VERLUST UND SCHMERZ: „UNSERE KINDER TRAUERN ANDERS.“ WISSENSCHAFT UND PRAXIS REICHTEN EINANDER IN DER TIEBELSTADT MIT THEMENWORKSHOPS DIE HAND. NEUE PROJEKTE AUS KÄRNTEN VORGESTELLT.
Im Rahmen des Zusammentreffens rückte der Förderverein Kinderhospiz Sonnenmond in Kooperation mit der Fachhochschule Kärnten/Bereich Gesundheit und Soziales sowie Soziale Arbeit die Begleitung von Familien, An- und Zugehörigen in allen Lebensphasen in den Mittelpunkt.
Mit besonderem Fokus auf Kinder, Jugendliche und deren Empfinden bei schwerer Erkrankung, Tod und Trauer. In Workshops konnten Teilnehmer ihre Erlebnisse aufarbeiten und vom Miteinander profitieren. Mit „Hospiz macht Schule“, der „Hospizbegleitung für Menschen mit Behinderung“ und „Stoak wie a Felsn“ sind maßgebliche Projekte in Kärnten am Start.
Unter dem Titel „Verlust und Schmerz – Anders Denken“ kooperierten der Förderverein Kinderhospiz Sonnenmond und der Fachbereich „Soziale Arbeit“ der FH Kärnten vergangenen Freitag erstmals in Form einer Tagung, um die sensible Thematik der „Begleitung in schwierigen Lebenslagen“, so MOKI-Kärnten Gründerin und Sonnenmond Obfrau Sabine Grünberger, mehr Sichtbarkeit in unserem Bundesland zu verschaffen und Wissenschaft mit Praxis zu verbinden. Gemeinsam mit Waltraud Grillitsch, Leiterin für den Bachelorstudiengang „Soziale Arbeit“ sowie dem Master an der FH Kärnten, koordinierte Grünberger das Zusammenkommen im Stadtsaal von Feldkirchen. „Es gibt so viele Familien, die mit Trauer zu tun haben und damit umgehen müssen, es alleine oft gar nicht bewerkstelligen können“, sind sich beide einig und bedanken sich bei den Sponsoren und Partnern sowie der Österreichischen Palliativgesellschaft und dem Dachverband Hospiz Österreich für die Unterstützung. Mit dabei bei der Eröffnung: Bürgermeister Martin Treffner, Landtagsabgeordnete Ines Obex-Mischitz und BKS Mann Bernd Berger. Durch den Tag führte Martina Klementin.
„UNSERE KINDER TRAUERN ANDERS“ – BLITZLICHTER DER TAGUNG
Wenn Zeitungspapier in ganz kleine Stücke gerissen, Gitarre am Grab des Verstorbenen gespielt wird oder vielleicht eine übertriebene Fröhlichkeit hervorkommt, verstehen das Erwachsene nicht immer.
„Unsere Kinder trauern anders“, sagt die Trauerbegleiterin Elke Kohl, die Einblick in die Methodenvielfalt ihrer Arbeit gewährte. Eine Resttrauer nach einem Todesfall bleibt über die Jahre bestehen und wächst mit, kann sich dabei unterschiedlich äußern. In den Workshops der Tagung konnten die Teilnehmer dahingehend ihre Erfahrungen austauschen, unter anderem auch, was Trennungsschmerz für Jugendliche bedeuten kann, falls dieser gewaltsam passiert. Wie schnell ein „helfendes Netz“ von Menschen bedrohlich für Betroffene werden kann, war ebenso Thema wie auch Professionalisierung in Institutionen, die nicht immer mit Qualität im Umgang mit Personen einhergeht. „Wo fehlt dir jemand konkret? Dann kommt meist eine Geschichte, welche wir erfahren möchten“, schildert Martina Pruckner, Professorin an der FH Kärnten, ihren ganz persönlichen Zugang. Wie dabei die Symbolik des Baumes mitsamt eines „weltbesten Gärtners“ beim Zuhören und selber nachdenken helfen kann war ein wesentlicher Kern, der nicht nur im Hinblick auf Kinder interessante Aspekte zu Tage förderte. Umspannt von rechtlichen Belangen, aus der Feder von FH-Spezialist Bernd Suppan.
