Warum über neue Auswechslungs-Regeln nachgedacht werden sollte
Unsere Bundesligaspieler leisten Großartiges. Sie spielen einen Fußball, dass man nur staunen kann und haben nach Ende der 90 Minuten nicht selten pro Team 120 km zurückgelegt. Die Verletzungsstatistik der letzten Jahre ist verheerend und entwickelt von Jahr zu Jahr dramatischer.
Was das miteinander zu tun hat? „Eine ganze Menge“, behauptet der Sportphysiotherapeut Marco Congia, der verschiedene Profifußballer betreut hat. „Der moderne Fußball opfert die Gesundheit seiner Spieler dem neuen High-Speed-Fußball!“
Und Congia kann das auch belegen. So hat sich die Zahl der verletzten Erst- und Zweitbundesliga-Spieler im letzten Jahrzehnt laut dem Portal Statista mehr als vervierfacht. 2012 gab es mit 1.142 registrierten Verletzungen in den beiden Ligen den bisher traurigen Höchststand. Und auch im Breitensport ist König Fußball die ungeschlagene Nummer eins bei den Sportverletzungen.
Nach der Verletzung des deutschen Nationalspielers Sami Khedira schrieb am 21. November 2013 die Wochenzeitung Zeit: „Jetzt auch noch Sami Khedira – die Liste der verletzten deutschen Nationalspieler wird immer länger. Eine Folge von Überlastung?“ Und fragte sich: „Wie soll die Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Brasilien bestehen, wenn die Hälfte des Teams ein gutes halbes Jahr vor dem Ereignis durch Verletzungen ausfällt?“
Und auch bei Borussia Dortmund verhindert der hohe Krankenstand in dieser Saison ein ernsthaftes Kräftemessen mit dem FC Bayern München. Das aber lässt die Liga langweilig werden. Aus Sicht des Sportphysiotherapeuten Marco Congia müsste längst von den verantwortlichen Sportfunktionären gehandelt werden, wenn verhindert werden soll, dass der Wettbewerb verletzungsbedingt immer weiter verzerrt wird.
„Es ist doch ein Witz“, empört sich der Experte, „dass die Gesundheit unserer Fußballelite so leichtfertig aufs Spiel gesetzt wird. Bei einer Belastung wie sie heute im Spitzenfußball stattfindet kommt es fast zwangsläufig zu muskulären Verletzungen oder zu Sprunggelenk- und Knieverletzungen, wenn der Fußballer erschöpft ist.“
Die Spielhäufigkeit und die Spielgeschwindigkeit bzw. Intensität macht auch der Facharzt Leonard Fraunberger in einem Artikel der Nürnberger Zeitung für das Verletzungsdesaster in der Bundesliga verantwortlich. Am 02.01.2014 titelte die Zeitung „Der Tempofußball verschleißt seine Kinder“.
Seit rund 150 Jahren wird Fußball gespielt. Aber erst ab 1967 gab es für alle Spiele die Regel, dass ein verletzter Spieler pro Mannschaft ersetzt werden konnte. Seit 1995 sind drei Auswechslungen je Spiel möglich.
„Das reicht heute längst nicht mehr“ sagt Congia. „90 oder gar 120 Minuten bei dem heutigen Tempo sind komplett unverantwortlich, es sei denn man möchte dem Verletzungsvoyeurismus Vorschub leisten.“ Und er prophezeit das frühe Karriereaus vieler guter Spieler, wenn nicht über ein wesentlich größeres Auswechslungskontingent nachgedacht wird. „Schon heute ist der Frust der jungen Sportrentner, die meine Kollegen und ich zu Gesicht bekommen groß“ weiß er zu berichten.
Die meisten Verletzungsvorfälle, so zeigen Untersuchungen, ereignen sich während der letzten Viertelstunde der ersten und zweiten Halbzeit. Für einen Großteil der Verletzungen ist eine Überlastung der Muskulatur verantwortlich. Stabilisiert diese bei plötzlichen Stopp-, Dreh- oder Beschleunigungsbewegung nicht mehr ausreichend die Bänder und Gelenke, kommt es meist zu folgeschweren Verletzungen.
Congia fordert deshalb mehr Auswechslungen oder eine zusätzliche Pause. Auch beim richtigen Training und einer Spielersensibilisierung für Extremsituationen sieht er noch Potentiale. Und er bezieht sich auf Pep Guardiola. Der Bayern Trainer hatte erst kürzlich auf der 8. Dubai International Sports Conference mehr Wechsel während des Spiels gefordert.
Die FIFA feiert dieses Jahr ihren 110-ten Geburtstag, vielleicht macht sie den Spielern ja ein Geburtstagsgeschenk. Sportarten wie Handball, Basketball oder Eishockey zeigen, dass ein fliegender Wechsel und kürzere Spielintervalle dem Sport nutzen und keineswegs unattraktiver machen.
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