Gefäßchirurgen aus Siegen raten zu Screening der Aorta
SIEGEN. Mit einem Ultraschall-Screening lassen sich Aneurysmen an der Aorta bereits in einem frühen Stadium erkennen. Darauf weisen die Gefäßchirurgen am Diakonie Klinikum Jung-Stilling unter der Leitung von Dr. med. Ahmed Koshty hin. Eine neue Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin empfiehlt die sonographische Früherkennung eines abdominellen Aortenaneurysmas (AAA) allen Männern, die das 65. Lebensjahr erreicht haben. Bei Frauen wird das Screening empfohlen, wenn sie bestimmte Risiken aufweisen. Frauen sollten sich untersuchen lassen, wenn sie
– über 65 Jahre alt sind und
– rauchen oder früher geraucht haben.
Die Gefäßexperten raten dagegen Nichtraucherinnen von der Untersuchung ab – es sei denn, es gibt Fälle eines Aneurysmas an der Aorta im Bauchraum bei Geschwistern ersten Grades.
Aneurysma an der Aorta: Der Nutzen eines Screenings zur Früherkennung gilt als erwiesen
Während das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) bei Frauen keinen Nutzen des Screenings erkennen kann, bewertet es das Aorten-Screening bei älteren Männern als positiv. Das Institut bezieht sich mit dieser Einschätzung auf vier randomisierte, kontrollierte Studien mit rund 140.000 Teilnehmern. Danach führt das Screening über einen langen Zeitraum betrachtet zu einer Abnahme der Gesamtsterblichkeit und der Todesfälle durch ein Aneurysma. Ebenfalls rückläufig zeigten sich die Fälle von Rupturen und Notfall-OPs aufgrund eines Aneurysmas im Bauchraum. Die negative Nutzenbewertung bei Frauen liegt u.a. daran, dass von den relevanten Studien nur eine auch Frauen einschloss. Diese Untersuchung konnte keinen Vorteil in Bezug auf Ruptur-Rate und Sterblichkeit bei Frauen aufzeigen. Dennoch betonten die Autoren der Leitlinien, dass auch Frauen mit bestimmten Risiken von einem Screening profitieren können.
Familiäres Risiko bei einem Aneurysma der Aorta im Bauchraum nicht unterschätzen
Familiäre Belastung verdoppelt das Risiko für ein Aneurysma im Bauchraum. Dieses Risiko ist bei Männern mit weiblichen Verwandten, die ein AAA aufweisen, sogar um das Vierfache erhöht. Gleichzeitig betonen die Autoren der Leitlinien die Gefahr von Überdiagnosen durch das Screening der Aorta. Ab einer bestimmten Größe (5 bis 5,5 cm) müssen asymptomatische Aneurysmen trotzdem elektiv offen chirurgisch bzw. endovaskulär therapiert werden, um einer Ruptur vorzubeugen. Das Kontrollintervall eines diagnostizierten Aneurysmas an der Aorta im Bauchraum sollte sich nach der Größe und der Wachstumsgeschwindigkeit richten. Dabei zu beachten ist, dass Frauen zwar ähnliche Wachstumsraten wie Männer aufweisen, ihr Ruptur-Risiko aber um ein Vierfaches erhöht ist.
Bei Dr. med. Ahmed H. Koshty, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie, liegt der Schwerpunkt auf der Therapie aller Erkrankungen der Aorta. Die Klinik ist in einem Wachstumsprozess und arbeitet eng mit Ärzten, Pflegepersonal und Physiotherapeuten zusammen.
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