Eine ganze Woche voller Glück gönnte die kleine Schwarzwaldgemeinde Schömberg sich und ihren Gästen vom 15. bis 22. Juli. Mit einem bunten Programm aus Vorträgen, Workshops, Vergnügen und Entspannung rund ums Thema begeisterte die 3. Glückswoche in Schömberg einige Tausend Besucher.
SCHÖMBERG – Die Glückswoche zählt zu den Höhepunkten im Jahreslauf von Schömberg, das seit 2009 das Label „Glücksgemeinde“ trägt. Die Kommune will künftig das Glück ihrer Bürger in den Mittelpunkt ihrer Entscheidungen stellen. Sie sollen nicht nur mit Blick auf Wirtschaftlichkeit und Finanzierung getroffen werden, sondern vor allem unter dem Aspekt, was den Bürgern nachhaltig ein glücklicheres Leben ermöglicht. Als Vorbild dafür dient das Königreich Bhutan im Himalaya, das als erste Nation das Streben nach Glück im Grundgesetz verankerte.
Wie das konkret aussieht in dem kleinen Himalaya-Staat, berichtete der Honorarkonsul von Bhutan, Dr. Wolfgang Pfeiffer. „Glück kann man nicht verordnen und schon gar nicht per Gesetz. Aber man kann die Rahmenbedingungen entwickeln“ – das gelte für Bhutan wie für Schömberg, so der Bietigheimer Chirurg. Die Bhutaner bauten ihr Glück auf die vier Pfeiler Wirtschaft (keiner soll Hunger leiden, kostenlose Ausbildung und ärztliche Versorgung), Kultur (Gesellschaft ohne Aggression, aber mit Anteilnahme und Respekt), Natur (Schutz vor Zerstörung jeder Art) und Staatsführung (regelmäßige Überprüfung). Nach Pfeiffers Eindruck wird der starke Glaube der Bevölkerung und die tief verwurzelte Kultur das Volk davor bewahren, mit der Öffnung nach außen seine Seele zu verlieren. Dass der Referent spürbar mit dem Land verbunden ist, gab dem Vortrag viel Tiefe und berührte vor allem auch die Zuhörer, die im Rahmen der Partnerschaft mit Schömberg schon selbst in Bhutan waren.
Das Motto der Glückswoche „Mehr Qualität als Quantität – wie Sie mehr Lebensqualität in den Alltag bringen“ war Ausgangspunkt einer Podiumsdiskussion mit Glücksexperten. Weil Veränderungen am besten früh beginnen, setzte der mittlerweile pensionierte Heidelberger Oberstudiendirektor Ernst Fritz-Schubert das Glück einst auf den Stundenplan. Seine Erkenntnis: Obwohl 63 Prozent der deutschen Bevölkerung glauben, das Glück falle vom Himmel, trifft das nur für einen winzigen Teil zu. Stattdessen könne jeder etwas dafür tun, sei jeder einzelne der Schmied seines Lebensglücks. Dabei, so mahnte Dr. Karlheinz Ruckriegel, Professor für Makroökonomie, gelte der Maximierungsgedanke „je mehr, desto besser“ nicht mehr. Statt Leistungsdenken und BIP-Wachstum müssten andere Werte her und schon in der Schule Lebenskompetenz, Lebensfreude und Persönlichkeitsentwicklung gefördert werden. Aus der Glücksgemeinde berichtete Bürgermeisterin Bettina Mettler von der Herausforderung, die Menschen dafür zu sensibilisieren, dass sie sich verantwortlich fühlen für „ihr“ Glück und das Allgemeinwohl. Am Ende war sich die Runde einig: ohne Engagement geht nichts, Glück will angepackt und gestaltet werden.
In wie vielen verschiedenen Formen das möglich ist, zeigt ein Streifzug durch das Programm der Glückswoche. Beim kreativen Kinderglück malten und experimentierten die Kleinen, Mutige wagten einen Bungee-Sprung und viele freuten sich über ein Schnäppchen beim „Einkaufsglück“. Die österreichische Band Global Kryner begeisterte mit schrägen Tönen und das Schömrock-Festival rockte Alt und Jung. Wie man sich persönliche Glücksmomente schafft, zeigten Schnupperkurse in QiGong, Akupressur und Glückstrommeln, geführte Kräuterwanderungen und Meditationen. Eine treue Fangemeinde baute sich Glücksforscherin Simone Langendörfer mit ihren gleichermaßen gehaltvollen wie unterhaltsamen Workshops und Vorträgen zur Stressbewältigung auf. „Ich habe hier ein tolles, offenes Publikum erlebt“, erzählt sie. „Die haben alle schon den ersten Schritt zum Glück gemeistert.“ Durchweg gut besucht waren auch die Expertenvorträge am Abend, die neueste Erkenntnisse der Glücksforschung und der positiven Psychologie vermittelten. Den Abschluss bildete das zentrale Glücksfest auf dem Lindenplatz mit Tanzvorführungen und kulinarischen Angeboten der Schömberger Vereine. Wie für Christen Glück empfunden werden kann, bringt die im Kurpark am 22. Juli aufgestellte Sonnenuhr mit dem Psalmvers „Meine Zeit liegt in deinen Händen“ zum Ausdruck.
„Glück ist erlernbar, wenn man etwas tut dafür“, heißt das Fazit der Glückswoche. Diese Erkenntnis hat Schömberg schon verinnerlicht. „Wir freuen uns, dass trotz des wechselhaften Wetters so viele Besucher kamen und hoffen, dass jeder ein Stückchen Glück mitgenommen hat und gerne wiederkommt“, resümierte Bürgermeisterin Bettina Mettler. Sie habe schon viele positive Rückmeldungen erhalten und sei sich sicher, dass das verschlankte, aber gezieltere Programmangebot mit wertvollen Tipps zur erfolgreichen Bewältigung des Alltags sich bewährt hat. Projektleiter Olaf Späth bilanziert ein stark gestiegenes Teilnehmerinteresse bei den Workshops und Abendvorträgen. „Ein tolles Programm, das alle Facetten des Glücks erfasst. Ich habe sämtliche Vorträge und Workshops besucht. Wie komplex das Thema Glück ist, habe ich erst hier verstanden“, fasste Besucherin Susanne Kaiser aus Nussloch ihre Eindrücke zusammen. Sie erfuhr auf der CMT von der Glückswoche. „Ich war das erste, aber bestimmt nicht das letzte Mal da“, sagt sie. Die nächste Chance dazu hat sie 2014, wenn es in Schömberg wieder heißt „zum Glück nach Schömberg“.
Die 1176 erstmals urkundlich erwähnte Schwarzwaldgemeinde Schömberg zählt zum Landkreis Calw, hat 8.520 Einwohner und besteht aus den fünf Teilorten Schömberg, Bieselsberg, Langenbrand, Oberlengenhardt und Schwarzenberg. Schömberg umfasst eine Fläche von 3.722 ha, ist ein heilklimatischer Kurort und ein wichtiges Dienstleistungszentrum zwischen Enz und Nagold. Dementsprechend sind Dienstleistungen neben Tourismus und Gewerbe ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Bettina Mettler ist seit 2007 Bürgermeisterin der Gemeinde. Weitere Infos: www.schoemberg.de; www.gluecksgemeinde-schoemberg.de.
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