Neueste wissenschaftlich-technische Erkenntnisse, aktuelle Nachweismethoden und innovative Sanierungstechniken bei Schimmel in Neubauten und im Bestand
Würzburg, März 2013. Schimmelschäden in Neubauten und im Bestand standen im Fokus des 3. Würzburger Schimmelpilz Forums. Bereits beim letzten Forum 2012 zeigte das Fachpublikum großes Interesse an „Schimmel im Neubau“. Eine Expertenumfrage im Rahmen der Tagung ergab, dass jeder zweite Neubau mit Schimmelpilz belastet sein könnte. Eine erschreckende Erkenntnis, die die Brisanz der Thematik bestätigte. „Seit dem letzten Forum hat sich viel bewegt, so dass wir über hochaktuelle und spannende Erkenntnisse berichten können“, informierte Dr. Gerhard Führer, Leiter des Instituts Peridomus und Veranstalter des Forums. „Erstmals wird versucht die Schimmelschäden in Neubauten zu quantifizieren, also aufzuzeigen wie häufig und wo verdeckte, nicht einsehbare Schimmelschäden vorkommen.“
Beim zweiten Tagungsschwerpunkt „Schimmelschäden im Bestand“ wurden weit verbreitete oder gar übliche Sanierungsfehler aufgezeigt und aufgearbeitet. Denn gerade bei Schimmelsanierungen im Bestand werden grundlegende Dinge wie fachgerechte Vorgehensweisen und anerkannte Verfahren in erschreckender Weise nicht beachtet, weil scheinbare „Fachleute“ mit unterschiedlichsten Qualifikationen und Interessen am Werk sind.
Großes Gefährdungspotential
Schimmel am Bau stellt ein großes Gefährdungspotenzial für Nutzer, Sanierer und für die Gebäudesubstanz dar. Kurze Bau- und Trocknungszeiten, grenzwertig geplante oder ausgeführte Bauteile, Wasserschäden oder gar Baumängel können ohne Nutzerverschulden zu Schimmelbildung führen. Lediglich eine sichtbare Schimmelbildung löst derzeit einen Sanierungsprozess aus. Doch dabei handelt es sich hier nur um die Spitze eines Eisberges. Viele gesundheitliche Beschwerden und Substanzschäden können bei verdeckter, nicht sichtbarer Schimmelpilzbelastung, wenn überhaupt, erst Jahre später einem Schimmelpilzbefall zugeordnet werden. Zudem ist eine fachgerechte Sanierung sehr aufwändig und damit kostenintensiv.
„Hinsichtlich der gegenwärtigen Unwissenheit über die Zusammenhänge zwischen Normen, Technik, Justiz und Nutzung kommt es oft zu fehlerhaften, jedoch vermeidbaren Maßnahmen, die zu teils sichtbarem, jedoch häufig unsichtbarem Schimmelbefall führen“, weiß Ingenieur Martin Buchner, MSc von Kroh & Partner Ziviltechniker aus Linz in Österreich. Der Projekt- und Bauleiter ist sich sicher, dass es immer wichtiger wird, eine für alle Beteiligten befriedigende Bau- und Aufklärungspraxis zu finden, bei der aus der Summe der Einzelerkenntnisse die richtigen Lösungen gefunden werden.
Technische, biologische und rechtliche Aspekte spielen laut Buchner eine enorm wichtige Rolle. „Durch sie können relevante Handlungs- und Nutzungsempfehlungen sowie fundierte Verhaltensratgeber für Eigentümer, Verwalter, Planer, Ausführende und Nutzer abgeleitet werden.“ Der geprüfte Baumeister und Immobilientreuhänder referierte beim Würzburger Schimmelpilz Forum über die Vermeidung von Schimmel am Bau im Widerstreit von Technik, Wirtschaft und Justiz.
