+ Revolution in Tunesien aufgrund der Demografie nicht überraschend
+ Zahlreiche vergleichbare Ereignisse in der Geschichte
+ Ähnliche Altersstruktur auch in Algerien, Marokko und Ägypten
Berlin, 18. Januar 2011 – „Die Unruhen in Tunesien bis hin zur Revolution sind aus demografischer Sicht nicht überraschend“, meint Guido Lingnau, Fondsmanager der Guliver Finanzberatung. Seit vielen Jahren beschäftigt sich Lingnau mit der Demografie in den Ländern weltweit und ihren Auswirkungen auf Gesellschaft, Wirtschaft und Finanzmärkte.
Wenn die geburtenstärksten Jahrgänge mit Anfang 20 auf den Arbeitsmarkt drängen und ihre erste eigene Wohnung benötigen, kommt es regelmäßig zu gesellschaftlichen Spannungen. Oft nimmt die Inflation in einer solchen Phase deutlich zu und die Unzufriedenheit mit der politischen Führung steigt. Damit erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit für einen Volksaufstand in einem Land, vor allem dann, wenn der Austausch der Regierung durch demokratische Wahlen ausgeschlossen ist. „Genau dies war in Tunesien der Fall“, erläutert der Fondsmanager aus Berlin.
Beginn eines goldenen Zeitalters für Tunesien?
Ist diese Phase des Umbruchs überstanden, steigen aber auch die Chancen für mehr Wohlstand, und die jungen, dynamischen Berufseinsteiger sorgen für neue Ideen. Die Inflation nimmt spürbar ab und Investitionen verlagern sich vom Immobilien- in den Technologiebereich. „Vor Tunesien könnte also ein goldenes Zeitalter liegen“, so Fondsmanager Lingnau. Ähnliche demografische Strukturen finden sich derzeit auch in Algerien, Marokko und Ägypten.
Im Rahmen seiner Forschungsarbeit hat Lingnau das ökonomische Modell der „Demografischen Welle“ entwickelt. „Ein Geburtenrückgang in einer Volkswirtschaft erzeugt eine demografische Entwicklung, die ich als Welle bezeichne“, so der Fondsmanager. Diese Welle beherrscht das wirtschaftliche und gesellschaftliche Geschehen einer Volkswirtschaft, bis die betreffenden Jahrgänge versterben oder eine neue, größere Welle entsteht. „Beim Untersuchen der Auswirkungen habe ich festgestellt, dass sich die Unterschiede in vier Phasen einteilen lassen“, berichtet Lingnau. Besonders spannend sind die Bruchstellen zwischen diesen Phasen.
Demografie ist die Basis für die Entwicklung einer Volkswirtschaft
Je nachdem, in welcher Phase sich der Kamm der demografischen Welle befindet, die Jahrgänge der sogenannten Babyboomer, erhält die Volkswirtschaft grundsätzlich unterschiedliche Trends. „Die jeweiligen Auswirkungen habe ich in den verschiedenen Ländern in den letzten 200 Jahren nachgewiesen“, erklärt Lingnau. Dabei spielten Zeitpunkt, Mentalität der Bevölkerung sowie politische und kulturelle Einflüsse kaum eine Rolle – die demografischen Wellen hatten in ihren Wirkphasen meist ähnliche Auswirkungen.
„Die vier Phasen der demografischen Welle habe ich nach den vier Jahreszeiten benannt“, so Lingnau. Für die Berechnungen wurden jeweils fünf Jahrgänge zusammen gefasst. „Beim Übergang von der Phase Frühling zu Sommer besteht in der betreffenden Volkswirtschaft die Gefahr gesellschaftlicher Spannungen bis hin zur Revolution. Der Zeitpunkt für dieses potenzielle Ereignis liegt somit in der Zeit, in der die Babyboomer-Generation des Landes, und somit der Kamm der demografischen Welle, in der Altersspanne zwischen 20 und 28 Jahren liegt“, erklärt Lingnau.
Demografische Situation in Tunesien Auslöser für Revolution
In Tunesien waren die Jahre 1984 bis 1987 geburtenstarke Jahrgänge. „Diese Generation ist heute zwischen 23 und 26 Jahre alt und zeigt einen deutlichen Kamm der aktuellen demografischen Welle in Tunesien“, so Lingnau. Nach 1987 kam es zu einem Geburtenrückgang bis 2005. Im Jahr 1987 erlangte auch Zine el-Abidine Ben Ali die Macht, der vor wenigen Tagen gestürzt wurde.
