IG BAU: Mehr Demokratie in der Selbstverwaltung im Handwerk
Frankfurt am Main – Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) fordert, zukünftig die Arbeitnehmerseite zu 50 Prozent an der Selbstverwaltung des Handwerks zu beteiligen. Die einseitige Privilegierung der selbständigen Meister mit zwei Dritteln der Vollversammlungssitze in Handwerkskammern sei nicht mehr zeitgemäß und benachteilige die Arbeitnehmerseite in ihren demokratischen Rechten.
Die IG BAU fordert außerdem die politische, organisatorische und finanzielle Entflechtung und Trennung des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) vom Deutschen Handwerkskammertag (DHKT). Der DHKT ist der Spitzenverband der öffentlich-rechtlichen Handwerkskammern, die gesetzliche Aufgaben in der Berufsausbildung wahrnehmen und Pflichtbeiträge von allen Handwerksbetrieben in Deutschland erheben.
„Der ZDH finanziert sich mittels Umlageverfahren aus öffentlich-rechtlichen Kammerbeiträgen, ist aber gleichzeitig einseitiges Sprachrohr von Arbeitgeberinteressen und neoliberaler Politik“, so der Vorwurf von IG BAU-Vorstandsmitglied Andreas Steppuhn, zuständig für Handwerkspolitik.
Er fordert den ZDH auf, sich zwischen Allgemeinwohl und Arbeitgeberinteressen zu entscheiden. „Der ZDH spricht nicht für fünf Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Handwerk, wenn er sich in seinen Wahlprüfsteinen zur letzten Bundestagswahl für Steuersenkungen für Unternehmer, einen Ausstieg der Arbeitgeber aus der paritätischen Finanzierung der Sozialversicherung und Kürzungen bei den Staatsausgaben stark macht“, kritisiert Steppuhn.
Die IG BAU unterstütze ZDH-Präsident Otto Kentzler bei seiner Forderung nach Ausweitung öffentlicher Investitionsprogramme zum Beispiel in der energetischen Gebäudesanierung. Hier liege der ZDH auf der Linie der Gewerkschaften. „ZDH-Präsident Kentzler schadet aber der Glaubwürdigkeit des Handwerks, wenn er gleichzeitig Steuersenkungen für Unternehmer verlangt“, sagt Andreas Steppuhn.
Das Handwerk sei in vielen Branchen und Regionen in Deutschland zum Niedriglohnsektor verkommen und verliere zunehmend seine Attraktivität für leistungsbereite junge Menschen, beklagt die IG BAU. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Handwerk seien mit einer Erosion der Innungen und Innungsverbände, Lohndumping, prekärer Niedriglohnbeschäftigung und Tariflosigkeit konfrontiert.
„Ich fordere Herrn Kentzler auf, den Zerfall der Innungen zum Thema des ZDH zu machen“, sagt Andreas Steppuhn. Die Gewerkschaften hätten ein großes Interesse an starken Partnern auf Arbeitgeberseite.
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Sigrun Heil
Pressesprecherin IG Bauen-Agrar-Umwelt
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