird es durch die seit 2005 existierende Jamal-Pipeline von Sibirien über Weißrussland und Polen nach Deutschland.

Die Lieferungen und damit der Gaspreis haben sich in den letzten Jahren um circa 23 Prozent verteuert. Im Februar diesen Jahres gab es erstmals Probleme bei den Lieferungen nach von Russland nach Westeuropa. Der Energieriese wollte aufgrund der extremen Kälte zuerst der Nachfrage im eigenen Land gerecht werden, sodass der Bedarf der Europäer hinten anstehen sollte. Die Deutschen fürchteten also eine Schieflage in der Energieversorgung, die zwar nicht eintrat aber die Abhängigkeit von anderen Ländern wurde sehr deutlich. Die neue Nordeuropäische Gasleitung, die politisch ziemlich umstritten ist, verbindet ab Herbst 2011 Deutschland und Russland über die Ostsee und weitere 55 Milliarden Kubikmeter Gas können transportiert werden.

25 weitere Prozent des Gases bezieht Deutschland aus Norwegen und knapp 20 Prozent aus den Niederlanden über die Transeuropäische Naturgas-Pipeline, die die wichtigste Nord-Süd-Achse im europäischen Erdgasverbundsystem ist. Um eine gewisse Unabhängigkeit zu wahren, zieht es die deutsche Politik in Erwägung in Zukunft auf viele Lieferanten aus verschiedenen Ländern zu setzen. Diese Idee der Liberalisierung, um Monopole in einen fairen Wettbewerb umzuwandeln, schlägt sich im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) nieder, das seit 1998 gilt. Gebietsmonopole der Gasversorgungsunternehmen wurden aufgehoben und Anbieterwechsel waren jetzt möglich. Trotzdem ist es schwierig, diese Liberalisierung auch in der Praxis umzusetzen – große Teile des Wettbewerbs werden immer noch von wenigen Firmen dominiert. Außerdem spielen die Ferngasimporteure eine große Rolle, die 90 bis 100 Prozent der Gasimporte kontrollieren. Stadtwerke und andere Versorger sind somit oftmals abhängig von diesen.

Deswegen wird diskutiert, alle Netze in einer öffentlichen Betreibergesellschaft zu vereinen. Der Zugang für weitere Marktteilnehmer soll dadurch vereinfacht werden. Der Verbraucher selbst kann allerdings auch gerade auf regionaler Ebene zwischen den Anbietern wählen und somit den Wettbewerb fördern. Bis zu einem Drittel lassen sich die Kosten für den fossilen Brennstoff Gas senken.
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