Durch die Einführung der Unisex-Tarife am 21. Dezember des letzten Jahres wurde der Ungleichbehandlung von Männern und Frauen bei Versicherungsabschlüssen ein Ende gesetzt. In der privaten Krankenversicherung (PKV) wurde im Vorfeld natürlich über die Entwicklung der Beiträge spekuliert. Doch es kam anders als erwartet.
Höhere PKV-Beiträge für Männer und Frauen
Vor der Umstellung auf geschlechtsneutrale Tarife zahlten männliche Versicherte bekanntermaßen weniger als weibliche PKV-Mitglieder. Branchen-Experten vermuteten vor der Gleichstellung von Männern und Frauen, dass die neue Mischkalkulation sich nicht in der Mitte treffen würde. Man ging davon aus, dass in den neuen Tarifen der privaten Krankenversicherung Männer mit einem stärkeren Beitragsanstieg rechnen müssten, als Frauen mit einer Senkung rechnen könnten.
Um dies zu untersuchen führte das Analysehaus Morgen & Morgen erst kürzlich eine Stichprobe durch. Das Ergebnis war allerdings ernüchternd. „Die Hoffnung auf günstigere PKV-Tarife für Frauen wurde enttäuscht, während der Schlussverkauf der Männer-Tarife durchaus gerechtfertigt war“, so der Geschäftsführer von Morgen & Morgen, Stephan Schinnenburg.
Private Krankenversicherung für alle teurer
Wie erwartet führte die Unisex-Umstellung zu starken Anstieg der Kosten bei den männlichen Privatversicherten. So erfuhren 30-jährige Männer eine durchschnittliche Beitragserhöhung von etwa 100 Euro pro Monat. 40-Jährige müssen nun immerhin 97 Euro monatlich mehr zahlen. Bei den Krankenzusatzversicherungen liegt die Mehrbelastung bei maximal 5 Euro.
Die großen Ersparnisse auf der Seite der Frauen blieben allerdings aus. 30-jährige Frauen müssen in der privaten Krankenversicherung nun lediglich 1,19 Euro weniger zahlen. Für weibliche Versicherte in den Vierzigern hat sich hingegen der Beitrag um durchschnittlich 8 Euro erhöht. Nicht nur die Krankenvollversicherung ist betroffen, auch bei den Krankenzusatzversicherungen steigen die Prämien zwischen 4 und 5 Euro im Monat.
Ausführliche Daten der Untersuchung
Kein Spielraum für niedrigere Beiträge
Nach Meinung der Analysten ist diese Entwicklung allerdings nachvollziehbar. Denn neben neuen Mischverhältnissen, musste der Rechnungszins gesenkt werden und es wurden nach Aussage diverser privater Krankenversicherer die Leistungen in den Tarifen verbessert. So wurde die Stundenzahl für Psychotherapien erhöht, der Heilmittelkatalog weiter gefasst oder etwa die Vorsorge verbessert.
Die Spezialisten von Morgen & Morgen bemängeln allerdings, dass gerade einmal die Hälfte aller getesteten PKV-Tarife die Mindestanforderungen des PKV-Verbands erfüllen. Auch Verbraucherschützer haben sich bereits zu Wort gemeldet und den privaten Krankenversicherungen versteckte Beitragsanpassungen vorgeworfen. Ihrer Meinung nach wurden die Risiken zu hoch angesetzt.
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