Berlin, 04. Oktober 2011 – Es ist soweit. Die Deutsche Bahn (DB) veröffentlicht ab sofort monatliche Statistiken zur Pünktlichkeit im Nah- und Fernverkehr. „Wir wollen unsere Kunden transparent informieren, denn wir haben nichts zu verbergen. Die Zahlen in diesem Jahr zeigen, dass wir deutlich pünktlicher unterwegs sind, als uns von Kritikern oft vorgeworfen wird“, sagt Ulrich Homburg, Vorstand Personenverkehr der DB, in einer Presseerklärung. Die Statistik bildet mehr als 800.000 Fahrten ab.
Die DB ist optimistisch: Die Personenzüge seien im August 2011 zu 93 Prozent pünktlich gewesen. Man spricht allerdings erst von Verspätung, wenn die Züge 5:59 Minuten über der Zeit sind. Läge man den im Flugverkehr üblichen Maßstab von 15:59 Minuten an, so verkehrten die Züge im August sogar mit einer Genauigkeit von 98 Prozent. Homburg: „Mit diesen Werten können wir uns auch im internationalen Vergleich sehen lassen“.
Der Klartext-Experte Thilo Baum wirft der DB vor, den Wechsel in die Perspektive des einzelnen Kunden nicht zu vollziehen. In einem YouTube Video erklärt er: „Es kommt auf den einzelnen Kunden an. Stellen Sie sich vor, ihr Zahnarzt würde zu Ihnen sagen, 90 Prozent meiner Patienten sind glücklich“. Und weiter: „Es ist mir auch egal, dass die Deutsche Bahn sagt, dass 95 Prozent der Züge pünktlich sind. Das spielt für mich keine Rolle. Meiner muss pünktlich sein“.
Das ist in anderen Branchen nicht anders, etwa in der Lebensmittelindustrie. Fallen hier Maschinen in den Produktionslinien aus, drohen dem Unternehmen schnell massive Verluste. „Entsprechend reaktionsschnell und zuverlässig muss der Service sein“, sagt Robert Keller, Director Business Services bei Bizerba. „Unsere Techniker greifen mittlerweile auch über das Internet auf die Anlagen zu. Sie analysieren Fehler und beheben sie – und das meist ohne teure Vor-Ort-Einsäte“.
Der Fachjournalist Friedhelm Weidelich sieht bei der Bahn sogar geschickte Statistikfälscher am Werk. So begännen Verspätungen nicht wie bisher bei fünf, sondern neuerdings bei 5:59 Minuten. In seinem Blog Rail-O-Motive schreibt er: „Hier werden kaufmännische und mathematische Grundregeln fröhlich ausgehebelt. Und die ausgefallenen Züge werden gar nicht erfasst“. Bei einer ehrlichen 5-Minuten-Grenze kämen Werte heraus, die weit schlechter wären.
Auch die Stiftung Warentest hat die Pünktlichkeit der Bahn unter die Lupe genommen und die Ankunftszeiten von mehr als 1,9 Millionen Zügen ausgewertet – an 20 wichtigen Bahnhöfen. Das Fazit: Vor allem viele Fernzüge haben Probleme, ihren Fahrplan einzuhalten. Im Durchschnitt kamen 30 Prozent der Fernzüge mindestens sechs Minuten zu spät, sechs Prozent sogar mehr als eine halbe Stunde. Im Vergleich fahren die Regiozüge deutlich pünktlicher, der Anteil der Verspätungen lag bei 14 Prozent. Aus Kundensicht seien mehr Investitionen für Schienennetz und Züge dringend erforderlich.
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