(pressebox) Mannheim, 01.04.2011 – .
– Forum Vereinbarkeit von „Beruf und Familie“ der MRN GmbH entwickelt Lehrbaustein für Hochschulen
– Drei regionale Hochschulen nutzen bereits das Angebot
– Unternehmen profitieren doppelt
Die Folgen des demografischen Wandels stellen die deutsche Wirtschaft vor enorme Herausforderungen: die Belegschaften werden älter, während gleichzeitig das Angebot an jungen, qualifizierten Arbeitskräften verknappt. Laut Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar wird der regionale Arbeitsmarkt diese Entwicklungen schon in naher Zukunft deutlich spüren: Allein im Kammerbezirk Rhein-Neckar werden bereits im Jahr 2014 bis zu 32.000 Fachkräfte fehlen. Die Empfehlung an die Unternehmen lautet daher, sich im Wettbewerb um Mitarbeiter möglichst breit aufzustellen und alle zur Verfügung stehenden Handlungsoptionen zu nutzen.
Familienpolitik kaum Bestandteil der Personaler-Ausbildung
Zu den wichtigsten Instrumenten zählt in diesem Zusammenhang eine familienbewusste Personalpolitik. Denn für 90 Prozent aller jungen Berufstätigen mit Kindern sind Maßnahmen zur leichteren Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei der Wahl des Arbeitgebers mindestens ebenso wichtig wie das Gehalt. Ein Fakt, der sich bislang jedoch noch zu selten in den Lehrplänen der zukünftigen Führungskräfte widerspiegelt. Zu diesem Ergebnis kam im vergangenen Jahr eine vom Forum „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH (MRN GmbH) unterstützte Studie. Untersucht wurden 18 regionale Studiengänge, deren Absolventen künftig mit hoher Wahrscheinlichkeit Personalverantwortung übernehmen. „Lediglich in sechs Fällen kamen die Studierenden während ihrer Ausbildung mit dem Thema Familien freundlichkeit in Berührung“, berichtet die Autorin Alice Güntert, die heute die Arbeit des Forums koordiniert.
Forum entwickelt Lehrbaustein für Hochschulen
Mit finanzieller und ideeller Unterstützung der Heidelberger Lebensversicherung AG, der SAP AG und der Heinrich-Vetter- Stiftung erarbeitete das Forum daraufhin eine Lehreinheit, die angehende Führungskräfte bereits während des Studiums umfassend mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Unternehmen vertraut macht. Sie setzt sich aus zwei zentralen Bausteinen zusammen, die das Thema sowohl aus theoretischer als auch aus praktischer Perspektive beleuchten. Im ersten Teil werden u. a. betriebswirtschaftliche Effekte, rechtliche Grundlagen oder Gestaltungsmöglichkeiten familienfreundlicher Angebote behandelt. Es folgt ein Unternehmens-Planspiel, das von den Projekt-Sponsoren begleitet wird. „Unser Ziel war es, einen Lehrbaustein zu entwickeln, der sich sowohl zeitlich als auch inhaltlich möglichst flexibel an die unterschiedlichen Bedürfnisse der Hochschulen anpassen lässt“, verdeutlicht Güntert.
Pilotphase erfolgreich abgeschlossen
Eine Herangehensweise, die den Präsidenten der Fachhochschule Ludwigshafen am Rhein, Prof. Dr. Peter Mudra, auf Anhieb überzeugte: „Wir legen besonderen Wert auf die Praxisorientierung unserer Absolventen. Das Thema ‚Familienfreundlichkeit‘ darf deshalb in keinem Lehrplan für künftige Personalverantwortliche fehlen“. Für Mudra war es daher selbstverständlich, den Lehrbaustein im Wintersemester 2010/11 als Pilot in den Master- Studiengang „International Human Ressource Management“ zu integrieren. Anfang Dezember 2010 hielt Güntert an der Fachhochschule erstmals ein ganztägiges Seminar zu den theoretischen Grundlagen, die auch Bestandteil der Klausur zum Semesterende waren. Eine Woche nach dem Theorieblock folgte für die 14 Studierenden eine ganztägige Fallstudie. Eine hervorragende Gelegenheit, das erworbene Fachwissen am konkreten Beispiel anzuwenden und in Kontakt mit zwei interessanten Unternehmen aus der Region zu kommen, findet Teilnehmer Christian Weber: „Beim Planspiel konnten wir im Team Lösungsansätze für den Unternehmensalltag entwickeln und diese direkt mit Personalverantwortlichen diskutieren. Alle Teilnehmer erhielten am Semesterende eine Teilnahmebestätigung, mit der wir nun bei zukünftigen Arbeitgebern zusätzlich punkten können“.
