(BSOZD.com-NEWS) Heidelberg. Jüngster Transplantationspatient in Heidelberg / Kinder-Transplantations-Programm an der Spitze in Süddeutschland – Die 1.000. Lebertransplantation am Universitätsklinikum Heidelberg hat einem erst vier Wochen alten Jungen das Leben gerettet. Am 18. Juni 1987 wurde in Heidelberg die erste Spenderleber übertragen. Vor allem in den vergangenen Jahren konnte das Transplantationsprogramm stark ausgebaut werden.
Das Heidelberger Transplantationszentrum an der Chirurgischen Universitätsklinik, das auch Transplantationen von Niere, Bauchspeicheldrüse und Herzen vornimmt, ist mittlerweile eines der führenden Zentren in Deutschland: 2007 wurden 121 Lebertransplantationen durchgeführt. Damit steht das Zentrum bundesweit an dritter Stelle nach Hannover und Berlin.
Die 1000. Lebertransplantation am Transplantationszentrum Heidelberg wurde Ende August 2008 durchgeführt. Dabei handelte es sich um einen aufwändigen Eingriff: Mit knapp vier Wochen war der kleine Finn Edelmann der bisher jüngste Patient des Zentrums und stellte deshalb besondere Anforderungen an die Chirurgen, Kinderärzte und Anästhesisten. Der Junge aus dem Odenwald-Kreis, der an einer unheilbaren, angeborenen Lebererkrankung litt, ist inzwischen wohlauf.
Kinder-Transplantations-Programm in Heidelberg seit 2003
Seit 2003 gibt es am Universitätsklinikum Heidelberg ein spezielles Pädiatrisches Lebertransplantations-Programm des Zentrums: Hier arbeiten die Transplantationsexperten der Chirurgischen Universitätsklinik um Professor Dr. Jan Schmidt eng mit spezialisierten Kinderärzten des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum (Ärztlicher Direktor: Professor Dr. Georg F. Hoffmann) unter der Leitung von Dr. Guido Engelmann und Dr. Jochen Meyburg zusammen. Mit 10 Lebertransplantationen bei Kindern im vergangenen Jahr und bisher 8 Transplantationen 2008 nimmt Heidelberg eine führende Position im Süddeutschen Raum ein. Rund 40 Prozent der hier transplantierten Kinder sind jünger als ein Jahr.
Betreuung transplantierter Kinder erfordert Spezialkenntnisse
Der bisher jüngste Patient des Heidelberger Transplantationszentrums kam Mitte Juli 2008 zur Welt – schnell wurde seine Erkrankung erkannt: „Bereits ab dem achten Lebenstag hatte das Baby stark veränderte Leberwerte“, sagt Professor Dr. Jan Schmidt, Leiter der Sektion Viszerale Organtransplantation an der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg (Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Markus W. Büchler). „Im Alter von drei Wochen kam der kleine Patient auf die Warteliste für eine Spenderleber. Ohne die Transplantation wäre er innerhalb weniger Wochen gestorben.“
Zum Glück stand bereits nach einer Woche ein passendes Organ zur Verfügung. Für das Baby wurde nur ein Teil der Spenderleber eines Erwachsenen verwendet. In einer sechsstündigen Operation transplantierten Professor Schmidt und sein Team die „Split-Leber“ eines Verstorbenen; der Eingriff verlief ohne Komplikationen. Vor und nach dem Eingriff übernahmen die Kinderärzte um Dr. Engelmann und Dr. Meyburg die Betreuung. „Die Versorgung muss auf die besonderen Bedürfnisse der transplantierten Kinder eingehen, das erfordert Spezialkenntnisse“, so Dr. Guido Engelmann. „Die interdisziplinäre Versorgung ist uns in Heidelberg besonders wichtig“, erklärt Professor Dr. Jan Schmidt. „Nur durch eine enge Abstimmung und häufigen Austausch können wir notfalls schnell die richtigen Maßnahmen in die Wege leiten, z.B. eine Lebendspende der Eltern.“
Sechsstündiger Eingriff verlief komplikationslos
Obwohl Finn das kleinere Stück einer erwachsenen Leber implantiert bekam, war es dennoch zu groß für den Bauch des nur vier Kilogramm schweren Babys: „Man kann die Leber nicht beliebig verkleinern, da sonst zu viele Blutgefäße verletzt werden“, erklärt Dr. Jochen Meyburg. Der Bauch blieb daher zunächst offen. „Wir verschließen in solchen Fällen den Bauch erst nach und nach. Dabei wird die Bauchwand allmählich gedehnt, vergleichbar mit einer Schwangerschaft“, so Dr. Meyburg. Zehn Tage nach der Transplantation wurde die Bauchdecke vollständig geschlossen.
Erwachsene Spenderleber wächst bald wieder mit
Erst in drei bis vier Jahren, wenn er zwischen 15 und 20 Kilogramm wiegt, wird Finn die passende Größe für seine Leber haben. Dass die Leber deutlich älter als ihr Träger ist, ist dank der großen Regenerationsfähigkeit des Organs kein Problem: „Eine erwachsene Leber verhält sich in einem Kind wieder wie die Leber eines Kindes. Sie schüttet sogar Stoffe des kindertypischen Leberstoffwechsels aus, wie z.B. bestimmte Gerinnungsfaktoren, ohne die das Kind verbluten würde“, so Dr. Engelmann. Außerdem wächst sie, sobald der Organismus die passende Größe erreicht hat, mit.
Finn geht es inzwischen gut; in ungefähr vier Wochen werden seine Eltern ihn mit nach Hause nehmen können. Zwar muss er Zeit seines Lebens Medikamente nehmen, die die Abstoßung des fremden Organteils verhindern. Doch nun kann er wie andere Kinder aufwachsen, spielen und zur Schule gehen. „Finn hat gute Chancen. Die ersten Kinder, die in den 80er Jahren transplantiert wurden, absolvieren gerade ihr Studium“, sagt Professor Schmidt. „Für einen solchen Erfolg ist eine Rundumversorgung der kleinen Patienten durch ein großes interdisziplinäres Team notwendig.“ In Heidelberg arbeiten im Rahmen des Programms rund 40 Personen Hand in Hand, neben der Pflege und den Ärzten auch Psychologen und Experten der Transplantations-Immunologie, Radiologie, Pathologie, Intensivmedizin und Hygiene vor Ort.
Ansprechpartner:
Professor Dr. Jan Schmidt
Leiter Sektion Viszerale Organtransplantation Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg
Tel.: 06221 / 56 6205 (Sekretariat)
E-Mail: jan.schmidt@med.uni-heidelberg.de
Dr. Guido Engelmann
Pädiatrische Gastroenterologie und Hepatologie Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin
Tel.: 06221 / 56 392 67
E-Mail: Guido.Engelmann@med.uni-heidelberg.de
Webseite des Transplantationszentrums Heidelberg:
www.klinikum.uni-heidelberg.de/Transplantationszentrum.103682.0.html
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