DIW-Präsident fordert rasche Konzentration der Landesbanken – Klaus Zimmermann: Internationale Finanzmarktkrise schwelt weiter
Die Landesbanken sollten aus der Verantwortung der Landesregierungen herausgenommen werden. Dies ist aus Sicht des DIW Berlin eine der zentralen Schlussfolgerungen aus der Finanzmarktkrise ? und eines der größten Risiken für neue Krisen. „Schon vor der Krise waren die Geschäftsmodelle fast aller Landesbanken in einer akuten Schieflage ? deshalb ist eine Bündelung der Ressourcen dringlicher denn je“, sagte DIW-Präsident Klaus F. Zimmermann bei der Vorstellung seines Buches „Finanzmärkte nach dem Flächenbrand“ in Berlin.
Zimmermann kritisierte das Ausbleiben grundlegender Reformen für die internationalen Finanzmärkte, die Krisenursachen seien nicht beseitigt. „Dadurch erhöht sich das Risiko neuerlicher Rückschläge für die Konjunktur.“ Zimmermann und seine Ko-Autorin Dorothea Schäfer sehen ihr Buch denn auch als „Ausrufezeichen, dass der versprochene Umbau der internationalen Finanzarchitektur umfassend und nachhaltig zu Ende geführt werden muss.“ Die Zeit für eine solche Operation dränge, da die Krise keineswegs endgültig überwunden ist. „Wir werden uns als Ökonomen nicht damit abfinden, dass sich derzeit das Zeitfenster für die notwendigen grundlegenden Reformen wieder zu schließen droht: Die Politik muss jetzt begreifen, dass die Zeit der Selbstregulierung im Finanzsektor vorbei ist.“
Deutsches Bad-Bank-Modell: „Halbherzig, unsystematisch und ineffektiv“
In dem heute vorgestellten Buch kritisieren Zimmermann und seine Ko-Autorin Dorothea Schäfer unter anderem den „halbherzigen, unsystematischen und ineffektiven“ Umgang mit toxischen Papieren in Deutschland. „Es gibt viele erfolgreiche Wege, wie man zu einem klaren Schnitt bei der Bereinigung von Bankbilanzen kommt ? es ist fatal, dass die Bundesregierung sich an keinem dieser Beispiele orientiert hat.“
Zur Neuordnung der Finanzmärkte in Deutschland sagte Zimmermann, es sei eindimensional, die Neuordnung der Finanzmärkte auf die Forderung nach einer Aufspaltung der großen Geldinstitute zu verengen. „Der deutsche Finanzsektor ist zu kleinteilig strukturiert,“ sagte Zimmermann. „Wir brauchen global operierende Institute mit der entsprechenden Kapitalkraft ? deshalb ist eine Konzentration der Kräfte unabdingbar.“
Kritisch äußerte sich der DIW-Präsident auch zu der Absicht der Bundesregierung, die Bankenaufsicht künftig unter dem Dach der Bundesbank zu organisieren.
Er unterstützte zugleich die jüngsten Vorschläge des Sachverständigenrates für eine internationale Krisenregulierung und für die Errichtung eines Europäischen Einlagensicherungsfonds.
Es gibt noch keine Entwarnung …
Das Buch „Finanzmärkte nach dem Flächenbrand“ hat Klaus F. Zimmermann gemeinsam mit der DIW-Forschungsdirektorin Dorothea Schaefer im Gabler-Verlag, Wiesbaden vorgelegt.
Das Buch zeigt,
wodurch der Steuerzahler zur „Geisel? der Funktionsfähigkeit des internationalen Finanzsystems geworden ist,
wie Schrottpapiere entsorgt werden sollten, das neue deutsche Bad-Bank-Gesetz aber am Ziel vorbeischießt,
warum man keine sieben Landesbanken braucht, Förderbanken aber notwendig sind
wie Immobilienfinanzierung und die Solvenz von Privathaushalten zusammenhängen
und was Regierungen in Deutschland, Europa und weltweit tun müssen, damit der Flächenbrand auf den Finanzmärkten eine Jahrhundertkrise bleibt und sich nicht alle zehn Jahre wiederholt.
Finanzmärkte nach dem Flächenbrand
Warum es dazu kam und was wir daraus lernen müssen
von Klaus F. Zimmermann und Dorothea Schäfer, Wiesbaden: Gabler Verlag 2010, 240 Seiten. Gebunden. EUR 29,90
ISBN 978-3-8349-2032-4
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