Neue Vorwürfe gegen ehemalige Sal.-Oppenheim-Führung
Die Kölner Staatsanwaltschaft hat bei den Ermittlungen gegen die ehemaligen Leiter der beinahe zusammengebrochenen Privatbank Sal. Oppenheim mehr Vorwürfe zusammengetragen als bisher bekannt. Das berichtet das manager magazin in seiner am Freitag erscheinenden Mai-Ausgabe. Gegen die bis zur Übernahme des Instituts durch die Deutsche Bank amtierende Führung unter Matthias Graf von Krockow, Friedrich Carl Janssen, Christopher Freiherr von Oppenheim und Dieter Pfundt sowie den ehemaligen Aufsichtsratschef Georg Baron von Ullmann wird wegen des Verdacht der Untreue, auch in einem besonders schweren Fall, sowie der pflichtwidrigen Schädigung des Bankvermögens ermittelt. Der Immobilienentwickler Josef Esch wird der Beihilfe beschuldigt.
Bei den Vorwürfen geht es laut manager magazin unter anderem um einen Kredit über 350 Millionen Euro, den die Bank über eine Strohmannfirma an die Arcandor-Großaktionärin Madeleine Schickedanz ausgereicht hatte. Die Zweckfirma gehörte mittelbar Esch, von Krockow, von Oppenheim und von Ullmann, die gleichzeitig persönlich beziehungsweise über zwischengeschaltete Firmen für den Kredit bürgten.
Zudem wird der einstigen Bankführung vorgeworfen, ein Büroprojekt in Frankfurt, das ursprünglich von Sal. Oppenheim hätte genutzt werden sollen, zu teuer angekauft zu haben, obwohl die zuständige Fachabteilung dagegen votiert hatte. Verkäufer war ein Fonds, in den Mitglieder der Bankführung privat investiert hatten. Ein Verwaltungsgebäude in Köln, das ebenfalls einem Privatfonds unter Beteiligung einiger Bankleiter gehörte, wurde laut Staatsanwaltschaft zu einer weit überhöhten Miete an die Bank vermietet.
Eine von Sal. Oppenheim gekaufte Villa in Köln wurde den Ermittlungen zufolge zu billig an Christopher von Oppenheim vermietet. Das Haus wird von seiner Mutter genutzt.
Pfundt und Janssen werden darüber hinaus beschuldigt, sie hätten sich bei der vorzeitigen Rückgabe ihrer Bankanteile auf Basis der Bilanz 2008 auszahlen lassen, obwohl sie hätten wissen müssen, dass dieser Abschluss aufgrund viel zu geringer Wertberichtigungen, unter anderem wegen des Arcandor-Risikos, falsch gewesen sei. Altgesellschafter der Bank haben Strafanzeige erstattet.
Die Sonderkommission „Byzanz“ unter Oberstaatsanwalt Torsten Elschenbroich und Staatsanwalt Gunnar Greier hat schon zahlreiche Zeugen vernommen, darunter ehemalige Partner und Gesellschafter der einst größten Privatbank Europas, sowie umfangreiches Aktenmaterial gesichtet. Mit einer möglichen Anklageerhebung ist laut manager magazin frühestens im kommenden Jahr zu rechnen.
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