Immobilien 2011 ? weiter aufwärts!?
„Die Zukunft des Immobilienstandorts München“ unter dieses Thema stellte Franz Ostermayer, Partner der Kanzlei Buse Heberer Fromm, in seiner Einführung die Veranstaltung IMMOBILIEN 2011. Die Kanzlei hatte zusammen mit dem ZIA – Zentraler Immobilien Ausschuss e.V. – zu einer Podiumsdiskussion in das Siemensforum geladen, wo Immobilienprofis das Thema vor 120 Gästen aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven beleuchteten.
Wo sind 30 Millionen Euro für ein Bürohaus am besten investiert: in Hamburg, Frankfurt am Main, Düsseldorf, Berlin oder München? „In München“, sagte Marcus Lütgering, Head of Office Investment Germany bei Jones Lang LaSalle. Da wäre das Objekt bei vergleichbarer Lage zwar teurer, aber den Ausschlag gäben die langfristig besseren Wachstumsperspektiven: Guter Branchenmix, solider Mittelstand, Bevölkerungswachstum, das nach der Planungsprognose der Landeshauptstadt 2024 die Einwohnerzahl von 1,5 Millionen erwarten lässt.
Die Marktentwicklung in München war zuletzt getragen von Eigentumswohnungen, aber auch bei Gewerbe- und Mehrfamilienhäusern gab es starke Umsatzsteigerungen. Gefragt sind vor allem hochpreisige Objekte: Wohnungen über 160 Quadratmeter bringen bis weit über 10.000 Euro pro Quadratmeter. Schon vor der Fertigstellung ist das Projekt „The Seven“ hier mit 22.000 Euro legendär. Die positiven Aussichten für München sind eingebettet in einen Immobilienmarkt, der weltweit in guter Verfassung ist.
Die Kehrseite des Wachstums: Die Baulandpreise haben sich in einem Jahr verdoppelt. Bei institutionellen Investoren beobachtet Lütgering eine gewisse Zurückhaltung. Grund seien die „sehr sportlichen“ Preise, „wenn überhaupt was zu bekommen ist“.
Zusätzlichen Schub kann Olympia 2018 in Garmisch-Partenkirchen bringen. „Eine historische Chance für den Wirtschaftsstandort München“, sagt Andreas Lotte, wohnungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Münchner Stadtrat: „Verbesserung der Infrastruktur etwa durch Ausbau von S-Bahn und Hauptbahnhof, 1300 Wohnungen für Olympiadorf und Medien“. Die Immobilienwirtschaft macht sich mit der Initiative „Immo 2018“ für die Spiele stark. Markus Steinlein, der mit seiner Werbeagentur die Kampagne unterstützt, ist überzeugt: „Logischerweise müssten die Spiele nach München kommen“. Sportstätten und Infrastruktur seien starke Argumente. Allerdings „geht es nicht nur nach der Logik“.
Aber auch für Immobilieninvestments in München gelten die allgemeinen Bedingungen, vor allem die Auswirkungen der Ordnungspolitik. Sorgen machen Axel von Goldbeck, Sprecher der Geschäftsführung von ZIA Deutschland, die Folgen von Basel III und Solvency II für die Finanzbranche. Wie die aussehen könnten, beschreibt Dr. Werner Bals, Credit Suisse Asset Management Immobilien KAG mbH: „Das Risk-Management verlangt von den Banken eigene Apparate, das ist für sie ein Kostenblock.“ Sie hätten dann zwei Möglichkeiten: Sie ziehen sich aus dem Bereich zurück oder sie haben die Marktmacht, die gestiegenen Kosten an die Kunden weiterzugeben. Andererseits könnten die erhöhten Sicherheitsanforderungen den Run der Banken auf die Finanzierung sicherer Core-Immobilien verstärken. Das könnte in diesem Segment zu Kampfpreisen führen und einen Gegentrend zur Verteuerung der Finanzierungskosten bilden …
Bei der für ältere Projekte, anstehenden Prolongation erwartet Dr. Bals keine Probleme. Die Banken könnten natürlich exekutieren, aber „in der Regel wollen sie die Immobilien nicht übernehmen, das ist nicht ihr Geschäft. Lieber prolongieren sie.“
Von einer Krise der Immobilienfonds will auch Oliver Porr, Geschäftsführer der LHI Leasing GmbH, nichts wissen. „Geschlossene Fonds ziehen wieder neues Geld an.“ Allerdings werde sich die Regulierung stark auf den Markt auswirken, „er wird sich neu segmentieren, die Fonds-Welt wird eine andere sein.“ Aber: „Es wird auch in Zukunft Immobilienfonds geben, geschlossene und offene.“
Sorge macht Axel von Goldbeck, ZIA, das Thema energetische Sanierung. „Wird sie freiwillig bleiben, wenn die ehrgeizigen Klimaziele nicht erreicht werden?“ Eine Sanierungspflicht erwartet er nicht, „aber es gibt andere Stellschrauben, um den CO²-Ausstoß zu bremsen, etwa bei der Technik im Haus.“ Im Gewerbebereich beobachtet Marcus Lütgering, dass das Green Building dort nicht nur angenommen, sondern zunehmend gefordert wird.
Klaus Beine, Partner von Buse Heberer Fromm und Moderator der Diskussion, empfahl zum Abschluss, trotz Regulierung und Sanierungsdrohung die Nerven zu behalten: „Auch als die Zinsschranke kam, war die Sorge groß. Und dann wurde das weggesteckt.“
Kontakt:
Christian Pothe
Buse Heberer Fromm
040-419990
pothe@buse.de