Fast jeder Taucher, der schon lange und auch oft taucht, kommt an einen gewissen Punkt, wo er sich fragt: „Was gibt es da noch?“ Vielleicht gehörst Du ja auch dazu?
Du tauchst schon mehrere Jahre – womöglich sogar schon Jahrzehnte. Du versuchst so oft wie es geht ins Wasser zu kommen, um „fit zu bleiben“. Dein Job, dein/e Freund/in, deine Familie machen dieses Vorhaben nicht wirklich einfacher. Sicher: im gemeinsamen Urlaub im Jahr hast Du mehr Zeit zum Tauchen. So jedenfalls hast Du deinen Urlaub geplant. Ein Tauchgang pro Tag muss drin sein. Vielleicht sogar ein ganzer Tauchtag auf dem Boot. Motivation ins Wasser zu springen ist massig vorhanden, der Tauchplatz spektakulär – alles toll. Dafür hast Du dich daheim im See „fit gehalten“.
Aber leider dauert der Urlaub nur wenige Tage im Jahr – sehr viel weniger, wie die Zeit, die Du in deinem heimischen See verbringst. Du magst zwar deinen See sehr gerne – kennst Du doch wirklich jeden Fisch beim Vornamen – aber eine Überraschung unterwasser suchst Du vergebens. Jetzt mal ehrlich: das gemeinsame Treffen mit deinem Tauchpartner und auch vielleicht das Dekobier danach sind Dir mittlerweile wichtiger geworden als der Tauchgang selbst? Schließlich gibt es unterwasser kaum noch was zu verbessern an deiner Tauchausrüstung. Über Tarierung denkst Du gar nicht mehr nach – Du tarierst einfach perfekt in jeder Tiefe. Dein Scubapro Master Jacket aus den 80ern verrichtet seinen Dienst nach wie vor einwandfrei. Sieht zwar nicht mehr neu aus und Du musstest auch schon ein paar mal Aquasure für das ein oder andere Loch verwenden – aber hey: ohnmachtssicher! Das Hauptargument, welches Du selbst immer als erstes bringst, wenn Dich jemand nach den Vorzügen deines BCDs fragt. Dein Scubapro D400 (natürlich die erste Version) im Verbund mit seiner MK10 hast Du noch nie zum Vereisen gebracht. Alles bis zur Perfektion gefeilt! Wenn da nur nicht der Rücken ab und an mal zwickt. Dennoch: ist Tauchen in deinem See mittlerweile vielleicht sogar langweilig geworden? Auch wenn es niemand so recht ausprechenn will, denn dafür ist Dir das Tauchen eigentlich viel zu wichtig. Vielleicht ist es an der Zeit, die Art zu ändern wie Du tauchst. Etwas Neues zu probieren – nur der Neuigkeit wegen.
Tauchen dasselbe wie vor 50 Jahren?
Zugegeben: das Tauchen wird sich nicht mehr neu erfinden. Punkt. Die Physik kann man nicht ändern. Die Technik derAtemregler stammt aus den 40ern und hat sich seitdem nicht wesentlich verändert. Auch die Auftriebshilfen sind nach wie vor nur Hüllen, die man mit Luft aus einer Flasche befüllt unterwasser. Ja, sie tragen sich angenehmer und haben mehr Features, aber die eigentliche Funktionsweise hat sich nicht verändert. Von Flossen, Maske und Schnorchel mal ganz zu schweigen. Bunter geht immer und wenn einem Hersteller die Ideen komplett ausgehen, dann kommt die Farbe „Pink“ ins Spiel. Einzig die Einführung erschwinglicher Tauchcomputer sowie indirekterweise die Leistung und Preisverfall digitaler Kameras konnten dem Sporttauchen einen gewissen Schub verleihen.
Du bist fortgeschrittener Taucher – das weiß ich. Ich weiß auch, dass Du ab und an mal dein Jacket am Ende des Tauchgangs unterwasser ausziehst und deinen Dekostop frei schwebend neben deinem Jacket verbringst. Nur verbunden mit dem Atemregler-Schlauch. Flasche und vielleicht auch das komplette Blei sind am Jacket dran, welches Du dabei nicht mehr auf dem Rücken spürst. Warum? Weil es Spaß macht und man plötzlich ein wenig mehr an Freiheit geniest! Wieso also nicht immer diesen Spaß und das erweiterte Freiheitsgefühl beim Tauchen? Richtig, darauf gibt es keine vernünftige Antwort. Mach es einfach oder probiere es wenigstens mal aus: pack deine Flasche(n) an die Seite – voila: Sidemount Tauchen!
Sidemount Tauchen – Alles bleibt anders!
