Die Uraufführung

Rudolf Heinemann
Die Uraufführung
Eine satirische Erzählung

112 Seiten
ISBN 978-3-86520-362-5
Buch&media
München 2010
Paperback und Ebook

Inhalt

Beim Besuch einer geheimnisvollen chinesischen Prostituierten hat sich Anton Schriller als Folge eines Superorgasmus einen Hirnriss zugezogen. Seitdem fällt er gelegentlich in entrückte Zustände mit Gedächtnisverlust. Einen derartigen Aussetzer hat er, als er einer Uraufführung im sommerlichen Park seiner Heimatstadt beiwohnt. Hier wird das neue multimediale Gesamtkunstwerk eines Großkomponisten aufgeführt, dem Kontakte zu den Außerirdischen nachgesagt werden. Am Ende der Straße, die den weitläufigen Park durchquert, steht ein Jaguar, der sich plötzlich ohne Fahrer und ohne Motorstart in Bewegung setzt. Der unerklärliche Vorgang versetzt Anton Schriller in einen seiner Zustände. Er hechtet auf das Heck des Wagens und rollt quer durch die Uraufführung. Jaguar und Passagier verschwinden im Abenddunst.
Der Wagen ist weg, aber Anton Schriller wird gefunden – schlafend in einem Blumenbeet. Seine spektakuläre Mitwirkung an dem epochalen Werk macht ihn zum Star der Uraufführung. Presse, Fernsehen, Musikmanager und auch der Kulturdezernent suchen seinen Kontakt. Er aber weist alle zurück, denn unter keinen Umständen will er gestehen, dass seine Tat mit der geheimnisvollen Chinesin zusammenhängt. Nur eins zählt: Sein Hechtsprung, zu dem ihn sein sexbedingter Hirnriss befähigte, verschafft ihm den ersehnten Eintritt in die Musikgeschichte.

Der Leser erfährt von verschrobenen Experimenten der Musikavantgarde und von der Selbstmystifizierung eines ihrer Protagonisten. Er weidet sich an dem Spott, mit dem der Autor den superintellektuellen, öffentlich-rechtlichen Kulturredakteur überzieht, der diesen Protagonisten für das größte Genie hält: „Er ist der einzige Tonsetzer, der die Stille flüstern lassen kann.”

Der Kritikerpapst mit seinem verquasten Schreibstil und seiner überzogenen Supereloge auf das neue Werk lässt den Leser schmunzeln.

Natürlich wird auch der Filz in Kultur und Politik auf die Schippe genommen. Der Veranstalter der Uraufführung, ein opportunistischer Manager, macht sich Musikjournalisten gewogen, indem er ihnen bei seinen Veranstaltungen gut bezahlte Aufträge zukommen lässt. Der frühere Sportdezernent musste sein Ressort abgeben, weil es beim Neubau des Fußballstadions zu Unregelmäßigkeiten gekommen war, die ihm den Vorwurf der Vetternwirtschaft eintrugen. Dank des kommunalen Klüngels wird er umgehend Kulturdezernent, obwohl er davon keine Ahnung hat. Die Uraufführung interessiert ihn nur wenig, mehr dagegen der Hechtsprung des „Helden”, von dem er wissen will, welcher Trainer ihn zu dieser sportlichen Leistung ausbildete.