Weitere Hochschulen sind mit von der Partie
Die Evaluation der Lehreinheit durch Studierende, Studiengangleitung und Projektpartner fiel durchweg positiv aus, woraufhin das Forum „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ Kontakt zu weiteren interessierten Hochschulen aufnahm und Möglichkeiten zur Implementierung abstimmte. Neben der Fachhochschule Ludwigshafen haben nun auch die Hochschule Mannheim und die Duale Hochschule Baden-Württemberg Mannheim (DHBW) den Lehrbaustein in den Studienplan aufgenommen. An der DHBW brachten sich Anfang März 27 angehende Wirtschaftsingenieure auf den neuesten Stand in Sachen Familienfreundlichkeit. An der Hochschule Mannheim wird der Lehrbaustein für alle Studierenden im dortigen Career Center angeboten. Weitere regionale Hochschulen planen derzeit die Umsetzung des Angebots der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH.
Alle Seiten profitieren
Bereits jetzt zeigt sich: der neue Lehrbaustein ist für alle Beteiligten ein Gewinn. Die Studierenden können ihre Qualifikation und damit ihre Position auf dem Arbeitsmarkt verbessern. Die Unternehmen profitieren von angehenden Führungskräften, die mit dem Thema „Vereinbarkeit“ vertraut sind und mögliche Maßnahmen in der unternehmerischen Praxis anzuwenden wissen. Ein Aspekt, der insbesondere auch für kleinere und mittlere Unternehmen von Bedeutung ist. „Familienfreundlichkeit kann sich jedes Unternehmen leisten. Denn vielmals erleichtern bereits kleinere organisatorische Veränderungen wie Heim-Arbeitsplätze oder flexible Arbeitszeitregelungen Berufstätigen mit Familie den Alltag“, berichtet Thomas Klein, Head of Marketing bei Heidelberger Leben. Für Katharina Bialas, bei SAP verantwortlich für den Bereich „Family & Career“, liegt der Nutzen auf der Hand: „Durch eine familienorientierte Personalpolitik steigt sowohl die Mitarbeiterzufriedenheit als auch die Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber“. Für das Forum „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ ist die erfolgreiche Etablierung des Lehrbausteins an bislang drei regionalen Hochschulen ohnehin ein Riesenerfolg. Denn für Güntert steht fest: „Es gibt keine besseren Botschafter für mehr Familienfreundlichkeit in Unternehmen als Führungskräfte, die sich des Themas und der damit verbundenen Verantwortung bewusst sind“.
Über das Forum „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“
Obwohl Politik und Wirtschaft das Thema „Familienfreundlichkeit“ bereits seit vielen Jahren auf der Agenda haben, ist es in vielen Bereichen der Gesellschaft noch immer nicht angekommen. Dies zu ändern ist Aufgabe des Forums „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ der MRN GmbH. Aktuell setzen sich über 400 Mitglieder aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung gemeinsam für zukunftsfähige Konzepte zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein. Grundlage für die mittlerweile über zehnjährige Erfolgsgeschichte ist die kontinuierliche und intensive Netzwerkarbeit. Regelmäßige Arbeitskreissitzungen und Forumstreffen sorgen für den regionalen Informations- und Wissensaustausch. Darüber hinaus fließt das regionale Know-how auch in eigene Projekte wie das Familienfreundlichkeitslabel „Still- und Wickelpunkte in der Metropolregion Rhein-Neckar“ oder die regionale Kinderbetreuungsdatenbank ein.