Warum wir uns nach aktuellen Großschadensereignissen unsicher fühlen
Der Terror ist mittlerweile ein weltweites Phänomen und Problem. Die mediale Berichterstattung ist so groß, dass man den Nachrichten über Anschläge und Amokläufe, aber auch über andere Katastrophen wie Flugzeugabstürze und Naturkatastrophen nicht mehr entkommt. Kein Wunder, dass solche Informationen bei den meisten Menschen Verunsicherung oder sogar Angst auslösen. Doch warum empfinden wir gerade nach Terroranschlägen und Co. ein erhöhtes Maß an Angst, das bis zur Änderung unseres Alltagsverhaltens führt?
Für uns Menschen ist es oftmals schwierig, Risiken realistisch einzuschätzen. Geschehnisse, vor denen wir uns fürchten, und Gefahren, die unser Leben tatsächlich am meisten bedrohen, unterscheiden sich oftmals stark. Das wird genau dann zum Problem, wenn unser angepasstes, vermeintlich sicheres Verhalten in Wirklichkeit ein höheres Risiko birgt als unser Ursprungsverhalten. Nach dem 11. September 2001 verzichteten beispielsweise viele Amerikaner auf eine Reise mit dem Flugzeug und legten längere Strecken mit dem Auto zurück. Als Konsequenz dieser Flugangst verzeichneten Statistiken zwischen Oktober und Dezember 2001 eine deutlich höhere Zahl von Autounfällen mit Todesfolge als vor den Anschlägen.
Schock und Emotionen
Diese und ähnliche menschliche Fehleinschätzungen sind oftmals auf die emotionale Reaktion auf Ereignisse zurückzuführen, in denen viele Menschen zum gleichen Zeitpunkt und unerwartet ums Leben kommen. Flugzeugabstürze und Terroranschläge erfüllen dieses Muster zumeist. Wenn genauso viele Menschen über ein Jahr verteilt sterben, löst dies hingegen nur wenige Emotionen in uns aus. Auch die mediale Berichterstattung spielt hierbei eine nicht ganz unwichtige Rolle. Je mehr (visuelle und akustische) Details wir über eine Katastrophe erfahren, desto intensiver werden wir mit dieser konfrontiert und desto besser können wir uns in ähnlichen Situationen – z. B. bei öffentlichen (Groß-)Veranstaltungen – an die mögliche Gefahr erinnern.
Kontrolle und Vertrauen
Kontrolle ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Je weniger Kontrolle wir über ein Ereignis haben, desto eher neigen wir dazu, die Bedrohlichkeit dieses Ereignisses zu überschätzen. Beispielsweise geben wir im Gegensatz zur Fahrt mit dem Auto bei einer Reise mit dem Flugzeug unser Leben in fremde Hände. Auch wirkt die aufgezwungene Gefahr des Terrorismus bedrohlicher, als freiwillig in Kauf genommene Risiken wie beispielsweise der Konsum von Zigaretten. Der Aufenthalt bei Veranstaltungen im öffentlichen Raum fällt uns nach Attentaten also schwerer, als mehrmals täglich in den eigenen vier Wänden „eine zu rauchen“, obwohl gerade Letzteres mit hohen gesundheitlichen Risiken verbunden ist. Die wahrgenommene Kontrolle ist hier das Stichwort.
Wie können wir mit unserer Angst vor Katastrophen umgehen?
Zunächst sollten negative Gefühle, die durch große Katastrophen ausgelöst werden, nicht unterdrückt werden. Vielmehr sollten wir reflektieren, welchen Einfluss diese Gefühle auf unser tägliches Denken und Handeln haben. Wenn man zum Beispiel vermehrt öffentliche Veranstaltungen meidet und damit versucht, das Risiko auszuschließen, bei einem Attentat ums Leben zu kommen, wird sich das negativ auf die persönliche Lebensqualität auswirken. Denn dann sollte man konsequenterweise auch keine Fußgängerzonen, Kaufhäuser, Flughäfen oder ähnliche öffentliche Orte aufsuchen, in denen sich ein Anschlag ereignen könnte. Vermeidendes Verhalten ist also nur in den wenigsten Fällen zielführend. Vielmehr sollten wir uns aktiv mit möglichen Gefährdungen und deren Wahrscheinlichkeit auseinandersetzen und mit Restrisiken leben lernen. Vertrauenswürdige Informationen sowie eine gute Kommunikation seitens öffentlicher Autoritäten können die Bewertung von Risiken hierbei vereinfachen und unsere Ängste reduzieren.
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