Das Bedürfnis nach Vertrautheit

(pressrelations) –

Das Bedürfnis nach Vertrautheit

Am 1. September eröffnet die erste Wohngemeinschaft für an Demenz erkrankte Menschen in Bonn

Ein kleiner Mitbewohner steht schon fest: Dackeldame Emma wird regelmäßig in der Lengsdorfer Hauptstraße vorbeischauen – in der ersten Wohngemeinschaft (WG) für an Demenz erkrankte Menschen in Bonn. „Tiere sind etwas ganz Wichtiges“, sagt Gefäßchirurg Günther Neuhaus, der die WG ins Leben gerufen hat. „An Demenz erkrankte Menschen haben sie sehr gern, weil sie keine Probleme machen.“

Sechs Bewohner können ab dem 1. Dezember in die WG einziehen. In dem rund 190 Quadratmeter großen Haus samt rund 50 Quadratmeter großen Garten sollen sie gemeinschaftlich und weitestgehend selbstbestimmt leben. Allein gelassen werden sie indes nicht. Zum einen sollen sich die Angehörigen mit einbringen, zum Beispiel was die Freizeitgestaltung betrifft. Zum anderen kümmern sich vier feste und einige freie Mitarbeiter des ambulanten Bonner Pflegedienstes „der Paritätische“ abwechselnd um die Kranken – und das rund um die Uhr. „Von 7 bis 22 Uhr kümmern sich zwei Pflegekräfte um die Bewohner, nachts ist eine Pflegekraft im Haus“, sagt Neuhaus. Dass es einen festen Stamm an Pflegern gibt, ist für die WG-Bewohner sehr wichtig. „Dementiell erkrankte Menschen haben das Bedürfnis nach Vertrautheit“, sagt Neuhaus. Deswegen sind auch die Zimmer nicht möbliert. „So kann jeder seine eigenen Möbel mitbringen.“ Das gelte für das eigene Zimmer, aber auch für die Gemeinschaftsräume. „Demenzkranke haben ihre eigene Realität. Die wesentliche Aufgabe besteht darin, sie in ihrer Realität aufzunehmen. Es geht darum, in den Schuhen des anderen zu gehen“, erklärt Neuhaus.

Das Gebäude, in dem die WG entsteht, ist ein Einfamilienhaus, in dem der Vater des Vermieters – ein Freund von Neuhaus – alleine gelebt hat. Als der Mann vor vier Monaten starb, setzte sich Neuhaus mit seinem Freund zusammen. „Ich habe gesagt, dass das die Gelegenheit wäre, die Idee der WG umzusetzen“, erzählt Neuhaus. Der Vermieter, dessen Vater an Demenz erkrankt war, war einverstanden und hat das Haus komplett renoviert. Wer ab dem 1. September in die WG einzieht, steht noch nicht fest. Wie das Zusammenleben geregelt wird schon: „Die Bewohner schließen zwei Verträge ab – einen Mietvertrag mit dem Vermieter und einen mit dem ambulanten Pflegedienst“, sagt Neuhaus, der regelmäßig in der WG vorbeischaut und als Moderator zwischen Bewohnern, Angehörigen und Pflegedienst fungiert.

Ein paar Gespräche mit Betreuern und potenziellen Bewohnern hat Neuhaus bereits geführt: „Es gibt schon Interessenten, einige Angehörige sind allerdings noch unsicher, weil es ein ganz neues Angebot ist“, sagt Neuhaus. Zumindest für Bonn. Denn in anderen Städten, wie zum Beispiel in Berlin, gibt es diese WGs bereits. Dort gibt es aber keine Emma. Die vierjährige Dackeldame, die bei Neuhaus zu Hause ist, wird nicht der einzige tierische Besucher der WG bleiben. Denn mit den Bewohnern sollen auch ein Vogel und einige Fische in das Haus an der Lengsdorfer Hauptstraße einziehen.

Kontakt: Dr. med. G. Neuhaus,
Tel.: 0228/21 33 62,
Mobil: 0163 ? 6286997
guentherneuhaus@gmx.de

Der Beitrag erschien in der oben angeführten Form am 12.08.2009 im Bonner General-Anzeiger. Autor: Ayla Jacob