Vergleichbare Situationen gab es beispielsweise in China, Polen, Iran und in der DDR
„Ganz ähnliche demografische Situationen wie in Tunesien gab es auch in China und Polen sowie dem Iran und der DDR zu Zeiten, in denen eine Revolution stattfand bzw. ein großer Umbruch für das Land begann“, stellt Lingnau fest.
Nach den Forschungsarbeiten des Guliver-Fondsmanagers gibt es beispielsweise folgende vergleichbaren Situationen:
China:
1989 – Demonstrationen auf dem Platz des Himmlischen Friedens
Alter der Babyboom-Generation => 20 bis 27 Jahre
(Datenquelle: China Population and Development Research Center und eigene Berechnungen)
Polen:
1980 – Beginn der Solidarnosz-Bewegung
Alter der Babyboom-Generation => 23 bis 29 Jahre
(Datenquelle: Demografisches Jahrbuch Polen 2010, Central Statistical Office of Poland)
Iran:
2009 – Proteste gegen die Präsidentschaftswahlen
Alter der Babyboom-Generation => 18 bis 23 Jahre
(Datenquelle: U.S. Census Bureau)
DDR:
1989 – Mauerfall
Alter der Babyboom-Generation => 25 bis 28 Jahre (24 bis 30)
(Datenquelle: Statistisches Jahrbuch der DDR 1989)
Demokratien im Vorteil
Weitere Beispiele für eine demografische Bruchstelle zwischen Phase 1 (Frühling) und Phase 2 (Sommer) sind die USA (Anfang der 1980er), Japan (Anfang bis Mitte der 1970er Jahre), Thailand (1998) oder die Türkei, Brasilien und Argentinien (jeweils 2001). Dort wurden die Konflikte aufgrund demokratischer Verhältnisse jedoch nicht durch Revolutionen oder Volksaufstände gelöst. In all diesen Ländern folgte ein jahrelanger wirtschaftlicher Aufschwung. Selbst in Thailand, wo sich die politische Lage wieder zuspitzte, sind seit 1998 hohe Gewinne an den Aktienmärkten erzielt worden. Derzeit befindet sich Vietnam ebenfalls an dieser Bruchstelle.
Historischer Beleg – Französische Revolution
Und auch historische Belege gibt es: „Zur Zeit der Französischen Revolution 1789 sah die demografische Situation ähnlich aus. Die Babyboomer waren zu Beginn der Revolution zwischen 20 und 29 Jahre alt“, ist Lingnau im Rahmen seiner Forschungsarbeit aufgefallen. (Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis der Werke von Arthur E. Imhof, Einführung in die historische Demografie, C. H. Beck, München 1977 und Jürgen Voss, Geschichte Frankreichs 2, C. H. Beck, München 1980.)
Nähere Informationen zum Modell der demografischen Welle sind zu finden im Dokument „Die vier Phasen der demografischen Entwicklung“ auf: http://guliver.de/demografie/
Über die Guliver – Finanzberatung und Vermittlung GmbH & Co. KG:
Guliver berät Privatkunden bei der Vermögensanlage und Altersvorsorge. Das Berliner Unternehmen ist dabei auf Investmentfonds spezialisiert und unabhängig von Banken und Versicherungen.
Guliver managt zwei vermögensverwaltende Investmentfonds: Guliver Demografie Sicherheit (WKN A0M Q7W) und Guliver Demografie Wachstum (WKN A0B 6KH). Bei beiden Fonds ist seit Mai 2009 die Demografie der weltweiten Länder und ihre Auswirkungen auf die Finanzmärkte der wichtigste Faktor für das Fondsmanagement.
Das Magazin EURuro der Finanzen Verlag GmbH (früher: Axel Springer Financial Media GmbH) hat Guliver 2008 und 2009 sowie jeweils sogar zweifach 2010 und 2011 als einen der besten 100 Finanzberater in Deutschland ausgezeichnet. Eine weitere Auszeichnung erhielt Guido Lingnau 2008 vom britischen Fund-Manager-Magazin Citywire als einer der Top-100-Fondsmanager für Deutschland.
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