Ja, auch sogar Sidemount Tauchen kann das Rad nicht neu erfinden – aber es lässt zumindest das Rad anders herum drehen… oder so ähnlich. Beim Sidemount Tauchen („Sidemount“ ist ein etwas eingedeutschter Begriff. Im Englischen wird das Wort getrennt, also „side mount“) wird die Flasche oder idealerweise beide Flaschen rechts und/oder links an der Seite des Körpers unter den Armen getragen mit dem Ventil in Blickrichtung des Tauchers. Direkt auf dem Rücken des Tauchers befindet sind dann meistens der Auftriebskörper, welcher genau wie sein herkömmliches BCD/Jacket-Pendant mittels Inflator-Schlauch und Ablaßventil bedienen lässt. Soweit war es eigentlich auch schon mit der Erklärung zum Sidemount Tauchen – mehr ist es nicht. Daraus ergeben sich aber – neben dem oben genannten Spaßfaktor – durchaus handfeste Vorteile beim Tauchen. Da wäre zum einen die Tatsache, dass man die komplette „Technik“, also Schläuche, Anschlüsse und 1. Stufen mehr oder weniger direkt vor der Nase hat – sofern man den Kopf ein klein wenig nach rechts oder eben links dreht. Man sieht also ein eventuell auftretendes Problem schneller und kann sofort entsprechend handeln. Die Atemregler-Technik ist mittlerweile zwar ziemlich idotensicher und auch fast ausfallsfrei, der Zugewinn an – wenn auch nur psychologischer – Sicherheit während des Tauchens ist enorm.
Ein weiterer Vorteil ist, dass der Rücken beim Tauchen deutlich entlastet wird. Zwar wird beim Tauchen immer das Gefühl der Schwerelosigkeit propagiert, aber Bleigewichte und Auftriebskörper, deren Auf- und Abtriebskräfte sich gegenseitig beim Tarieren neutralisieren sollten, merkt der Taucher meist dann doch deutlich. Das gilt vor allem wenn zuviel Gewicht mitgenommen wird und das BCD dadurch mehr Auftrieb leisten muss.
Auch die Verlagerung des Schwerpunktes des Tauchers bringt Vorteile. Ist typischerweise der Schwerpunkt bei einem normalen Taucher mit Flasche auf dem Rücken etwas oberhalb des Rückens (ausgehend von einer horizontalen Lage im Wasser), so verlagert sich der Schwerpunkt beim Sidemount-Tauchen mehr nach unten in Richtung Wirbelsäule. Wenn man dann noch mit mehr Flaschen taucht und dann vielleicht noch mit Aluminium-Flaschen, dann wird der Unterschied des Schwerpunktes nochmals deutlicher. Warum das wichtig ist? Richtungsänderungen (in alle Richtungen) fallen einem plötzlich deutlich einfacher. Ob das unterwasser so gewollt ist, sei jetzt einfach mal so dahingestellt.
Sidemount Tauchen – gewöhnlich neu
Aber fangen wir doch einfach vom Anfang an: dem Aufrödeln am Tauchplatz. Wir gehen mal davon aus, dass man mit zwei Flaschen taucht, weil man es kann, weil man es will, weil der Tauchgang etwas länger und/oder tiefer gehen soll oder man einfach doppelt soviel Luft mitnehmen möchte als man verbrauchen wird – als zusätzliches Sicherheitspolster – Du suchst dir deinen Grund selber aus. Sicherlich bedeuten zwei Flaschen und zwei Atemregler-Sets und somit auch doppelte Kosten. Aber diese zusätzlichen Ausgaben macht man nur einmal bzw. zwei Flaschen zum TÜV zu bringen kostet nun auch nicht sehr viel mehr.
Die Flaschen werden einzeln „fertiggemacht“ und idealerweise dann auch schon gleich ins/ans Wasser an der Einstiegsstelle gebracht. Dann geht man wieder ans Auto und zieht sich um. Weil Du in deinem heimischen See tauchst, wirst Du dir also deinen Trocki anziehen. Dann kommt das Sidemount Jacket inkl. Blei. Blei wirst Du wahrscheinlich auch etwas weniger brauchen, weil die am Markt erhältlichen Sidemount Jackets deutlich weniger Auftrieb haben als übliche ADV-Jackets. Wie das Blei am Sidemount Jacket befestigt wird, unterscheidet sich teilweise erheblich. Das xDEEP Stealth 2.0 Sidemount System verwendet zB. mit Klett gesicherte Fächer entlang der Wirbelsäule. Rückenschonender kann man sein Blei nicht am Körper tragen. Die Bleitaschen beim xDEEP Stealth kann man aus drei verschiedenen Größen auswählen. Die Kapazität reicht dabei bis zu 16 Kilos an Blei ausgehend vom größten Gewichtssystem. Die Auftriebsblase beim xDEEP Stealth wird dann über das Bleisystem auf dem Rücken getragen. Elastische Gummibänder in Verbindung mit Karabinern sichern die Blase nach vorne und halten diese stramm am Körper, sodaß nichts abstehen kann, d.h. weniger Strömungswiderstand beim Tauchen. Gut, das kommt in deinem See jetzt nicht wirklich groß zum Tragen, macht aber dennoch einfach eine bessere Figur unterwasser. Jetzt schnappt man sich seine ABC-Ausrüstung und geht mit angelegtem Sidemount Jacket an die Einstiegsstelle. Ja, man muss zweimal zum Wasser laufen. Aber erstens hast Du dein Auto nah beim Einstieg geparkt und zweitens sagt dein Rücken danke, wenn Du zweimal leicht unterwegs bist als einmal schwer.
