Land der Ideen: Auf zu neuen Usern – Fünf Wege aus der Filterblase

Land der Ideen: Auf zu neuen Usern - Fünf Wege aus der Filterblase

Journalist Marc Winkelmann, Fachbeirat des Wettbewerbs „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ (Bildquelle: privat)

Berlin, 03.05.2016 – Dank der Algorithmen von Suchmaschinen und sozialen Netzwerken sehen Internetnutzer hauptsächlich das, was sie sehen wollen. Das kann zum Problem werden – vor allem, wenn es darum geht, sich ein umfassendes Bild über aktuelle Nachrichten zu machen. Journalist Marc Winkelmann gibt fünf Tipps für den Blick über den digitalen Tellerrand.

60 Prozent der Deutschen lesen Nachrichten online. Jeder Vierte (25 Prozent) nutzt soziale Netzwerke, um sich über das aktuelle Geschehen zu informieren (1). Viele bewegen sich dabei in sogenannten Filterblasen. Denn das Sammeln von Daten und die Algorithmen von Suchmaschinen und sozialen Netzwerken sorgen dafür, dass Nutzern vor allem Inhalte angezeigt werden, die zu ihren Interessen passen.

„Für die User ist das bequem und für die Werbewirtschaft lukrativ. Allerdings kann das Phänomen der Filterblase den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden“, sagt Marc Winkelmann, Chefredakteur des Magazins „enorm“. „Wer immer nur Nachrichten liest, die die eigenen Meinungen und Einstellungen bloß bestätigen, entwickelt einen eingeschränkten Blick auf die Welt. Um Zusammenhänge zu verstehen, wie etwa in der Flüchtlingsfrage, ist es wichtiger als je zuvor, sich mit anderen Sichtweisen auseinander zu setzen“, so der Experte. Winkelmann ist Fachbeirat des Wettbewerbs „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“, mit dem die Deutsche Bank und die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ dieses Jahr Projekte prämieren, die den Mehrwert gemeinschaftlichen Handelns aufzeigen. „Um diesen zu erkennen, ist es wichtig, die eigene Filterblase regelmäßig zu verlassen“, so der Journalist. Er gibt fünf Tipps, mit denen der Blick über den digitalen Tellerrand gelingt:

1. Kenne deine Bubble
„Das Internet kann den eigenen Horizont unglaublich erweitern, allerdings muss man Filterblasen als solche erkennen und die Technik dahinter verstehen“, sagt Marc Winkelmann. Wer sehen will, wie personalisiert die Inhalte tatsächlich sind, die ihm im Netz angezeigt werden, macht am besten den direkten Vergleich: Zwei Nutzer an unterschiedlichen Geräten und Orten stellen die gleiche Suchanfrage an Google und schicken sich gegenseitig einen Screenshot der ersten zehn Ergebnisse. Unterschiede lassen sich bereits zwischen der Suche per Smartphone oder der via Laptop erkennen.

2. Bleibe undercover
Die Personalisierung von Inhalten basiert auf den Spuren, die Nutzer im Netz hinterlassen. Diese können bereits mit wenigen Klicks reduziert werden: zum Beispiel, indem man Cookies löscht oder Standortdienste deaktiviert. Wer beim Surfen zudem den Inkognito-Modus seines Browsers verwendet, verhindert, dass Informationen zu besuchten Seiten oder Downloads gespeichert werden.

3. Suche anders
Auch wenn das für viele Internetnutzer heutzutage kaum denkbar ist: Es muss nicht immer Google sein. Suchmaschinen wie DuckDuckGo oder Unbubble versprechen hohen Datenschutz und Ergebnisse, die nicht personalisiert werden. Für neue Impulse reicht es zudem oft schon, auch die zweite Seite der Google-Ergebnisse zu durchforsten. Das tun laut einer Untersuchung nur 0,17 Prozent der User (2).

4. Sortiere abweichende Meinungen nicht aus
Soziale Netzwerke wie Facebook machen es Usern einfach, ihre Kontakte zu verwalten. Wer oder was nicht gefällt, kann mit wenigen Klicks verborgen, ignoriert oder ganz aus der eigenen Timeline verbannt werden. „Wir sollten andere Meinungen nicht einfach aussortieren. Ganz im Gegenteil: Nur regelmäßiger Austausch kann verhindern, dass sich einzelne Gruppen in ihren Ansichten noch weiter von einander entfernen und der gesellschaftliche Zusammenhalt verloren geht“, sagt Marc Winkelmann.

5. Sei offen – auch offline
„Am besten entkommt man der eigenen Filterblase, wenn man den Blick vom Bildschirm abwendet“, sagt Winkelmann. Wer im Alltag offen auf Menschen anderer Kulturen oder Altersgruppen zugeht, erweitert seinen Horizont automatisch – etwa bei ehrenamtlicher Arbeit. Wer die dabei gewonnenen Kontakte zudem nach Empfehlungen für Blogs, News-Portale oder Unterhaltungsseiten fragt, bekommt so auch online neue Impulse.

(1) Befragung zur derzeitigen Nutzung von Nachrichtenquellen. Reuters Institute for the Study of Journalism: Digital News Report 2015. http://digitalnewsreport.org/survey/2015/sources-of-news-2015/
(2) Untersuchung des SEO-Softwareanbieters Sistrix, Oktober 2015 https://www.sistrix.de/news/klickwahrscheinlichkeiten-in-den-google-serps/

Über Deutschlands Innovationswettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“
„NachbarschafftInnovation – Gemeinschaft als Erfolgsmodell“: Unter diesem Motto steht der Wettbewerb 2016. Die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ und die Deutsche Bank würdigen bundesweit die 100 besten Projekte, die den Mehrwert und das Potenzial gemeinschaftlichen Handelns für die Gesellschaft aufzeigen, ob in Unternehmenskooperationen, wissenschaftlichen Netzwerken oder Nachbarschaftsinitiativen. Die Sieger werden am 31. Mai bekanntgegeben.
Mehr erfahren unter www.ausgezeichnete-orte.de

Deutschland ist das Land der Ideen. Gemeinsam mit unterschiedlichen Partnern entwickelt die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ Projekte und lobt Wettbewerbe aus, um den Blick auf das Land, seine Menschen und ihre Ideen zu lenken.

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