Haftungsrechtliche Grundlagen bei der Beauftragung von Sachverständigen
Die hohen Schadenspotentiale bei Schimmelschäden sowohl in Neubauten als auch bei Gebäuden im Bestand erfordern, dass Sachverständigen-Gutachten auf mögliche verdeckte, nicht sichtbare Schimmelpilzbelastungen hinweisen. Wie kürzlich in einem Gerichtsurteil bestätigt, müssen die fachlichen Beurteilungen von Sachverständigen u. a. dem aktuellen Stand der Wissenschaft, Technik und Forschung entsprechen. Doch gerade bei extrem komplexen Sachverhalten, wie verdeckten Schimmelschäden, ist nicht davon auszugehen, dass Bausachverständige über das fachliche Know-how, beispielsweise für eine mikrobiologische Bestandsaufnahme verfügen. Spätestens dann, wenn ein Sachverständiger – bei Abnahme eines Neubaus oder im Rahmen eines Wasserschadens – einen Schimmelschaden übersieht bzw. falsche Schlussfolgerungen zieht, entwickelt sich dies schnell zu einem haftungsrechtlichen Problem. Gerade bei Schimmelpilzbelastungen ist der Übergang zwischen leichter und grober Fahrlässigkeit fließend.
Wolfgang Jacobs, Rechtsanwalt und Geschäftsführer des Bundesverbandes b.v.s öffentlich bestellter und vereidigter sowie qualifizierter Sachverständiger e. V., Berlin, weiß um diese Problematik. Er informierte im Rahmen des Forums über die haftungsrechtlichen Grundlagen bei der Beauftragung von Sachverständigen und zeigte auf inwieweit eine Abgrenzung zwischen Bauschadenssachverständigen und Spezialisten erforderlich ist.
Schimmelschäden aus Sicht betroffener Kommunen
Erstmals meldeten sich beim Fachforum mit Sabine Lutz und Harald Führer auch Kommunalpolitiker zu Wort. Kommunen verfügen über einen großen Gebäudebestand und Schimmelpilzbelastungen sind ein äußerst brisantes Thema. Hier ist es daher besonders wichtig aufzuklären und erfolgreiche Vorgehensweisen verantwortungsbewusster Bürgermeister vorzustellen. Zudem gilt es aufzuzeigen, dass das „Schmuddelthema Schimmel“ häufig auf banalen (bau-)technischen und (bau-)physikalischen Grundlagen bzw. Schäden beruht und damit oftmals einen haftungs- bzw. gewährleistungsrelevanten Verursacher besitzt.
Nach der Sanierung ist vor der Sanierung
Falsche Begutachtung durch Sachverständige, falsches Sanieren von Bau- und Trockungsunternehmen etc. – „Gründe gibt es viele und die Liste derer, die nach einer mangelhaften Schimmelpilzsanierung vor einer Schimmelpilzsanierung stehen, ist mindestens so lang wie die Folgekosten hoch sind“, so Dr. Gerhard Führer, Leiter des Instituts Peridomus. Führer ist spezialisiert auf Schimmelpilzbelastungen und kennt die Problematik der Betroffenen sehr gut. Oftmals ist gerade im Vorfeld einer Folgesanierung der Rat seines Instituts gefragt. Im Rahmen des 3. Würzburger Schimmelpilz-Forums forderte er daher zum Umdenken auf. Oberstes Ziel einer Sanierung muss im Interesse der Betroffenen und der ausführenden Unternehmen das Vermeiden einer Folgesanierung und der damit entstehenden Kosten sein. Erste Gerichtsprozesse und Beweissicherungsverfahren gegen „unwissende“ oder nicht fachgerecht arbeitende Unternehmen belegen bereits die möglichen wirtschaftlichen und haftungsrechtlichen Folgen einer fehlerhaften Sanierung für die ausführenden Unternehmen.
Führer hofft, dass fachgerechte Schimmelsanierungen baldmöglichst zum Standard werden und nicht nur eine Ausnahme bleiben: „Mittlerweile gibt es ein funktionierendes Netzwerk, bestehend aus wissenden und fortbildungswilligen Bausachverständigen, Innenraumsachverständigen, Juristen und fachgerecht arbeitenden Unternehmen, doch für den Betroffenen ist es nach wie vor sehr schwer die Spreu vom Weizen zu trennen.“
Ursachenforschung und Aufklärung
Das 3. Würzburger Schimmelpilz Forum lieferte gleichermaßen Ursachenforschung und Aufklärung. Die Experten referierten über neueste wissenschaftlich-technische Erkenntnisse, aktuelle Nachweismethoden und innovative Sanierungstechniken bei Schimmelpilzbelastungen in neu errichteten Wohnungen und Bürogebäuden sowie bei Gebäuden im Bestand:
Dr. Christian Hanus , Dipl. Arch. ETH vom Department für Bauen und Umwelt der Donau-Universität Krems in Österreich, Leiter des Zentrums für Baukulturelles Erbe moderierte das 3. Würzburger Schimmelpilzforum.
