Selten wird heutzutage von Reizwäsche gesprochen. Dessous und Lingerie haben den Begriff abgelöst. Die Bedeutung ist ähnlich. Sexy Unterwäsche dient dazu, im Verborgenen, Versteckten zu wirken. Die Trägerin wird mit einem süffisanten Lächeln zu verstehen geben, was sich unterhalb der Alltagskleidung versteckt. Der Unterschied zwischen herkömmlicher Baumwollunterwäsche und Reizwäsche ist der, dass Reizwäsche der optischen Verführung gilt, während Unterwäsche aus hygienischen Gründen die intimen Körperteile bedeckt hält. Selten wird Reizwäsche mit Materialien wie Baumwolle in Verbindung gebracht. Reizwäsche ist nicht dazu da, bequem und praktisch zu sein. Die Trägerin wird sich in Reizwäsche kunstvoll präsentieren. Die Spitzen und raffinierten Verarbeitungskünste dienen zur Zurschaustellung des intimen Bereichs der Frau. Zur gegebener Zeit.
Auch für Männer gibt es Reizwäsche. Männer verführen – je nach sexueller Präferenz – Männer mit exklusiver Reizwäsche. Provokante Reizwäsche dient bei Männern und Frauen dazu, den jeweiligen Partner seiner Begierde, sexuell zu erregen. Erotische Signale auszusenden, die für den normalen Betrachter im Alltagsleben unsichtbar bleiben. Sündiges Rot oder verruchtes Schwarz sind die bevorzugten Farben. Obwohl der Begriff im Wandel der Zeit aus der Mode gekommen ist und durch Dessous und Lingerie ersetzt wurde, verbindet jeder eine eindeutige Assoziation mit Reizwäsche. Die Beschreibung Dessous und Lingerie lässt noch Spielraum für Interpretationen. Reizwäsche ist in ihrer Begrifflichkeit eindeutig.
Als besonders verruchtes Accessoire im Bereich der Reizwäsche diente lange der halterlose Strumpf. Seine Renaissance erlebt dieses erotische Strumpfteil gerade wieder. Anfang des 20. Jahrhunderts brachte jede Frau in halterlosen Strümpfen oder Strapsen den biedersten Mann um den Verstand. Der Abdruck eines Strapses unter einem Kleid konnte zur damaligen Zeit schon einen gesellschaftlichen Skandal auslösen. Strapse und halterlose Strümpfe sind immer noch sexy, haben jedoch leider an Reiz über die Jahre hinweg verloren, seit es in der Mode fast schon Usus ist, dass Strapse und halterlose Strümpfe durchaus sichtbar getragen werden. Somit verliert die Reizwäsche ihren Reiz.
Während im 20. Jahrhundert die Corsagen unter dem Kleid getragen bzw. erlitten worden sind, ist eine Corsage heute ein uniques Kleidungsstück, das explizit und ausschließlich zu einem Rock oder Hose kombiniert wird. Dadurch wird es zwar zu einem provozierenden sexy Outfit, jedoch ist es keine Reizwäsche mehr. Das Verborgene, zu Erahnende, wird bewusst sichtbar gemacht und für alle optisch zuglänglich. Somit ist der Reiz des Verbotenen und Verruchten verloren. Kein Reiz mehr. Die Reizwäsche funktioniert nur im Verborgenen. Der oder die Eine wissen, was sich darunter verbirgt. Das ist die wahre Bestimmung von Reizwäsche!
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