‚Exzellente Lehre qualifiziert Hochschulen für Spitzenklasse‘
Staatsminister Boddenberg und der Geschäftsführer der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, Prof. Dr. Michael Madeja, überreichen Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre
Der Hessische Hochschulpreis Exzellenz in der Lehre ist bei einem Festakt im Schloss Biebrich in Wiesbaden zum dritten Mal vergeben worden. In Vertretung von Staatsministerin Eva Kühne-Hörmann zeichnete der Hessische Minister für Bundesangelegenheiten und Bevollmächtigte des Landes beim Bund, Michael Boddenberg, gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, Prof. Dr. Michael Madeja, die Träger der fünf Einzelpreise aus. Der erste Projektpreis geht an die Goethe-Universität Frankfurt am Main; alle weiteren Preise gehen an die Universität Kassel. Um die mit 375.000 Euro höchstdotierte staatliche Ehrung dieser Art in Deutschland hatte es 34 Bewerbungen gegeben.
„Exzellente Lehre qualifiziert Hochschulen neben der Forschung für die Spitzenklasse“, sagte Minister Boddenberg. Die Umstellung der Studiengänge auf Bachelor- und Masterabschlüsse fordere die Hochschulen dabei zusätzlich heraus. Die aktuellen Diskussionen zeigten, dass gute Lehre entscheidend für die erfolgreiche Umstellung auf modularisierte Studiengänge sei: „Hochschullehre muss sich gerade unter Berücksichtigung von Kritikpunkten einem fortgesetzten Evaluations- und Verbesserungsprozess öffnen.“
Um gleichzeitig auch exzellente Rahmenbedingungen an den Hochschulen zu bieten, wie etwa moderne Hörsaalgebäude, Forschungs- und Lehreinrichtungen sowie Bibliotheken investiere das Land im Rahmen seines Hochschulinvestitionsprogramms HEUREKA drei Milliarden Euro und weitere, mehrere hundert Millionen Euro im Rahmen des Konjunkturpakts von Bund und Ländern.
„Stiftungen haben die Aufgabe, jenseits staatlicher Interessen neue Modelle zu entwickeln und guten Ideen zum Durchbruch zu verhelfen“, betonte Prof. Madeja, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung. „So haben wir auch unser Engagement im Hochschulbereich auf die Förderung vorbildhafter Projekte ausgerichtet.“
Landtagspräsident Norbert Kartmann sagte in seiner Festrede: „Exzellenz in der Lehre ist die Grundvoraussetzung, damit eine Universität gute Absolventen hervorbringen kann. Gut ausgebildete junge Menschen brauchen sich heute keine Sorgen um ihr späteres berufliches Fortkommen machen.“ Der Ruf einer Universität hänge, so Kartmann weiter, heute maßgeblich von der Qualität der Lehre ab. „Der Wissenschaftsstandort Hessen dokumentiert mit der Verleihung des Exzellenzpreises einmal mehr den hohen Stellenwert der Lehre in unserem Land.“
Um in Hessen einen zusätzlichen Anreiz für das Angebot an hervorragendem Hochschulunterricht zu schaffen, hatten das Ministerium für Wissenschaft und Kunst und die Gemeinnützige Hertie-Stiftung 2007 erstmals den Hessischen Hochschulpreis für Exzellenz ausgelobt. Das Land stellt dafür 250.000 Euro zur Verfügung, die für dienstliche Zwecke vorgesehen sind, 125.000 Euro sind für die persönliche Verwendung gedacht und stehen dank der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung zur Verfügung. Durch die Preisvergabe wird so individuelle Leistung der einzelnen Lehrenden honoriert: Es ist eine persönliche Auszeichnung für jede einzelne Preisträgerin und jeden Preisträger für die Arbeit vieler Jahre.
Der Preis zielt auf die Entwicklung und Umsetzung von zukunftsweisenden Lehrkonzepten, Prüfungsmethoden und Beratungsleistungen. Er zeichnet Personen, Arbeitsgruppen oder Organisationseinheiten aus, die solche Konzepte erarbeiten und verwirklichen. Zugleich trägt die Auszeichnung zur Profilierung der Hochschulen bei und bietet jeder hessischen Hochschule die Möglichkeit, sich ein Renommee gerade auf diesem Gebiet zu schaffen.
„Hessischer Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre ? gestiftet vom Land Hessen und der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung“
1. Projektpreis ? 150.000 Euro
„Uni goes UNO“
Prof. Dr. Tanja Brühl, Dr. Klaus Roscher, Matthias Hofferberth, Elvira Rosert, Andrea Stork (Goethe-Universität Frankfurt am Main)
Im Zentrum dieses Projekts steht die Simulation von diplomatischen Verhandlungen in verschiedenen Organen der Vereinten Nationen. Dabei eignen sich die Studierenden nicht nur Wissen über Struktur und die Arbeitsweise der Vereinten Nationen an. Sie lernen gleichzeitig, globale Problemlagen aus dem Blickwinkel des vertretenen Landes zu betrachten und erarbeiten sich inhaltliche Expertise zu aktuellen Problemen internationaler Politik. Die Herausforderung besteht dabei darin, mit dem eigenen Wissen die fremden Länder so zu durchdringen, dass ihre Interessen erfolgreich vertreten werden können. Bedeutsam sind die so erworbenen Schlüsselqualifikationen: Erstellung eines Arbeitsergebnisses unter Zeitdruck, Rhetorik, Präsentation und Verhandlungssicherheit in Englisch, Fundraising, Öffentlichkeitsarbeit, Teamarbeit und Führungserfahrung.
