Mit der Ausstellung „This Was Tomorrow. Pop Art in Great Britain“ beleuchtet das Kunstmuseum Wolfsburg die Anfänge der Pop Art.
Sind die „Sixties“ wirklich wieder im Kommen? Die britische Pop Art jedenfalls scheint aktueller denn je. Ob Konsumreflexion, die Gefahren der Macht- und Atompolitik oder die Befragung von Geschlechterrollen: Die zentralen Themen der Pop Art aus Großbritannien, die nach dem Zweiten Weltkrieg Kunst und Medien ebenso wie Kunst und Leben auf neue Art verbindet, bewegen uns noch immer. Auch hat die im Gegensatz zur US-Variante mehr aufgeraute und vielschichtigere Ästhetik der britischen Pop Art nichts von ihrem besonderen Appeal verloren. Jenseits von Oberflächenreizen werden hier immer wieder große Fragen wie die Rolle der Medien oder des Menschen in der Konsumgesellschaft verhandelt.
Genau 60 Jahre nach Richard Hamiltons bahnbrechender Multimedia-Installation „Fun House“, realisiert für die Ausstellung „this is tomorrow“ in London, verbindet die ambitionierte Großausstellung THIS WAS TOMORROW im Kunstmuseum Wolfsburg in einer multimedialen Inszenierung Malerei, Skulptur, Collage, Architektur, Zeichnung, Installation, Film, Musik und Fotografie zu einem einzigartigen Panorama der Pop Art in Großbritannien – zum ersten Mal seit Uwe M. Schneedes Präsentation „Pop Art in England“ 1976 im Kunstverein Hamburg.
Was konkret ist kulturhistorisch neu und anders an dieser Ausstellung? Der intensive Blick auf weibliche Akteure der Pop Art, der starke Fokus auf die eng mit der Kunstszene vernetzten, zukunftsweisenden Architekten Alison und Peter Smithson, Cedric Price und Archigram, ferner die dezidierte Einbeziehung von Musik, Zeitschriftenkultur, Fernsehen und Film als gleichwertigen Medien weiterer Grenzüberschreitung sowie der erweiterte Zeitrahmen: Der Bogen der Ausstellung spannt sich von Eduardo Paolozzis frühen Pariser Collagen von 1947 bis zum Höhe- und Endpunkt des „Swinging London“ 1968.
In der 16 Meter hohen Halle entstehen Straßen, Plätze und Künstlerhäuser unterschiedlichster Größe und Höhe für die sehr individuell arbeitenden, jedoch nicht selten freundschaftlich und inhaltlich einander verbundenen Akteure der Kunst- und Kulturszene der „Swinging Sixties“: Zentrale Protagonisten wie Peter Blake, David Hockney, R. B. Kitaj und Allen Jones, gemeinhin etwas unbekanntere, jedoch wesentliche Mitstreiter wie Derek Boshier, Peter Phillips, Richard Smith, Gerald Laing, Patrick Caulfield, Antony Donaldson, Colin Self und Joe Tilson, aber auch die oft vernachlässigten, dezidiert weiblichen Positionen von Pauline Boty und Jann Haworth sind dort mit größeren Werkgruppen zu erleben.
Die Ausstellung schließt mit Werken und Zeitschriften der Architektengruppe Archigram, die in ihren Projekten aus der Kunst, Musik und Mode ihrer Zeit schöpfen und exemplarische Pop-Architektur bis hin zur Pop-up-Stadt entwerfen sowie der Wandlung des „Swinging London“ zum „Swingeing London“ 1968. Der Bogen der Ausstellung von den frühen Collagen Paolozzis in Paris bis zu Hamiltons Bildrelief mit Mick Jagger und dem Galeristen Robert Fraser in Handschellen macht die künstlerische und kulturhistorische Bedeutung der britischen Pop Art mit allen Sinnen erlebbar – und erschließt diese Zeit als wesentliche Vorgeschichte unseres Heute.
KünstlerInnen, ArchitektInnen, Filmregisseure, Musikbands und Fotografen in der Ausstellung: Michelangelo Antonioni, Archigram, David Bailey, The Beatles, Peter Blake, Derek Boshier, Pauline Boty, Patrick Caulfield, Antony Donaldson, Richard Hamilton, Jann Haworth, Nigel Henderson, David Hockney, Allen Jones, R. B. Kitaj, Gerald Laing, Roger Mayne, Lewis Morley, Eduardo Paolozzi, Peter Phillips, Cedric Price, Ken Russell, James Scott, Colin Self, Michael Seymour, Richard Smith, Alison und Peter Smithson, Lord Snowdon, Rolling Stones, Joe Tilson, The Who u. a. m.
Ausstellungskatalog: Zur Ausstellung erscheint im Wienand Verlag das gleichnamige umfassende Katalogbuch in deutscher und englischer Ausgabe, herausgegeben von Ralf Beil und Uta Ruhkamp, mit Essays von Ralf Beil, David E. Brauer, Anne Massey, Rainer Metzger, Uta Ruhkamp und John-Paul Stonard, Texten u. a. von Daniel F. Herrmann, Kay Heymer, Francis Outred, Sue Tate und Victoria Walsh sowie einer Chronologie der Jahre 1947 bis 1968. 432 Seiten mit ca. 400 Abbildungen, 24 x 31 cm, gebunden, gestaltet vom Bureau Mario Lombardo. 38 EUR im Museumsshop.
Gezeigt wird die Ausstellung vom 30. Oktober 2016 bis zum 19. Februar 2017
Die Pressekonferenz findet am Donnerstag, 27. Oktober 2016 um 11.15 Uhr statt. Pressevertreter können sich unter presse@kunstmuseum-wolfsburg.de anmelden.
Eröffnung am Samstag, 29. Oktober 2016, 19 Uhr und Party ab 21 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Das Kunstmuseum Wolfsburg wurde im Jahr 1994 eröffnet und kann bereits heute auf eine einzigartige Geschichte mit einer Vielzahl maßgeblicher Ausstellungen und Veranstaltungen zurückblicken. Es ist in kurzer Zeit gelungen, das Haus regional zu verankern und gleichzeitig international Beachtung zu finden. Das Museum ist der Kunst aus Gegenwart und Moderne gewidmet und es vereint die verschiedensten Medien, angefangen von Malerei, über Skulpturen und Fotografie, Video und neue Medien bis zu Mode und Design. Das imposante, modernistische Gebäude im Zentrum der Stadt gelegen, präsentiert auf 3500 qm Ausstellungsfläche sowohl wechselnde Ausstellungen als auch Werke aus der Sammlung.
The Kunstmuseum Wolfsburg was opened in 1994 and can already look back at a unique history with numerous authoritative exhibitions and events. Within a brief period of time, it has been possible for the museum to position itself locally and find international recognition at the same time. The museum is dedicated to modern and contemporary art, combining diverse media ranging from painting, photography and sculpture and the new media to fashion and design. The striking modernist building located in the heart of the city presents temporary exhibitions as well as works from its own collection on 3,500 square meters.
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