„Wo und wie häufig sind verdeckte Schimmelschäden zu erwarten“ erläuterte Dr. Gerhard Führer, ö. b. u. v. Sachverständiger für Schadstoffe in Innenräumen und Leiter des unterfränkischen Instituts Peridomus.
Rechtsanwalt Wolfgang Jacobs, Geschäftsführer des Bundesverbandes öffentlich bestellter Sachverständiger (BVS), Geschäftsstelle Berlin, informierte über die Haftungsrechtlichen Grundlagen bei der Beauftragung von Sachverständigen – Abgrenzung zwischen Bauschadenssachverständigen und Spezialisten.
Zum Thema „(Verdeckter) Schimmel: Die Rolle von Richtern und Rechtsanwälten mit Vergleich Deutschland – Österreich“ referierte Dr. jur. Alfred Popper aus Wien. Popper ist Richter a. D., langjähriger Mietenrichter und Lektor an der Technischen Universität Wien.
„Was ist bei einer fachgerechten Schimmelpilzsanierung zu berücksichtigen?“ lautete der Vortrag von Dr.-Ing. Wolfgang Lorenz vom Institut für Innenraumdiagnostik in Düsseldorf. Lorenz ist Vorsitzender des Bundesverbandes Schimmelpilzsanierung (BSS e. V.) und Mitglied der Innenraumlufthygienekommission des Umweltbundesamtes.
Über Schimmelschäden aus Sicht betroffener Kommunen berichteten Sabine Lutz und Harald Führer. Sabine Lutz, 1. Bürgermeisterin der Gemeinde Grafenrheinfeld, informierte über Schimmelschäden in einem Neubau.
Harald Führer, Kreisrat im Kreistag Main-Spessart, bis 2012 erster Bürgermeister a. D. der Gemeinde Himmelstadt, berichtete am Beispiel einer Sanierung über Schimmelschäden in einem Bestandsgebäude.
„Sanierung eines Hohlraumbodens“ lautete der Vortrag von Christoph Werner, Michael Roddewig und Dipl. Ing. Stefan Bollow. Christoph Werner, Geschäftsführer der Bauunternehmung Damian Werner GmbH in Kalbach/Fulda, betrachtete die Thematik aus Sicht eines Unternehmers. Michael Roddewig, Geschäftsführung Schadstoffsanierung in der ENTOX Entsorgung toxischer Baustoffe GmbH, Kalbach, schilderte die Sicht eines Technikers. Über die Sichtweise eines Sachverständigen informierte Dipl.-Ing. Stefan Bollow vom Sachverständigenbüro Analysenservice Innenraum, Hamburg.
Dipl.-Ing. Thomas Lewicz, geschäftsführender Gesellschafter der SMV Bauprojektsteuerung Ingenieurgesellschaft mbH, Berlin, referierte zu „Schimmel im Neubau aus Sicht eines Projektsteuerers“.
Die Vermeidung von Schimmel am Bau im Widerstreit von Technik, Wirtschaft und Justiz behandelte Martin Buchner, Msc, Projekt- und Bauleiter bei Kroh & Partner Ziviltechniker in Linz, Österreich.
Dipl.-Ing. Bernhard Riedl aus München, Architekt und ö. b. u. v. Sachverständiger für Schäden in Gebäuden, stellte ausgewählte Sanierungs- und Vermeidungsbeispiele mit Detaillösungen vor.
Die Abschlussdiskussion mit Impulsreferat leitete Gerd Warda, Chefredakteur von Wohnungswirtschaft heute, Bosau.
Initiator und Veranstalter des 3. Würzburger Schimmelpilz Forums ist das unterfränkische peridomus Institut Dr. Führer.
www.peridomus.de/veranstaltungen
www.schimmelpilzforum.info
Das 1993 gegründete peridomus Institut Dr. Führer führt bundesweit „Innenraumchecks“ zur Klärung und Vermeidung von Gebäudebedingten Erkrankungen durch. Vor dem Hintergrund neuester naturwissenschaftlicher und medizinischer Erkenntnisse erfolgt dabei eine chemisch-analytische und mikrobiologische Bestandsaufnahme von Wohnungen, Büroräumen, Häusern und öffentlichen Gebäuden. Das Institut ist zudem Veranstalter von Fachtagungen und Weiterbildungsveranstaltungen zum Thema „Schadstoffe in Innenräumen“.
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