Grubenwasser und Tiefen-Geothermie: NRW bietet noch mehr Potential für die Erdwärmenutzung
In Nordrhein-Westfalen arbeiten mehr als 70.000 Wärmepumpen für die Beheizung von Wohnraum; das sind rund 20 Prozent aller in Deutschland installierten Anlagen. Um diese klimaschonende Technologie weiter voranzubringen und den fachlichen Austausch über die Trends und neuesten Entwicklungen zu unterstützen, veranstaltete die EnergieAgentur.NRW gemeinsam mit dem Netzwerk Geothermie NRW kürzlich die 6. NRW Geothermiekonferenz im Wissenschaftspark Gelsenkirchen. Kooperationspartner der Veranstaltung war das GeothermieZentrum Bochum. Rund 180 Teilnehmer besuchten die Konferenz.
In seiner Eröffnungsrede stellte NRW-Klimaschutzminister Johannes Remmel die Bedeutung der Geothermie für Nordrhein-Westfalen heraus. „Unser Bundesland soll zum Klimaschutz-Vorzeigeland werden. Deshalb müssen die Erneuerbaren Energien ambitioniert ausgebaut werden. Dazu gehört auch eine stärkere Nutzung von Erdwärme“, erklärte der Minister. Nach Ermittlungen des Geologischen Dienstes (GD) NRW sind rund 70 Prozent der Fläche des Landes dafür geeignet. „Die Chancen für die Geothermie in Deutschland und NRW sind exzellent und sie werden gut genutzt“, betonte auch Dr. Frank Michael Baumann, Geschäftsführer der EnergieAgentur.NRW und Manager des Clusters Energiewirtschaft „EnergieRegion.NRW“, dem das Netzwerk Geothermie angehört.
Was für Ein- oder Zweifamilienhäuser erfolgreich eingesetzt wird, lässt sich auch für größere Objekte wie Bürogebäude, Kongress-Center oder Hotels nutzen. Für diese Gebäude ist neben der Wärmeerzeugung die Option der Raumkühlung besonders interessant. Denn auch dafür lässt sich die Technik hervorragend verwenden. „Die Frage, wie Gebäude komfortabel und umweltfreundlich zu kühlen sind, wird immer entscheidender. Denn den Voraussagen nach wird es auch in unserer Region immer häufiger Tage mit großer Hitze geben“, so Jörg Probst, Geschäftsführer der GERTEC GmbH Ingenieurgesellschaft in Essen. In die Entscheidung, wie ein Objekt zu bauen sei und welche Investitionen für eine effiziente Technik sinnvoll sind, sollten vielfältige Überlegungen mit einbezogen werden. „Die Wirtschaftlichkeitsrechnung nach heutigem Stand darf nicht alleine ausschlaggebend sein. Auch Aspekte wie die zukünftige Nutzung, sich wandelnde Umweltbedingungen und zu erwartende Energiepreise müssen mit berücksichtigt werden“, so der Rat des Ingenieurs.
Wie die zukunftsweisende Technik der Geothermie in einem großen Objekt zur Wärmeerzeugung und auch zur Kühlung eingesetzt werden kann, zeigt das Kameha Grand Hotel auf vorbildliche Weise. Das architektonisch spektakuläre Hotel am Bonner Bogen wurde im November 2009 eröffnet und erhielt im Februar dieses Jahres den renommierten MIPIM Award der internationalen Immobilienwirtschaft. Der Hotelkomplex verfügt über eine Wasser/Wasser-Wärmepumpe mit 919 kW Wärmeleistung und 625 kW Kälteleistung. Für Planung, Umsetzung und Betreuung der Energiezentrale am Bonner Bogen ist die Knauber Contracting GmbH verantwortlich. Der leitende Ingenieur Konrad Maul berichtete über die Anlage. „Mit dem konsequenten Einsatz von innovativer umweltfreundlicher Technik hat der Investor für das Hotel und das gesamte Gebiet Bonner Bogen einen erheblichen Mehrwert geschaffen“, so sein Fazit.
In zwei parallelen Sektionen gingen die Beiträge der Konferenz zudem auf weitere wichtige Themenkomplexe ein. In einem integrierten Workshop befassten sich Experten mit dem zentralen Aspekt der Sicherheit bei Bohrungen. In der anderen Sektion nahmen die Referenten die vom Bergbau geprägte Landschaft der Region in den Blick. Denn NRW besitzt mit warmen Grubenwässern in stillgelegten Bergwerken ein bedeutendes Potential zur Gebäudebeheizung, das es noch zu erschließen gilt. Erste Projekte wurden bereits in Essen und Marl realisiert. Ein weiteres Vorhaben an der Zeche Robert Müser in Bochum befindet sich derzeit in der Planung, wie Walter Eilert von der RAG AG berichtete.
Für die Tiefen-Geothermie weist NRW zwar im Vergleich mit Bundesländern wie Bayern oder Baden-Württemberg nicht so gute geologische Bedingungen für die Erdwärmenutzung in Kombination mit geothermischen Kraftwerken auf. Doch die EnergieRegion.NRW verfügt über zahlreiche marktführende Unternehmen im Bereich der Geothermie, die an Projekten in ganz Deutschland und auch weltweit mitarbeiten, wie beispielsweise das Bohrunternehmen Daldrup Söhne AG in Ascheberg. Doch auch in NRW selbst gilt es, die passenden Gebiete ausfindig zu machen. „Die Vorteile der Nutzung regenerativer Energien in Form von Erdwärme mit moderner Wärmepumpentechnik überzeugt immer mehr Hausbesitzer. Bis 2030 werden in Nordrhein-Westfalen nach aktuellen Schätzungen voraussichtlich 400.000 Wärmepumpen für eine besonders effiziente Wärmeerzeugung sorgen“, sagte abschließend Dr. Baumann, Manager des Clusters EnergieRegion.NRW.
Ansprechpartner:
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