Isometrisches Krafttraining: Stark werden ohne Gewichte zu stemmen

Isometrisch kann man immer und überall trainieren. Autor Artjom Maier macht sich genau dies zu nutze bei seinem täglichen Training. © Fotos: Elisabath Maier

 

Um stärker zu werden, stemmen viele von uns beim Krafttraining Tonnen an Gewichten. Dabei liegt der Schlüssel zu mehr Kraft nicht zwingend im dynamischen Training. Auch das statische Halten eines schweren Gewichts sowie das Einnehmen spezieller Posen führen dazu, dass wir leistungsfähiger und stärker werden. Das weiß Artjom Maier genau. Der 31-Jährige Reutlinger veröffentlichte im August 2017 das erste Buch im deutschsprachigen Raum, welches „Isometrisches Krafttraining“ derart umfangreich darstellt und dabei alle Fitnesslevel berücksichtigt.

Herr Maier, wie sind Sie persönlich zu dieser Trainingsmethode gekommen?

Bis dahin war es ein langer Weg. Vor 10 Jahren beim Kung Fu ist mir der Gedanke zum ersten Mal gekommen. Damals haben wir häufig 5 Minuten im Reiterstand oder im Handstand ausgeharrt. Das war ganz schön anstrengend, aber auch ungeheuer effektiv. Darüber habe ich das isometrische Training kennengelernt. Außerdem war ich für drei Monate an einer Kung Fu-Schule in China.

 

Das müssen harte drei Monate gewesen sein…

Ja, auf jeden Fall. Wobei man sagen kann: Europäer wurden hier mit Samthandschuhen angefasst. Wir durften krankheitsbedingt auch mal fehlen. Denn das Training dort hat es in sich. Jeden Tag haben wir von 5:50 Uhr bis 18:00 Uhr trainiert. Und abends mussten wir vor dem Leiter der Schule antreten.

 

Und Sie haben die Zeit dort nicht bereut?

Nein im Gegenteil. Es war die beste Idee, die ich je hatte, und ich würde mich jederzeit wieder dafür entscheiden. Momentan überlege ich sogar, noch einmal dort zur Schule zu gehen.

 

Was hat Sie an den chinesischen Trainingsmethoden so fasziniert?

Die Disziplin. Einmal ist ein Kung Fu-Schüler mit einer Infusion am Arm angetreten. Das hat mich wirklich beeindruckt. Er hat den Schmerz ausgeblendet und einfach weitergemacht. Ich denke, manchmal ist es wichtig, sich nicht von seinen Gedanken leiten zu lassen, wenn man seine Ziele im Sport erreichen möchte. Außerdem fördern die chinesischen Kampfkünste den Körper in vielerlei Hinsicht und man lernt, „seine Mitte zu finden“. Das hört sich im ersten Moment befremdlich an, ist aber entscheidend für das ganze Leben.

 

Kommen wir noch einmal auf Ihre Erfahrungen mit dem isometrischen Krafttraining zurück. Bei Kung Fu haben Sie das erste Mal darüber nachgedacht, wie Sie „bewegungslos“ trainieren können. Wie ging es weiter?

Ich habe aus Interesse ein Buch von Bruce Lee gelesen, der ebenfalls so trainiert und das hat mich mehr und mehr in den Bann von isometrischem Training gezogen. Allerdings war ich immer noch ein wenig ziellos und habe lediglich Verschiedenes ausprobiert. Nach und nach sind mir dabei mehr und mehr Übungen bei anderen Sportdisziplinen aufgefallen. Und ich dachte mir „Hey, daraus kann ich mir ein Trainingsprogramm zusammenstellen“. Dieses Trainingsprogramm ist das umfassendste, was es momentan gibt. Deshalb habe ich mich vergangenes Jahr dazu entschieden, ein Buch über isometrisches Krafttraining zu veröffentlichen.

Welche Vorteile hat es, isometrisch zu trainieren?

Tatsächlich gibt es Einige. Isometrisches Krafttraining lässt sich auf verschiedenste Weise in jedes Workout integrieren. Egal, ob man im Fitnessstudio an einem Gerät warten muss oder ob man die Übungen zwischen dem Bahnen ziehen im Schwimmbad einbaut. Denn einer der wichtigsten Vorteile ist der, dass man auf engstem Raum, ohne großen Zeitaufwand und meist ohne Hilfsmittel etwas für seine Muskulatur und seine Sehnen tun kann. Gleichzeitig ist das „Training ohne Bewegung“ gelenkschonend. So lässt es sich gut in den Alltag integrieren.

 

Also ist das Training wirklich für jeden geeignet?

Genau. Es kann wirklich jeder anwenden, der mit Kraft arbeiten möchte. Nicht nur Powerlifter, Bodybuilder oder Fitnesssportler. Auch Kletterer, Kampfsportler oder Yogis profitieren davon. Da Isometrisches Krafttraining für jedes Fitnesslevel und für jede Art von Muskeltraining geeignet ist, kann man diese Trainingsform auch in der Reha einsetzen.

 

Welche Tipps geben Sie Anfängern mit auf den Weg?

Lassen Sie sich Zeit und setzten Sie sich konkrete, realistische Ziele. Viele möchten sehr schnell Ergebnisse sehen. Dabei erfordert isometrisches Training mehr Geduld als reines Muskeltraining. Wenn man aber stetig über einen längeren Zeitraum trainiert, verbessert man seine Stabilität und senkt sein Verletzungsrisiko. Außerdem sollte man sich immer gut aufwärmen – selbst wenn das Training nur wenige Minuten dauert. Dabei sollte man auch nie vergessen, ruhig weiter zu atmen. Manche vergessen das während des Trainings und kippen im schlimmsten Fall um.

 

Bibliografische Angaben

Artjom Maier

Isometrisches Krafttraining

1.Auflage August 2017

176 Seiten, ca. 125 Fotos und Abb., in Farbe

Paperback, 16,5 cm x 24,0 cm

ISBN 978-3-8403-7558-3, 24,95 € [D]

Hier geht es zum Buch.