Soziale Gerechtigkeit – kritisch hinterfragt

Mainz. Kaum ein zweiter Begriff wird in politischen Diskussionen so häufig benutzt wie die soziale Gerechtigkeit. Kein Parteiprogramm, keine Politikerrede und keine politische Talkshow scheint ohne diesen Begriff auszukommen. Dabei sprach schon der renommierte Ökonom und Nobelpreisträger Friedrich August von Hayek im Zusammenhang mit der sozialen Gerechtigkeit von einem „quasi-religiösen Aberglauben“.

Fast eine Billion Euro fließen in Deutschland Jahr für Jahr in die Sozialsysteme und in die Altersversorgung. Geld genug, sollte man meinen. Auch global betrachtet ergibt sich ein recht erfreuliches Bild: Die Zahl der wirklich Armen Menschen ist in den vergangenen Jahrzehnten signifikant zurückgegangen. Tatsächlich wurden die Reichen immer reicher, aber die Armen nicht zwangsläufig immer ärmer.

Der Wirtschaftsjournalist und Autor begibt sich mit seiner jetzt erschienenen Streitschrift „Die Gerechtigkeits-Lüge“ auf ein hochbrisantes und hochemotionales Terrain. Der 60jährige Inhaber eines Redaktionsbüros stellt die Frage in den Mittelpunkt seines 100seitigen Buches, weshalb im politischen Diskurs der Begriff soziale Gerechtigkeit inflationär verwendet wird, ohne dass irgendwo klar definiert wäre, wann es in einer Gesellschaft wirklich sozial gerecht zugeht.

Brückner ist überzeugt, dass Hayeks Befund aktueller ist denn je. Der Ökonom schieb, soziale Gerechtigkeit sei in der Praxis einfach das Schlagwort geworden, „das von allen Gruppen genutzt wird, deren Status zu sinken droht“. Bis heute, so Brückner, sei soziale Gerechtigkeit ein Zauberwort, um die Steuerschraube weiter anzuziehen und die (Sozial)Bürokratie weiter aufzublähen. Brückner plädiert für eine Gesellschaft freier Bürger und mehr Gerechtigkeit. Ganz ohne Adjektiv. Er weiß, dass seine Streitschrift provoziert und Widerspruch hervorrufen wird. „Aber das ist nun einmal der Sinn einer Streitschrift; sonst wäre es ja ein Konsens-Traktat“, sagt der Autor.

Das Buch ist im österreichischen Verlag frank&frei erschienen und in allen (Online)-Buchhandlungen für 8,90 Euro erhältlich. Die eBook-Ausgabe kostet 6,99 Euro.

Michael Brückner hat als langjähriger Redakteur 1995 das Redaktions- und Textbüro Brückner in Ingelheim bei Mainz gegründet.

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