Warum kulturell gemischte Teams für Unternehmen ein Wettbewerbsvorteil sind, und was Manager dabei vom flexiblen Denken eines Fußballtrainers lernen können, erklärt Springer Gabler-Autorin Michaela Bürger in ihrem Fachbuch
Wiesbaden, 26. Juni 2014. Nicht nur bei der FIFA-Weltmeisterschaft in Brasilien und in der deutschen Nationalmannschaft werden Menschen verschiedener Kulturen und ethnischer Herkunft zusammengeführt. Im Fußball sind kulturell gemischte Teams vielmehr die Normalität, denn Trainer haben die großen Potenziale längst erkannt. Trotz 7,6 Millionen Bürger ausländischer Herkunft und einem zunehmend fragmentierten Arbeitsmarkt haben deutsche Unternehmen hingegen Nachholbedarf im Diversity-Management, warnt Michaela Bürger im Interview mit dem Wissensportal Springer für Professionals. Um in Zeiten von Trends wie der Globalisierung, dem demografischen Wandel sowie unterschiedlichen Generationen und einem gestiegenen Tempo in der Arbeitswelt wettbewerbsfähig zu bleiben, müssten Manager das Thema Führung neu, ganzheitlich und vor allem flexibel denken. Wie Unternehmen vom Profifußball lernen können, Unterschiede in Teams dabei als strategischen Wettbewerbsvorteil zu nutzen, zeigt die Autorin in ihrem gerade bei Springer Gabler erschienenen Fachbuch Champions League für Manager – Erfolg durch Vielfalt.
„Die Bedeutung von Vielfalt in Unternehmen wächst. Allerdings sind die oberen Führungskräfte, die die größte Entscheidungsgewalt bezüglich Strategie und Zielsetzung haben, zum überwiegenden Teil deutscher Herkunft, und auch Frauen findet man nur vereinzelt“, beschreibt Bürger das Problem. Wie gut die Zusammenarbeit in einem gemischten Team funktioniere, hänge nämlich im Wesentlichen von der Kompetenz und der Offenheit der leitenden Führungskraft ab: „Nur wenn diese den Wert und den Nutzen von Vielfalt erkennt und vorlebt, verändert sich der Geist der Zusammenarbeit und der Charakter des Teams.“ Manager mit ausländischer Herkunft und eigener internationaler Erfahrung gelänge es oft etwas besser, eine diversifizierte Mitarbeiterstruktur gezielt aufzubauen und diese auch für ihren persönlichen Erfolg zu nutzen. Nach Meinung der Autorin fehle es in der Wirtschaft demnach grundsätzlich an einer guten „Durchmischung“ zwischen männlichen und weiblichen Managern als auch zwischen Führungskräften deutscher und ausländischer Herkunft. In einem heute vielfältigen Arbeitsmarkt, auf dem mehrere Generationen, unterschiedliche Kulturen sowie Männer und Frauen aufeinandertreffen, sei dies ein Wettbewerbsnachteil.
Eine moderne Führungskultur beruht für Bürger auf einer Offenheit im Umgang mit traditionellen Rollen, Mustern und Organisationsformen sowie auf neuen Perspektiven und Ansätzen in der Personalarbeit. Die Rolle des Fußballtrainers sei dabei mit der eines CEO durchaus vergleichbar: „Beide haben die Aufgabe, eine Strategie zu entwickeln, ihre Teams auf Herausforderungen vorzubereiten und die Mannschaft erfolgversprechend aufzustellen.“ Wirtschaftsmanager müssten die Motivation ihres Teams sicherstellen, Ideen einbringen sowie strategische Entscheidungen treffen, und könnten im Diversity-Management von Fußballtrainern lernen: „Ein guter Coach weiß, welches Potenzial in der Vielfalt liegt und versteht es, die unterschiedlichen Charaktere, Fähigkeiten und Talente gezielt so einzusetzen, dass sie sich optimal ergänzen und somit bessere Ergebnisse erzielen, als die gegnerische Mannschaft.“
Neben kulturellen und geschlechtsbezogenen Unterschieden stelle auch der soziologische Wandel im Hinblick auf Einstellung und Schwerpunktsetzung der Mitarbeiter und damit das Generationen-Management Führungskräfte vor neue Herausforderungen: „Berufseinsteigern sind ganz andere Aspekte wichtig als den älteren Generationen.“ Bei der Generation Y gelte das Prinzip ’sowohl als auch‘ statt ‚entweder oder‘. Um gut ausgebildete junge Arbeitnehmer zu gewinnen, müssten Manager ihnen daher einen Spielraum zur persönlichen Lebensgestaltung einräumen, gleichzeitig Sicherheit bieten, und dies in Einklang mit den Anforderungen des Unternehmens bringen. Aber auch länderübergreifendes Recruiting von Fachkräften und das Zugehen auf die Generation 50+ ist nach Meinung von Bürger wichtig, um die durch den demografischen Wandel bedingten Lücken zu schließen.
Michaela Bürger gehörte lange zur Top-Führungsriege bei Siemens. Heute unterstützt sie als selbstständige Unternehmensberaterin namhafte Firmen und Organisationen. Durch ihre persönlichen Kontakte hat sie einen hervorragenden Einblick in die Fußballszene.
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