Gemalte Geschichten

Zauberhafte Geschichten, gemalt mit der Fantasie – geschrieben für die Fantasie der Kinder, finden sich in diesem Buch.
Die hier geschriebenen Worte entstanden bei Malkursen an Schulen in Wien. Viele davon wurden bereits als Klassen-Theaterstück aufgeführt.
Ich lade Euch ein auf eine Reise, geboren in den Seelen der Kinder.
Geeignet für Kinder von 5 – 8 Jahre.
Eure Karin Pfolz

Produktinformation:
Taschenbuch: 68 Seiten
Verlag: Karina-Verlag (26. August 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3950387323
ISBN-13: 978-3950387322
Auch als E-Book erhältlich!

Leseprobe: Die Suche nach Blau – Eine gemalte Suche
„Was ist denn da los, was rüttelt da so“, denkt der Pinsel und wacht langsam auf. Es ist ganz dunkel um ihn herum und er kann sich nicht ganz erklären, warum sein schönes Pinselkistchen, wo es sich so wunderbar schlummern lässt, so wackelt. Dann ist es wieder ganz ruhig. Nur ein paar leise Stimmen hört er. Aufgeregte Kinderstimmen murmeln durcheinander. Da kommt ein kleiner Lichtstrahl durch den Deckel und „schwupp“ holt ihn eine ihm bekannte Hand aus seinem Kistchen heraus.
Diese Hand kennt er wirklich gut, sie begleitet ihn oft, wenn er über weiße Leinwände huscht und bunte Bilder darauf malt. Das macht wirklich Spaß und deswegen stört es ihn nicht, dass er geweckt wird. Los ans Werk! Wir malen wieder!
Doch die Hand legt ihn auf den Tisch und sagt:
“Malen wir BLAU“.
„Sehr witzig, wie soll ich denn Blau malen, wenn ich nicht lesen kann“, denkt der Pinsel und überlegt ganz angestrengt, wie er das denn nun anstellen soll. Doch dann hüpft er ganz mutig in die Farbkiste und sucht und sucht und sucht. Doch wenn man nicht lesen kann was da auf diesen Tuben steht, dann ist das schon ziemlich problematisch. Der Pinsel schnappt sich ein paar Tuben und quetscht deren Inhalt auf eine Farbpalette. Das ist ein Holzbrettchen auf dem Farben gemischt werden. An der Seite hat das Brettchen ein Loch. Damit kann der Maler das Brettchen an seinen Daumen hängen und hat seine Farben gleich bei sich.
Da greift eine Kinderhand nach dem Pinsel und taucht mit seinen Pinselhaaren in diese Farben ein. Das ist wirklich eine gute Idee. Der Pinsel sucht die Farbe gemeinsam mit den Kindern. Wenn sie zusammen die Farben auftragen, dann werden sie das Blau schon finden. Also los. So saust der Pinsel über die Leinwand und zieht die Kinderhand mit sich mit. Die Farbe ist toll, wunderbar leuchtend, hell, sonnig und warm, doch es ist eindeutig nicht Blau. Das Hin und Her, rauf und runter macht Spaß. Der Pinsel wird weitergereicht, in eine andere Kinderhand. Leicht und sanft in zarten Kurven zaubern die Beiden weitere Farben auf die Leinwand.
Wunderschön und harmonisch, aber nicht Blau, das ist bestimmt eine ganz andere Farbe, doch es ist ein schönes Spiel. So von Kinderhand zu Kinderhand zu hüpfen und herum zu sausen auf der Leinwand. Dann nimmt die bekannte Hand den Pinsel wieder und malt über diese schönen warmen Farbtöne ein großes „B“.
Das Ergebnis gefällt dem Pinsel sehr gut und so hüft er wieder in die Farbkiste, nimmt weitere Farben heraus und drückt diese auf die Palette. Andere Kinderhände greifen nach ihm und er tupft, saust und pinselt, dass es nur so rauscht. Schöne Rottöne zaubert er in allen Schattierungen auf eine neue Leinwand und wandert dabei von einer Hand in die andere. Von Kinderhänden geführt zu werden, dem Lachen zu lauschen und die Faszination aus den Stimmen herauszuhören, das ist so ein tolles Gefühl, dass gleich eine zweite Leinwand voll bemalt ist. Wieder schnappt die bekannte Hand den Pinsel und malt über das gesamte Bild den Buchstaben „L“.
Doch der Pinsel und die Kinder sind noch immer sehr weit entfernt von der Farbe Blau. Also auf ein Neues. Andere Kinder kommen zu ihm und der Pinsel sucht neue Farben aus der Farbkiste. Hüft auf und ab und hat das Gefühl, mitten in der Natur zu sein. Alles was diese zarten Kinderhände mit ihm malen ist so schön Grün. Wie die Wiese, die Bäume und Blätter. Beruhigend und ausgleichend. Einfach schön. Immer grüner wird die Leinwand und immer mehr Schwünge macht der Pinsel, doch es bleibt Grün und von der Farbe Blau ist einfach immer noch nichts zu sehen, auch wenn der Pinsel der Sache schon etwas näher kommt. Die bekannte Hand nimmt ihn wieder und malt auf das ganze schöne Grün den Buchstaben „A“.
Da wird der kleine Pinsel auf einmal ganz mutig und hüpft nochmals in die Farbkiste. Es macht ganz einfach so viel Freude mit diesen Kindern zu malen, dass es ihm vollkommen egal ist, ob er von oben bis unten mit allen Farben bekleckert ist. Hüpf – und wieder auf die nächste Leinwand. Andere Kinder greifen nach ihm und er hat auf einmal das Gefühl endlich das gefunden zu haben, wonach er schon die ganze Zeit sucht. Er hat Blau gefunden, ganz sicher. Hin und her saust er, von einer Hand in die Andere, von einer Seite der Leinwand auf die Andere. Schön ist das, endlich gefunden zu haben wonach er gesucht hat. Ein ganzes Bild voll Blau. Hell und dunkel, zart und stark. Blau in allen Varianten. Schön.
Und als er sich endlich ausgetobt hat, da nimmt ihn die bekannte Hand und malt über das ganze Blau den Buchstaben „U“.
Da erst begreift er. Er hat die ganze Zeit – mit all den Farben dieser Welt – immer nur Blau gemalt.
Alle Farben und Bilder gemeinsam ergeben das Wort BLAU und so haben die Kinder und er es geschafft, sie haben aus dem Unmöglichen das Mögliche gemacht.
Seine Aufgabe erledigen und  zu Ende bringen, obwohl er zuerst so unsicher war, ist ein wunderbares Gefühl. Und  es hat funktioniert, es ist Blau geworden.
Stolz und zufrieden mit den Kindern und sich selbst legt sich der Pinsel, nachdem er gereinigt ist, wieder in sein Pinselkistchen und fällt in einen tiefen, zufriedenen Schlummer. Und er träumte von Blau.
© Karin Pfolz

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https://www.karinaverlag.at/