Beim Einstieg angekommen gehst Du idealerweise hüfttief ins Wasser und ziehst deine Flossen an. Die Flaschen, welche Du vorher schon ins Flachwasser gelegt hast, kannst Du jetzt problemlos im Wasser händeln, da ihr Gewicht durch das Wasser praktisch komplett wegfällt. Die Flaschen werden jetzt nahe des Flaschenbodens am unteren Rücken in spezielle D-Ringe eingeklippt oder sogar in eine spezielle „Butt-Plate“ (eine angeschraubte Verlängerung des Jackets nach unten mit großen, einfach zu handhabenen „Griffen“ zum Einhängen der Flaschen. Ein Muss wenn man mit mehr als zwei Flaschen pro Seite unterwegs sein will – oder nur zum Verbessern des Komforts) Oben an der Flaschenschulter wird der Tank in Brustnähe eingeklippt. Ein optionales Gummiband um das Flaschenventil sorgt dafür, dass der obere Teil der Flasche immer schön eng am Oberkörper anliegt und nicht „baumeln“ kann während des Tauchgangs.
Die Flaschen sind jetzt am Körper befestigt. Der zweite Atemregler, der im Moment keine unmittelbare Verwendung findet, wird mit dem Mitteldruckschlauch entlang der Flasche fixiert. Dazu verwendet man einfache Gummibänder oder elastische Textil-Bänder mit Griff – je nach Vorlieben. Zu jeder Flasche gehört natürlich auch ein Finimeter am Hochdruckschlauch. Da das Fini aber nicht mehr um den Körper nach vorne geführt werden muss, genügt ein HD-Schlauch, der gerade so lang ist, dass man diesen schön nach Bedarf an der Ersten Stufe oder am Flaschenhals befestigen kann. 20 bis 25cm sind dazu vollkommen ausreichend. Die Länge der Mitteldruckschläuche zu den zweiten Stufen sind mehr oder weniger „normal“ lang. Also irgendwas zwischen 55 und 90cm. Der Schlauch des Automaten, aus dem man atmet, wird dabei einmal DIR-mäßig um den Hals gelegt. Das hat zwei Vorteile: erstens hat man die überflüssige Schlachlänge aus dem Weg geräumt (kleine Erinnerung: die Erste Stufe ist ja nur wenige cm vom Mund weg) und zweitens hat man dennoch ein gute Länge zum Händeln, falls dem Tauchpartner unterwasser mal die Luft wegbleibt. Der Automat, welchen man im Mund hat, ist einfach schneller in der Schnute vom Partner. Den zweiten Automat zieht man dann problemlos aus den Laschen am zweiten Tank und atmet eben daraus.
Sidemount – Alles bleibt neu
Dein heimischer See wird durch dein neues Sidemount Jacket zwar nicht spektakulärer oder wärmer oder die Sicht wird besser, aber Du hast mit Sicherheit einen Ticken mehr Spaß – schon allein aus dem Grund, weil Du was Neues probierst. Weniger Zwicken im Rücken hast Du erfreulicherweise auch und unter diesen einen Baumstamm auf 15 Meter Tiefe kommst Du jetzt auch locker durch, weil sich deine Flasche, die Du normalerweise immer auf dem Rücken getragen hast, nicht mehr in den Ästen verfangen kann. Bähm! Sidemount Tauchen!
Der Tauchgang ist zu ende. Du bist wieder am Einstieg. Du hast immer noch 50bar in der Flasche – der andere Tank ist natürlich immer noch voll. Kein Grund also für den zweiten Tauchgang die Flaschen zu wechseln. Der Tank mit den 50 bar reicht als Reserve locker aus. Also klippst Du die Flaschen aus und lässt diese im Flachwasser zurück während Du ans Auto gehst und dir einen Schluck Kaffee gönnst. Dabei denkst Du drüber nach wieviel dein altes Scubapro Master Jacket noch auf Ebay bringen wird.
Ach, Du tauchst gar nicht in heimischen Seen und ein Master Jacket hast Du auch nicht? Du bist im Ausland in unerforschten Unterwasserhöhlen unterwegs oder bahnst Dir deinen Weg durch riesige unzugängliche Wracks vor der Küste Schottlands, wo Du dich durch die kleinsten Öffnungen zwängen musst? Ja, dann tauchst Du sowieso schon seit Jahren Sidemount und brauchst um die Vorzüge von Sidemount Jackets keine Belehrungen mehr von unserer Seite aus 😉
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