Armutsentwicklung – Sturm im Wasserglas
Neue Angaben der europäischen Statistikbehörde Eurostat zur relativen Einkommensarmut haben in den Medien Falschmeldungen ausgelöst: Von bedenklichen Zahlen ist die Rede, die einen deutlichen Anstieg der Armutsgefährdung belegen würden. Dabei sind die Kommentatoren jedoch einem Bruch in der Statistik aufgesessen. Tatsächlich ist die relative Einkommensarmut hierzulande aktuell nicht höher als Mitte des vergangenen Jahrzehnts.
Ein flüchtiger Blick auf die Eurostat-Zahlen stützt tatsächlich die Vermutung, die Armut hätte hierzulande zugenommen. Danach waren 2008 rund 15,5 Prozent der Menschen einkommensarm ? deutlich mehr als im Jahr 2005 (12,5 Prozent). Zwischenzeitlich ist jedoch die Statistik verändert worden. Im Jahr 2006 wurde der Grenzwert, ab welchem Betrag jemand als einkommensarm gilt, um 13,5 Prozent angehoben. Dies wäre gerechtfertigt gewesen, wenn die Bundesbürger tatsächlich viel mehr verdient hätten. Denn Einkommensarmut wird immer relativ gesehen. Wer weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens hat, ist per Definition arm. Wenn das Durchschnittseinkommen also steigt, dann steigt auch die Armutsgrenze. Einen derartigen Einkommensschub hat es aber nicht gegeben.
Auch nach Daten des Sozio-oekonomischen Panels ist die relative Einkommensarmut aktuell nicht weiter verbreitet als im Jahr 2005 ? seit die Arbeitslosigkeit von ihrem Rekordniveau wieder deutlich zurückgeht ist der Trend steigender Einkommensarmut also offenbar gestoppt.
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