Einheitlicher Tenor der Tagung: Sich als Begleiterin oder Begleiter immer auch die Frage stellen: „Wie geht es mir dabei, was benötige ich?“ Damit Ressourcen und Kraft bestehen bleiben.
WAS TUT SICH IN KÄRNTEN?
Der Förderverein Kinderhospiz Sonnenmond ist Initiator des Projektes „HOSPIZ MACHT SCHULE“, das zusammen mit der Hospizbewegung Kärnten für Kinder und Jugendliche aller Schulstufen geeignet ist und weiter ausgebaut wird. „Durch dieses Projekt sollen Schüler aller Altersgruppen lernen, den Tod als Teil des Lebens zu verstehen und anzunehmen. Sie bekommen eine angstfreiere, positivere Einstellung zum Tod“, sagt MOKI-Kärnten Gründerin Sabine Grünberger. Sie erarbeiten sich dadurch Ressourcen und Fähigkeiten, um mit solchen einschneidenden Situationen umgehen zu können. Im Rahmen von „Hospiz macht Schule“ werden ehrenamtliche Mitarbeiter an die Schulen entsandt, um in Projekten für Themen wie Leben, Alter, Sterben, Tod und Trauer zu sensibilisieren.
Mit dem Kursangebot „HOSPIZBEGLEITUNG FÜR KINDER, JUGENDLICHE UND JUNGE ERWACHSENE“ sind heuer erstmals 14 ehrenamtliche Kinderhospizbegleiter ausgebildet worden, die ab sofort im Land unterwegs sind. „Eltern, Geschwisterkinder, nahe Verwandte sowie das soziale System Drumherum sind bei dieser kostenlosen Betreuung inbegriffen“, weiß die Lebens- & Sozialberaterin Christine Ganeider. „Da zu sein“ ist das, was bei alledem am meisten zählt.
Unter dem Dach der Hospizbewegung Kärnten ebenfalls neu hinzugekommen ist der mit November begonnene Lehrgang „HOSPIZBEGLEITUNG FÜR MENSCHEN MIT BEHINDERUNG“. Kärnten weit gibt es mehr als 170 qualifizierte ehrenamtliche Hospizbegleiter/-innen sowie hauptberuflich in dem Bereich tätige Personen, an welche sich die Weiterbildungsmöglichkeit in der „Hospizakademie“ richtet. Der Lehrgang wurde gemeinsam mit Beeinträchtigen Menschen entwickelt.
Bereits mehrmals erfolgreich umgesetzt wurde das Projekt „STOAK WIE A FELSN“, welches Familien mit schwerstkranken Kindern entlastet. Ab 2018 soll es ergänzend dazu eine eigene Vätergruppe geben.
MANCHMAL BRAUCHT ES ETWAS MEHR
Die Mobile Kinderkrankenpflege Kärnten (MOKI) unterstützt, stärkt und entlastet Familien bei der Pflege ihrer Kinder zu Hause. Große Vision für die Zukunft: eine stationäre Einrichtung in diesem Bereich. „Bitte unterstützen Sie uns daher weiter beim Aufbau einer wertvollen und wertschätzenden Tätigkeit“, setzt sich Grünberger ein. Dies können Sie tun, indem Sie auf das Spendenkonto des Fördervereins Sonnenmond einzahlen, oder das Kindergeschichtenbuch Sonnenmond erwerben. Dieses ist bei MOKI Kärnten Rudolfsbahngürtel 2/2 in Klagenfurt oder unter s.gruenberger@ktn.moki.at sowie bei der Buchhandlung Heyn erhältlich. Grünbergers abschließender Wunsch:
„Die Entlastungspflege bei Kindern mit einer palliativen Erkrankung ist sehr wichtig, ein Zutun seitens des Landes wäre hier mehr als wünschenswert.“
MEHR INFORMATIONEN ZU MOKI KÄRNTEN: www.moki-kaernten.at
SABINE GRÜNBERGER, BA
Geschäftsführende Obfrau
Gesundheits- und Pflegemanagement