2. Projektpreis ? 100.000 Euro
„KASBAH“
Prof. Jakob Gebert, Dipl.-Ing. Carmen Luippold, Liane Sorg, Miriam Aust (Universität Kassel)
Unter diesem Titel planten Lehrende und Studierende der Kunsthochschule KASsel gemeinsam mit Partnern der Hochschule für Gestaltung BAsel und der University of Art and Design Helsinki sowie externen Experten temporäre Unterkünfte für die documenta XII. Ziel des Projekts war, neben der Präsentation der Hochschule, Raum für Experimente zu schaffen und eine lebendige Diskussion über Gestaltung und die Zukunft des Wohnens anzuregen. Das in dem Projekt entstandene Haus Liane der Studierenden aus Kassel wird über die Dauer der documenta XII hinaus von den Studierenden der Kunsthochschule Kassel als permanentes Raumlabor und Galerie genutzt.
3. Projektpreis ? 50.000 Euro
BISEBS: Business Informatics for Economics and Business Students
Prof. Dr. Jan Marco Leimeister, Dr. Reinhard Gerhold, Marco Hartmann, Philipp Menschner, Andreas Prinz, René Wegener (Universität Kassel)
Pflichtveranstaltungen, insbesondere Vorlesungen mit großer Teilnehmerzahl, sind für Lehrende eine besondere Herausforderung. Umso wichtiger ist es, Methoden und Konzepte einzusetzen, welche die Aufmerksamkeit erhöhen und den Lernerfolg verbessern. Das setzt für den regulären Hochschulbetrieb und für eine große Zahl Studierender einen wichtigen Impuls. Das Projekt BISEBS liefert Studierenden der Wirtschaftswissenschaften einen Einstieg in das Thema Wirtschaftsinformatik. Leitidee ist, dass Lehre auch bei hohen Teilnehmerzahlen ? zirka 300 pro Semester ? insbesondere durch intelligenten IT-Einsatz den individuellen Bedürfnissen gerecht werden kann, und dabei sowohl (Fakten-)Wissen als auch Medien-, Methoden- und Anwendungskompetenz vermitteln kann. Die Lerneinheiten orientieren sich strikt an transparenten Lernzielen. Sie gliedern sich in die Kategorien „Kennen“ und „Können“. Dadurch wird ein konsequenter, integrativer und lernerzentrierter Ansatz verfolgt.
Preis für eine Einzelperson ? 60.000 Euro
Mediendidaktik und -methodik
Dr. Reinhard Nolle (Universität Kassel)
Die Studierenden erstellen Drehbücher für kurze Spielfilme zu einem vorgegebenen Thema („Ich bin“ ? „Wie bin ich“) und setzen diese filmischtechnisch um. Dadurch lernen sie auch ganz praktisch die Medienarbeit, eine in der Sozialpädagogik wie im Lehramt sehr nützliche Qualifikation und Methode. Für die eigene Biografie eine neue Sprache finden ? dies vermittelt Dr. Nolle so, dass die Studierenden umfassend in ihrer späteren Berufspraxis davon profitieren. Vermittelt über das Medium Film werden neue Zugangsmöglichkeiten zu Fragen der eigenen Biografie, zu Verunsicherungen und Entwertungen gelernt. Die Erfahrungen eigener Konfliktbearbeitung sind Basis für die Arbeit mit Jugendlichen, insbesondere mit sozial auffälligen, gewaltbereiten Jugendlichen. Eigene Emotionalität und Authentizität in das Seminargeschehen einzubringen ist für Dr. Nolle der Schlüssel, den Studenten den Zugang zu dieser einzigartigen Form biografischer Spielfilmarbeit zu erschließen.
Preis für eine/n Tutor/in ? 15.000 Euro
Barbara Fuchs (Universität Kassel)
Gute Ideen zur Eingliederung internationaler Studierender in den deutschen Studienbetrieb treffen auf einen großen Bedarf an den Hochschulen. Mit dem Einstieg in eine spezielle Betreuung internationaler Studierender reagiert der Fachbereich 6 ? Architektur, Stadtplanung und Landschaftsplanung (ASL) auf eine sich ändernde Zusammensetzung der nach Deutschland kommenden Studierenden. Das Projekt ergänzt die Bestrebungen des Fachbereichs, die internationale Ausrichtung in Studium und Lehre zu intensivieren und den interkulturellen Aspekt „internationalisation at home“ im Fachbereich zu fördern. Dreh- und Angelpunkt des Modellprojekts asl-international ist eine Verknüpfungsstelle, die alle Aktivitäten und Maßnahmen koordiniert. Hier setzt die Arbeit von Barbara Fuchs als Tutorin an: Sie erarbeitet Konzepte, initiiert Maßnahmen, koordiniert deren Umsetzung und betreibt Öffentlichkeitsarbeit.
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Pressesprecher: Dr. Ulrich Adolphs
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