(BSOZD.com-NEWS). (aid) Die Klimawirkungen der Landwirtschaft – Wer sich als Konsument um das Klima sorgt, sollte möglichst wenig fliegen und Auto fahren, das ist klar. Mehr und mehr tritt aber der Einfluss der Ernährung auf die Klimabilanz deutlicher hinzu. Schon im Januar 2008 hatte das Öko-Institut e. V. ermittelt, dass 16 Prozent der durch privaten Konsum verursachten Treibhausemissionen aus der Ernährung stammen. Die Forderung: Verbraucher sollten ihre persönliche Klimabilanz auch mit Blick auf die Ernährung verbessern und die Politik müsse die Weichen unmissverständlich in Richtung nachhaltiger Ernährung stellen. In die gleiche Richtung weist die Verbraucherorganisation foodwatch nun mit einer Studie, die beim Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) in Auftrag gegeben wurde. Die Landwirtschaft (Bio und konventionell) emittiert danach fast genau so viel Treibhausgase wie der Straßenverkehr und die Hälfte davon entfällt auf die Rindfleisch- und Milchproduktion. Und die Annahme, dass der Bio-Landbau das Klima schütze, ist nach IÖW-Untersuchungen nur zum Teil richtig.
Die besten Klimaschützer sind nach den Ergebnissen des IÖW die Menschen, die weder Fleisch noch Milchprodukte verzehren. Das sind nach der Nationalen Verzehrsstudie II von 2008 in Deutschland 0,1 Prozent der Frauen und 0,05 Prozent der Männer, also eine eher übersichtliche Zahl. Ganz schlecht sieht es klimamäßig für „Allesesser“ mit Rindfleisch aus, relativ egal, ob sie Bioprodukte oder konventionelle verspeisen. Hier treffen sich die Interessen des Klimaschutzes, der Ernährungswissenschaften und der Medizin. Der durchschnittliche Fleischverzehr ist deutlich zu hoch. In vielen Bevölkerungsgruppen geht er weit über die empfohlenen ein bis zwei Mal pro Woche hinaus. Aus dieser Sicht wäre gegen klimafreundliche Ernährung also nichts einzuwenden. Wenn da nicht noch andere Aspekte wären: zum Beispiel die tiergerechte Haltung als wichtiger Pluspunkt für extensive und weitestgehend auch für die ökologische Rinderhaltung. Nicht zu vergessen außerdem die wichtige Rolle der Rinder (und der Schafe) bei der Landschaftspflege und Grünlandnutzung.
Der Verbraucher steht wieder mal vor schwierigen Entscheidungen und es scheint sinnvoll, ihm noch mehr davon nur in Maßen zuzumuten: Soll ich das Klima schützen und stattdessen nur noch Schweinefleisch aus konventioneller Mast essen? Oder wäre es für die persönliche Klimabilanz nicht doch sinnvoller, die Autonutzung und andere Aspekte des Konsumverhaltens auf den Prüfstand zu stellen, um weiter ökologisch und artgerecht erzeugtes Rindfleisch und Milch kaufen zu können?
Um allen Missverständnissen vorzubeugen: die Landwirtschaft – ob Bio oder konventionell – sollte keinen Freifahrschein erhalten. Auch wenn ihre Klimagas-Emissionen in den letzten Jahren bereits rückläufig waren, darf die Politik sie keinesfalls aus den Augen verlieren und muss sie stärker in die nationale Klimaschutzstrategie mit einbeziehen.
aid, Britta Klein
Weitere Informationen: www.foodwatch.de, www.ioew.de