Elektronische Zähler: Versorger verschlafen Smart Metering
Ab Januar 2010 gilt die Pflicht zum Einbau elektronischer Zähler in Neubauten und nach grundlegenden Renovierungen. Bis 2015 wird jeder zweite deutsche Haushalt mit den innovativen Zählern ausgestattet und damit in der Lage sein, den Energieverbrauch selbst zu kontrollieren und, wenn die entsprechenden Voraussetzungen gegeben sind, zu steuern. Damit Smart Metering ein Erfolg wird, müssen die Versorger jedoch ihre Kommunikation mit den Endverbrauchern verbessern und zugleich attraktive Anreizsysteme zum Energiesparen entwickeln. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Markteinschätzung von Steria Mummert Consulting.
Noch fehlen vielen Versorgern zukunftsweisende Konzepte für das Smart Metering. Bisher reagiert die große Mehrheit der Unternehmen eher abwartend und zielt darauf ab, möglichst Lösungen anzubieten, die gerade einmal die Mindestanforderungen des Gesetzgebers erfüllen und den Investitionsbedarf minimieren. Nur eine Minderheit entwickelt derzeit beispielsweise differenzierte Produkte zur zeitlichen Verbrauchssteuerung oder Flatrates, um den Verbrauchern Anreize zu geben, Energie einzusparen und ihre Energiekosten zu senken.
Der Grund für die Zurückhaltung der Versorger: Sie bezweifeln den Nutzen des Smart Metering für das eigene Unternehmen und vermuten geringes Potenzial. Sie sind nicht davon überzeugt, dass intelligente Zähler Chancen durch Tarifmodelle und Dienstleistungsangebote eröffnen werden. Da die Investitionshöhen beträchtlich sind und auch nicht auf den Kunden abgewälzt werden können, tendieren Versorger zu Minimallösungen. „Doch damit denken einige Unternehmen zu kurzfristig“, sagt Hagen Förster, Senior Manager bei Steria Mummert Consulting. „Erstens zeigt die Erfahrung aus 10 Jahren Liberalisierung, dass der Gesetzgeber restriktivere Vorgaben beschließt, wenn die angestrebten Ziele nicht erreicht werden. Und zweitens bietet sich für die Unternehmen die Möglichkeit, mit innovativen Modellen im Wettbewerb zu punkten und für sich neue Marktanteile zu erschließen bzw. bestehende zu halten.“
Es gilt also für die Versorger, schnell zu handeln. Aus Kosten- und Risikoüberlegungen empfiehlt es sich dabei vor allem für Stadtwerke und kleinere Unternehmen, das Smart Metering in Kooperation mit Partnern voranzutreiben. Die Wirtschaftlichkeit beispielweise neuer Systeme ist in hohem Maße von der Anzahl der Kunden mit elektronischem Zähler und den damit im Zusammenhang stehenden Mehrwertdiensten abhängig.
Entscheidend für den Erfolg sind außerdem die Auswahl der Systeme und die Bereitstellung einer flexiblen technischen Architektur. So gilt es, eine Basislösung zu finden, die bei einer wachsenden Nachfrage oder möglichen restriktiveren Vorgaben durch den Gesetzgeber modular erweiterbar ist. Voraussetzung für eine solche Konzeption sind standardisierte Lösungen. Einzeltechnologien erscheinen zwar zunächst kostengünstiger, können aber beispielsweise die spätere spartenübergreifende Integration von Wasser- und Fernwärmezählern verteuern oder verhindern. Auch hier wird sich schon aus Losgrößenüberlegungen künftig Smart Metering durchsetzen.
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