Dmitirij Belkins etwas andere Einwanderungsgeschichte wirft einen Blick auf die jüngere deutsche Vergangenheit
Deutsche Zeitgeschichte im Spiegel einer sehr persönlichen und zugleich politischen Erzählung, die ihr Licht auch auf die heutige turbulente Zeit der Einwanderung wirft.
„Der Frage ‚Was bist du denn?‘ versuche ich gerne auszuweichen. Jüdisch? Ja! Deutsch? Klar! Erwachsen? Gewiss! Russisch geprägt? Selbstverständlich! Mit der Ukraine eine gespaltene Verbundenheit empfindend? O ja! Europäisch? Unbedingt, jedoch mit kritischen Abstrichen in Richtung Brüssel! Und ich bin ein Historiker, der hofft, das alles differenziert und im geschichtlichen Kontext zu betrachten. Vieles von dem, was ich in diesem Buch erzähle, klingt paradox und ist in einer Grauzone zwischen pathetischem Drama, unverhoffter Komik, der großen Ahnungslosigkeit und einer ersehnten Normalität zu verorten. Doch ich betrete diese Zone gern. Wahrscheinlich bin ich nur in ihr richtig zu Hause. Denn so waren sie, unsere zwei Jahrzehnte zwischen Deutschland und überall.“ schreibt der Autor über seine heutige Situation.
Im Dezember 1993, Dnepropetrowsk, Ukraine, nimmt der 22-jährige Dmitrij Belkin drei Taschen und sechs Bücher, setzt sich in einen Bus und fährt ins völlig Ungewisse, nach Deutschland, wie eine Viertelmillion andere Juden aus der Ex-UdSSR auch. Er kommt als Einwanderer in ein Land im Umbruch: Sein postsowjetischer Blick trifft auf die alte und die neue Bundesrepublik, in der für ihn und seine Familie eine jüdische Selbstentdeckung möglich wird.
In seinem Buch erzählt Belkin von der Ankunft in Tübingen, dem Leben im Flüchtlingsheim, Begegnungen auf dem Amt. Von mitgebrachten Klischees über ein fremdes Land, dessen Dichter und Denker er schon lange liebt, und der brutalen Einsamkeit vor Ort. Von Univorlesungen, in denen er kaum die Hälfte versteht, und von großem Heimweh, das ihm in der Ferne die eigene jüdische Herkunft näher bringt. Beherzt, selbstironisch und voller Esprit zeichnet er die Geschichte einer Migration in all ihren Facetten. Und die Verwandlung eines ängstlich beobachten Gastes in einen kreativen Akteur.
Der Autor
Dmitrij Belkin, geboren 1971 in der Ukraine (damals UdSSR), kam 1993 als „Kontingentflüchtling“ nach Deutschland. In Tübingen schloss er sein bereits in der Ukraine begonnenes Studium der Geschichte und Philosophie mit Promotion ab. Nach Stationen am Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte, beim Jüdischen Museum Frankfurt, beim Fritz Bauer Institut und einem Jahr in den USA ist er heute als Referent beim jüdischen Ernst Ludwig Ehrlich-Studienwerk und als Publizist in Berlin tätig, wo er mit seiner Familie lebt.
Dmitrij Belkin
Germanija
Wie ich in Deutschland jüdisch und erwachsen wurde
202 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, EUR 19,95/EUA 20,60/sFr 25,30
ISBN 978-3-593-50580-0
Erscheinungstermin: 08. September 2016
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