Eine Frage der Glaubwürdigkeit

Marie-Christine Ostermann zur Spanien-Hilfe und Griechenland-Wahl: Europa lädt zu Wetten gegen den Euro ein, wenn Reformauflagen für Rettungsschirmländer aufgeweicht werden.

(NL/1307943237) Berlin, 13. Juni 2012. Die Griechenland-Wahl rückt näher und die Anzeichen verdichten sich, dass die Reformauflagen für das Land gelockert werden sollen. Doch um welchen Preis?

Marie-Christine Ostermann, Bundesvorsitzende von DIE JUNGEN UNTERNEHMER: Europa verliert an Glaubwürdigkeit, wenn immer weitere Ausnahmen gemacht werden. Wenn die Griechen vertraglich vereinbarte Reformen ablehnen, richten sie sich gegen einen Neuanfang ihres Landes aus eigener Kraft. Wenn das Land nach Auffassung des eigenen Volkes aber nicht reformfähig ist, ist das wie ein freiwilliger Euro-Austritt zu werten. Ich stimme den Ökonomen zu, die dieses Szenario für durchaus beherrschbar halten. Erinnern wir uns: Nach dem Schuldenschnitt in Griechenland ist die Eurozone entgegen vieler Vorhersagen nicht auseinandergebrochen.

Ostermann weiter: Wenn die Euro-Zone bei ihren Rettungsauflagen inkonsequent ist, lädt das alle Spekulanten ein, gegen den Euro zu wetten.

Die Bundesvorsitzende sieht es auch als kritisch an, dass der Staat Spanien als direkter Empfänger der Rettungsgelder keinerlei Auflagen außerhalb der Bankenbranche erhalten soll: Es wäre erforderlich, mindestens die tatsächliche Umsetzung der allerorts gelobten bisherigen Reformvorhaben zur Auflage zu machen. Der Rettungsschirm für Spaniens Banken entschleunigt jeglichen Reformwillen. Doch Spanien darf keine Pause einlegen. Wenn das Land auf eigenen Beinen stehen will, muss es schnell wettbewerbsfähig werden.

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