NABU fordert EU-Aktionsplan gegen den Beifang von Seevögeln in der Fischerei
Tschimpke: 200.000 Vögel sterben jährlich in Fangnetzen
Berlin – Der NABU und sein weltweiter Dachverband BirdLife International haben die europäischen Fischereiminister vor ihrer morgigen Tagung in Brüssel aufgefordert, sich geschlossen für einen besseren Schutz von Seevögeln einzusetzen. „Die Zeit des Zögerns ist vorbei“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. „Die Staaten müssen endlich den sinnlosen massenhaften Tod von Seevögeln in den Netzen der europäischen Fischerei beenden.“ Europa habe sich verpflichtet, den Verlust der Artenvielfalt bis 2010 zu stoppen; nun sei es an der Zeit, Taten folgen zu lassen. „Wir brauchen einen EU-Aktionsplan, der den verbindlichen Rahmen für koordinierte Schutzmaßnahmen schafft“, forderte Tschimpke.
Jahr für Jahr sterben mehr als 200.000 Seevögel als Beifang in den Netzen europäischer Fischer. Sie ertrinken an den Haken der Langleinenfischerei oder verenden qualvoll in den Schlepp- und Stellnetzen. Arten wie der Balearen-Sturmtaucher sind durch den vermeidbaren Tod inzwischen vom Aussterben bedroht. Dieser Zustand steht in völligem Gegensatz zu dem gegenwärtigen Reformprozess der EU-Fischereipolitik, der auf eine nachhaltige und ökosystemverträgliche Fischerei zielt. Der NABU und BirdLife International fordern deshalb die europäischen Minister auf, einen ambitionierten EU-Aktionsplan zu entwickeln, der Seevögel besser schützt.
Die Europäische Kommission habe es in den vergangenen zehn Jahren versäumt, effektive Maßnahmen einzuführen, die den Beifang von Meeresvögeln verhindern, kritisierte NABU-Meeresschutzexperte Kim Detloff. Dabei hätten andere Staaten bereits erfolgreich gezeigt, dass einfache technische Lösungen die Vögel effektiv schützen könnten.
Beispiele dafür seien modifizierte Haken, Gewichte an Leinen oder Netzen und Vorrichtungen zur Abschreckung. „Solche Lösungen haben keine oder nur minimale Auswirkungen auf den Ertrag der Fischer“, erklärte Detloff. Enorm seien dagegen die positiven Resultate: So habe Südafrika den Beifang von Seevögeln in der Langleinenfischerei und der Schleppnetzfischerei auf Seehecht um bis zu 85 Prozent reduzieren können. Diesem Beispiel müsse die EU nun folgen.
Für Rückfragen:
Dr. Kim Detloff, NABU-Meeresschutzexperte, 030-284984-1626, mobil 0152-09202205.
Im Internet zu finden unter www.NABU.de