„Jungen wollen mehr, Mädchen wollens besser“ Neue Studie zur Gemeinschaftsverpflegung mit Leitfaden aus Österreich
(aid) – Kinder und Jugendliche verbringen bis zu 48 Stunden pro Woche in der Schule. Die Schule ist nicht nur Lernort, sondern auch der tägliche Hauptverpflegungsort vieler Schüler. Ob die angebotenen Snacks und Speisen für Mädchen und Jungen allerdings gleichermaßen attraktiv sind, darüber gab es in Österreich bislang noch keine Erkenntnisse. „Eine vom Lebensministerium in Auftrag gegebene Studie zum Thema „Gender- und Nachhaltigkeitsaspekte in der Schulverpflegung“ macht deutlich, dass das Geschlecht einen großen Einfluss auf das Ernährungsverhalten hat“, so die Ernährungswissenschaftlerin Rosemarie Zehetgruber. Die Unternehmensberatung Kaiblinger Zehetgruber OEG – gutessen consulting hat gemeinsam mit Kolleginnen der Knoll Szalai oeg nun erstmals Datenmaterial zu Gender-Aspekten, Nachhaltigkeit und Schulverpflegung erhoben. Darauf aufbauend hat das Team Anregungen für eine innovative Schulküche sowie einen Leitfaden für Schulverwaltungen, Verpflegungsanbieter und Pädag ogen entwickelt.
Die umfangreiche Expertise geht unter anderem den Fragen nach: Wie bewerten die Schüler das bestehende Angebot und was wünschen sie sich eigentlich von einer Tagesverpflegung? „Jungen wollen mehr, Mädchen wollens besser“, so bringt Zehetgruber die Erkenntnisse der Studie auf den Punkt. Männliche Schüler hätten bei der Bewertung des Speisenangebots an ihren Schulen häufig über zu kleine Portionen geklagt, Schülerinnen hingegen über mangelnde Auswahl und Qualität. „Obwohl sich physiologisch nur wenige relevante Unterschiede im Nährstoffbedarf bei Mädchen und Jungen feststellen lassen, sind die Speisenvorlieben unterschiedlich. Kulturspezifische Gender-Normen und Werte beeinflussen die Wahl der Speisen und somit auch die Versorgung mit Nährstoffen“, so Zehetgruber. Jungen nehmen im Schnitt mehr Energie, mehr Cholesterin, mehr Vitamin B 12 und Eisen, dafür jedoch weniger Kohlenhydrate und Ballaststoffe auf. Mädchen sind besser mit Carotin, Vitamin E und Selen versorgt. Weitere Erkenntnisse der Untersuchung: In Schulen mit hohem Frauenanteil kommt mehr Gemüse und Rohkost auf den Tisch, in Schulen mit männlicher Geschlechterdominanz mehr Fleisch. Indem die Schulverpflegung (bewusst oder unbewusst) stereotypen Gender-Mustern folgt, würden die Unterschiede zwischen den Geschlechtern immer wieder neu produziert. „Anzustreben ist ein Verpflegungsangebot, das für beide Geschlechter gute Voraussetzungen schafft, ihre Ernährungsbedürfnisse zu befriedigen und bestmögliche Gesundheit zu erhalten oder zu erlangen“, so Zehetgruber.
Im Rahmen einer Optimierung von Speisen- und Snack-Angeboten spielten jedoch nicht nur ernährungsphysiologische Aspekte eine Rolle. Flexibilität bei den Portionsgrößen und Geschmacksaspekte seien ebenso wichtig. Darüber hinaus hätten sich Mädchen sowie Jungen gleichermaßen ein freundliches und sauberes Ambiente in den Speiseräumen gewünscht. Seitens der Anbieter und Caterer sei es erforderlich, neben gendersensiblen Zielgruppenanalysen auch differenzierte Partizipations- und Feedbackmöglichkeiten für Schüler, Eltern und weitere Akteure mit zu berücksichtigen. Da Essverhalten bekanntermaßen in jungen Jahren geprägt wird, sollten alle Akteure gemeinsam einem gesunden und nachhaltig produzierten Lebensmittelangebot in der Schulküche, beim Buffet oder am Schulautomaten mehr Beachtung schenken.
aid, Ira Schneider
Weitere Informationen: Die Studie „Gender- und Nachhaltigkeitsaspekte in der Schulverpflegung in Österreich“ ist als Broschüren-Leitfaden „Esskultur an Schulen nachhaltig und gendergerecht gestalten“ erschienen und kann unter www.umweltbildung.at (Rubrik Publikationen) bestellt werden.
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