Paul Christian (1910-1996) war einer der Gründerväter der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik am Universitätsklinikum Heidelberg, die auch heute unter Leitung von Professor Dr. Wolfgang Herzog zu den führenden psychosomatischen Kliniken in Deutschland gehört. Nach dem Krieg trat Paul Christian die Nachfolge von Viktor von Weizsäcker an und hatte den Lehrstuhl von 1958 bis 1977 inne. Zu Ehren seines 100. Geburtstages veranstaltet die Krehl-Klinik am 26. und 27. November 2010 ein Symposium mit dem Thema „Psychophysiologie und Bi-Personalität, Intersubjektivität und Psychosomatik“. Vorträge zur Historie und Entwicklung der in den 20er und 30er Jahren begründeten anthropologischen Medizin, die den Patient nicht mehr als Objekt des ärztlichen Handelns sieht, sondern als Subjekt, das in eine persönliche Beziehung mit dem Arzt eintritt, stehen auf dem Programm. Die Veranstaltung findet am Freitag, dem 26. November, in der Alten Aula der Universität Heidelberg und am Samstag im Hörsaal der Krehl-Klinik statt.
Die „Heidelberger Schule“ – von Ludolf Krehl bis Paul Christian
„Wir behandeln keine Krankheiten, sondern kranke Menschen.“ Dieser prägnante Satz von Ludolf Krehl kennzeichnet die Medizin der sogenannten „Heidelberger Schule der Anthropologischen Medizin“, die den kranken Menschen als ganze Persönlichkeit mit Körper, Geist und Seele wahrnimmt. Viktor von Weizsäcker war ein Schüler Krehls und Mitbegründer der anthropologischen Medizin. 1946 wurde er Leiter der neu etablierten Abteilung für Allgemeine Klinische Medizin, aus der die heutige Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik hervorging. Paul Christian war sein Nachfolger und legte den Grundstein für eine interdisziplinäre Medizin, die weit in die Geisteswissenschaften hineinreichte.
Paul Christian – ein Heidelberger Kind
Paul Christian ist nicht nur in Heidelberg geboren, sondern studierte auch hier und legte nach einigen Semestern in Wien sein Staatsexamen wieder in seiner Heimatstadt ab. Er habilitierte sich unter Viktor von Weizsäcker in den Fächern Innere Medizin und Neurologie und folgte ihm an eine der größten neurologischen Kliniken: nach Breslau. Nach Kriegsende arbeiteten sie beide wieder in Heidelberg. Christians Hauptwerke widmen sich neben der Psychophysiologie der Weizsäcker’schen Gestaltkreis-Experimente, dem Personenbegriff in der Medizin, der Bi-Personalität von Arzt und Patient und der Anthropologischen Medizin.
„Paul Christian zeichneten eine hochgradige Sensibilität für die geistesgeschichtliche Situation seiner Zeit, eine liberale Arbeits- und Denkweise und eine vorurteilsfreie Neuorientierung aus, die sich auch in Zukunft auf die Interdisziplinarität des Faches auswirken wird“, sagt Peter Hahn, der mit Paul Christian zusammenarbeitete und inzwischen zu den emeritierten Professoren der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik zählt.
Professor Wolfgang Eich, Leiter der Sektion Integrierte Psychosomatik des Universitätsklinikums Heidelberg und Mitveranstalter des Symposiums, wird über Paul Christians Leben und Werk referieren. Den Festvortrag „Paul Christian und die Heidelberger Schule der anthropologischen Medizin“ am Freitagabend hält Fernando Victor Lolas-Stepke aus Santiago de Chile. Er lernte Paul Christian während eines Stipendiums in Heidelberg Mitte der 70er Jahre kennen und war später als Gastdozent und Forschungsmitarbeiter der Psychosomatischen und der Psychiatrischen Klinik in Heidelberg tätig. Am Samstag werden einige Themen aus Paul Christians Forschungsarbeiten, z.B. die Psychophysiologie, im Licht der modernen Wissenschaften diskutiert. Zum Abschluss hält Professor Donna M. Orange aus New York einen Vortrag über Bi-Personalität in der Psychotherapie.
Anmeldungen bitte per Email im Sekretariat der Medizinischen Universitätsklinik unter ulrike.dous@med.uni-heidelberg.de.
Programm im Internet:
www.100jahrepaulchristian.de
Weitere Informationen im Internet:
www.klinikum.uni-heidelberg.de/Geschichte-der-PSM-in-HD.108591.0.html
Ansprechpartner:
Ulrike Dous
Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik
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69120 Heidelberg
Tel.: 06221 / 56 86 49
Fax: 06221 / 56 57 49
E-Mail: ulrike.dous@med.uni-heidelberg.de
Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 7.600 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 40 Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.400 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.
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